Der Vergleich der beiden Wirtschaftsminister Schiller und Clement hinkt gewaltig
Bei SpiegelOnline lese ich, der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Stiegler habe bei Plasberg Clement mit Karl Schiller verglichen. Als mahnendes Beispiel erinnert er an Karl Schiller. Der sei auch “so eine Diva der SPD” gewesen und habe Wahlkampf für die CDU gemacht. Dessen Schicksal sei ja bekannt: “Am Ende hat er gebettelt, dass noch jemand mit ihm redet.”’ Albrecht Müller.
Diese Wahrnehmung stimmt und stimmt doch nicht. Karl Schiller ist 1972 zusammen mit dem früheren CDU-Wirtschaftsminister und Kanzler Ludwig Erhard in Anzeigen gegen die SPD angetreten, aus der er gerade ausgetreten war. Das half noch ein bisschen mit, der SPD mit 45,8% das bisher beste Ergebnis zu bescheren.
Aber Stieglers Vergleich hinkt an einer entscheidenden Stelle: Schiller hatte als Wirtschaftsminister eine Leistung vorzuweisen. Er hat wesentlich dazu beigetragen, die erste Rezession von 1966 innerhalb von zwei Jahren zu überwinden. Clement hingegen hat weder in seiner Zeit als Bundeswirtschaftsminister noch als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen irgendeine nennenswerte Leistung hinterlassen. Er hat die Arbeitslosigkeit zu verwalten versucht, statt sie zu bekämpfen. Er ist ein typischer Versager, umgangssprachlich: eine Flasche. Wenn Ihnen das zu hart ist, dann nennen Sie irgendeine nennenswerte Leistung von Clement als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen oder als Bundeswirtschaftsminister. Bei Nordrhein-Westfalen fallen mir vor allem Flops ein. Und beim Bund Hartz IV.
Clements Ruf geht zuallererst auf eine meisterhafte Publicrelations-Arbeit zurück. Clement hat schon früh einen Kreis von Journalisten um sich versammelt, die in mehreren Medien – im Spiegel, im Stern, bei RTL und anderen mehr – aus einem frühmorgendlichen Jogger einen großen Politiker stilisiert haben. Einen Nachklapp dieses Publicrelations-Arrangements konnten Sie jetzt im Stern nachlesen.
Und noch etwas: dass Stiegler und die SPD erst jetzt merken, „was sie an Clement haben“, ist schon erstaunlich. Was für ein Typ er ist, konnte man auch wissen, bevor man ihn zum Wirtschaftsminister und zum stellvertretenden Vorsitzenden der SPD machte.