Der Gebrauch mancher Begriffe müsste geächtet werden – populistisch, Zivilgesellschaft, Narrativ zum Beispiel
Heute sind die Medien voll von Berichten und Kommentaren zu den Vorwahlen in New Hampshire. Einen „populistischen“ Außenseiter nennt sogar die Süddeutsche Zeitung den Sieger der Demokraten Sanders. In anderen Medien ähnlich. Wer die Macht des Großen Geldes und die Wahlkampffinanzierung kritisiert und die Hochschulen auch den Ärmeren zugänglich machen will, ist ein Populist. – Varoufakis’ Gründung von DiEM25, einer Sammlung der politischen Linken, sei gut gedacht aber „populistisch“ gemacht, meint Sven Giegold, der Europaabgeordnete der Grünen. „Populistisch“ – das soll abwerten – ohne Prüfung der Fakten und Umstände. Das Etikett reicht. Albrecht Müller.
„Zivilgesellschaft“ hingegen soll aufwerten. Was von dort kommt, so verschwommen der Begriff auch ist, ist gut, jedenfalls besser als vom Staat. Der Maidan entstand in der „Zivilgesellschaft“ – ein Qualitätsmerkmal. Später erfuhren wir dann, dass aus den USA dort 5 Milliarden US-$ investiert worden waren. Den Flüchtlingen wird von Seiten der „Zivilgesellschaft“ geholfen. Warum so ominös? Es waren doch einfach menschlich geprägte Bürgerinnen und Bürger. Wenn man es bei dieser bescheideneren Formulierung belassen hätte, hätte man auch schneller gemerkt, dass der Staat gefordert sein wird und ist – als Gemeinden und Kreise, als Länder und der Bund.
„Narrativ“ – dieses Fremdwort für Erzählung läuft einem neuerdings oft über den Weg. Es ist wie so oft bei neu gebrauchten Fremdwörtern. Es distanziert die Nicht-so-Gebildeten. Sie fremdeln. Schon deshalb wäre es gut, darauf zu verzichten, jedenfalls dann, wenn man die Mehrheit der Menschen in die öffentliche Debatte einbeziehen will.
Ihnen fallen vermutlich noch andere Beispiele ein.
P.S.: Die NachDenkSeiten sind nicht frei vom Gebrauch solcher Wörter. Aber wir versuchen dies zu vermeiden, weil wir unsere Leserinnen und Leser nicht auf Distanz schicken wollen.