Kritik und Gegenkritik – Kai Ruhsert antwortet auf die Replik von Werner Rügemer auf seine Kritik am Vortrag „Europa im Visier der Supermacht USA“
Am 2. Mai referierte Werner Rügemer beim 24. Pleisweiler Gespräch zum Thema „Europa im Visier der Supermacht USA“.
Kai Ruhsert hatte einige Behauptungen Werner Rügemers in dessen Referat kritisch kommentiert [PDF – 194 KB]: Auf diese Kritik hat wiederum Werner Rügemer repliziert.
Jetzt stellen wir eine Rezension Kai Ruhserts [PDF – 328 KB] der Replik von Werner Rügemer ein. – Fortsetzen werden wir den Disput auf den NachDenkSeiten nicht. Das hat auch damit zu tun, dass Kai Ruhsert meinte, die Darstellung von Werner Rügemer stehe “in der Tradition nationalsozialistischer Publizistik und auch linksradikaler Seite”. Werner Rügemer verspürt nach dieser inzwischen wohl üblich werdenden Masche, linke Kritiker dadurch mundtot zu machen, dass man sie mit Nazis in einen Topf wirft, keine Neigung zur Fortsetzung des Disputs. Das kann ich verstehen. Albrecht Müller.
Ein paar Nachbemerkungen erlaube ich mir noch:
- Nach meinem Eindruck haben viele der Besucher des Pleisweiler Gesprächs vom 2. Mai einiges von Werner Rügemer gelernt. Ich auch. Mein Bild von den USA und ihrer Rolle im Zweiten Weltkrieg war nur geprägt von der Vorstellung, dass sie die Befreier sind. Das ziehe ich auch nicht in Zweifel. Aber es wäre ganz gut gewesen, man hätte unsere Generation nach 1945 auch etwas nüchterne Betrachtung der amerikanischen Interessen gelehrt. Wir waren nur begeistert: von der Musik, von der Schulspeisung, von der Möglichkeit, über American Field Service ein Jahr in den USA zu verbringen, unsere Lehrer waren voll des unkritischen Lobs der amerikanischen Seite und voller Aggression gegen die Russen (wie heute auch wieder). Dieses Image bekommt durch die Untersuchungen und den Vortrag von Werner Rügemer ein paar Schrammen ab. Das ist gut so.
- Wir stellen trotz des – wie ich finde – unfairen Vermischens von Nazis und links durch Kai Ruhsert seine zweite Replik ein. Das hat damit zu tun, dass Kai Ruhsert in den Anfangsjahren der NachDenkSeiten eine wichtige Stütze der Zusammenstellung der Hinweise des Tages war und es von daher eine Grundsolidarität mit ihm gibt. Er hat allerdings auch über einige Jahre hinweg dafür gesorgt, dass wir über das Elend der Palästinenser und die Fehler Israels nur wenig berichtet haben. Das ist ein Manko, das viele unserer Leserinnen und Leser bedauert haben. Ich auch, auch deshalb haben wir die einseitige Zurückhaltung aufgegeben.
- Auf ein wichtiges Defizit der Darstellungen Kai Ruhserts im Kontext der Rolle der USA bei den beiden Weltkriegen machte mich Werner Rügemer noch aufmerksam. Ruhsert kann den militärischen Eintritt der USA in den ersten Weltkrieg nicht erklären, denn die USA wurden nicht angegriffen, weder zu Beginn 1914, als sie die Kriegsführung von Großbritannien und Frankreich mit Krediten und Materiallieferungen ermöglichten, noch 1917, als sie sich mit einer Million Soldaten in den europäischen Krieg einmischten.