Der SPIEGEL rechnet Kirchhof schön

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

„Die von Paul Kirchhof angestrebte Radikal-Steuerreform belastet die Besserverdiener weit mehr als angenommen”, schreibt der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe. Attac hat die Manipulation aufgedeckt. Dazu die Pressemitteilung von Attac von heute.

* Attac deckt Rechenfehler in aktueller Spiegel-Ausgabe auf:
Spitzenverdiener würden durch Kirchhof nicht belastet, sondern massiv entlastet

* Attac fordert einfaches, aber gerechtes Steuersystem

“Die von Paul Kirchhof angestrebte Radikal-Steuerreform belastet die Besserverdiener weit mehr als angenommen”, schreibt der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe. Als Beleg dient eine Modellrechnung: Ein verheirateter Manager mit einem Jahresbrutto von 300.000 Euro und weiteren Einnahmen von 50.000 Euro zahlt nach Berechnung des Spiegel nach Kirchhofs Modell 68.224 Euro Steuern; nach dem derzeitigen Recht werden, so der Spiegel, inklusive Soldaritätszuschlag nur 61.648 Euro fällig.

Doch wie die Attac-AG Steuern beim Nachrechnen feststellte, ist diese Zahl falsch. Bei dem vom Spiegel angesetzten zu versteuernden Einkommen von 229.846 Euro fallen nach der geltenden Splittingtabelle plus Solidaritätszuschlag derzeit 85.145 Euro Steuern an. Daraus folgt: Der Manager aus dem Spiegel-Beispiel wird durch Kirchhof keineswegs zusätzlich belastet, sondern vielmehr um knapp 17.000 Euro jährlich entlastet. “Die Auswirkungen von Kirchhofs Einheitssteuersatz sind klar: Riesige Geschenke für die Spitzenverdiener”, sagte Sven Giegold von der Attac-AG Steuern. “Die Spiegel-Aussage, das Kirchhof-Modell sei ‘sozialer als die meisten glauben’, beruht auf einer peinlichen Milchmädchenrechnung.”

Wie das Steuersystem vereinfacht werden könnte, ohne dabei wie im Kirchhof-Modell die Staatsfinanzen zu ruinieren und Gutverdiener zu beschenken, haben Attac, ver.di und die IG Metall mit ihrem gemeinsamen Modell für eine “solidarische Einfachsteuer” gezeigt: Diese sieht vor, Steuerschlupflöcher für Konzerne und Spitzenverdiener konsequent zu schließen, den progressiven Steuertarif in modifizierter Form beizubehalten (Grundfreibetrag 8000 Euro, Eingangssatz 15 Prozent) und den Spitzensteuersatz (ab 60.000 Euro) wieder auf das Niveau von 45 Prozent anzuheben. Giegold: “Es geht auch einfach und gerecht – statt, wie bei Kirchhof, einfach ungerecht.”

Weitere Informationen zur Solidarischen Einfachsteuer: www.attac.de

Malte Kreutzfeldt
Pressesprecher Attac Deutschland

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