Ackermann kauft sie alle, ob Finanzstaatssekretäre oder Bankenaufseher
Hätte das Handelsblatt die Angelegenheit nicht aufgegriffen, sie wäre geräuschlos über die Bühne gegangen: Der Wechsel des obersten Bankenaufsehers von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) als Vice-Chairman zur Deutschen Bank. Nachdem der Wechsel öffentlich wurde, will der bisherige BIZ Generaldirektor Malcolm Knight seinen mit rund 720.000 $ dotierten Spitzenjob bei der “Notenbank der Notenbanken” Ende September wenigstens vorzeitig aufgeben, um dann ab 6. Oktober für die Deutsche Bank als Koordinator zu seiner früheren Bankenaufsichtsbehörde tätig zu werden. Ein besseres Schnäppchen hätte der Deutsche Bank-Chef Ackermann nicht machen können.
Damit hat Ackermann einen Mann eingekauft, der bestens darüber informiert ist, was die Bankenaufseher derzeit auf globaler und nationaler Ebene planen, um die aktuelle Finanzkrise aufzuarbeiten und der wie kaum ein anderer Jahre lang Zugang zu wichtigen Informationen über die Konkurrenten seines neuen Arbeitgebers hatte.
Auch der der oberste Bankenaufseher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Helmut Bauer, leitet seit Februar 2008 die neue Abteilung “Aufsichtsangelegenheiten” bei der Deutschen Bank.
Ackermann ist damit bestens gegen seine Wettbewerber, gegen die Pläne der Finanzaufsicht oder für den Abwehrkampf gegen Regulierungsmaßnahme von Regierungsseite gewappnet. Hat die Deutsche Bank doch erst vor zwei Jahren Hans Eichels Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser eingekauft.
Es ist eben alles nur eine Frage des Geldes.
Offenbar verstoßen solche Wechsel nicht gegen geschriebene oder ungeschriebene Verhaltenskodizes. Dass die Finanzaufsicht nach der Finanzkrise nun auch noch mit einer Glaubwürdigkeitskrise zu tun hat, stört offenbar weder den ehemaligen Bankenaufseher noch den Chef der Deutschen Bank. An die Stelle von Schamfristen bei solchen Wechseln der Fronten zwischen angeblich unabhängigen öffentlichen Institutionen und der Privatindustrie ist die schiere Schamlosigkeit getreten. Kohl, Schröder, Clement, Schily, Riester, Berninger, Issing, Bury, Merz, Schlauch, Koch-Weser, Tacke, Gerster, Schnappauf, Tritz , Tacke, Müller und viele andere mehr haben es vorgemacht [PDF – 284 KB].
Das Vertrauen in die Unabhängigkeit öffentlicher Einrichtungen spielt offenbar keine Rolle mehr.
Merkwürdig auch, dass die Unternehmen, die sich in solche Netzwerke nicht einkaufen können, das gleichfalls offenbar klaglos hinnehmen.
Siehe die weiteren Beiträge im Handelsblatt zu diesem Thema: