Deutsche Bad Bank
„Es vergeht kein Monat in der die Deutsche Bank AG nicht in den Schlagzeilen auffällt. Und Auffallen bedeutet nicht immer positiver Natur. Erst diese Woche berichteten Medien über Geldwäsche in der Moskauer Geschäftsstelle. Von Entlassungen war die Rede. Der Manipulationsvorwurf gegen die Investment-Abteilung im Bereich Zinsen, befindet sich bis heute noch in der Aufklärung.
Seit dem hat die Führungsriege mit dem Vertrauen der Aktionäre zu kämpfen“, schreibt das Wall Street Journal.
Die beiden Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen erhielten auf der gestrigen Aktionärsversammlung nur eine Zustimmung von rund 61 Prozent. Erwartet wurden 90 Prozent. Die Aktionärsversammlung ist für Jochen Kelter Anlass noch einmal das Sündenregister einer wirklichen Bad Bank aufzustellen.
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Die Deutsche Bank ist bei kriminellen Aktivitäten im In- und Ausland seit Jahren ganz vorne mit dabei. Derzeit und wohl noch bis zum Herbst müssen sich in München fünf derzeitige und ehemalige Manager der Deutschen Bank wegen verabredeter Falschaussagen vor Gericht verantworten, darunter der Co-Vorstandsvorsitzende Jürgen Fitschen sowie seine Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer. Sie sollen falsche Aussagen abgesprochen haben, um in einem zurückliegenden Prozess Schadenersatzforderungen der Erben des Medienunternehmers Leo Kirch abzuwehren. Das Ganze ist also sozusagen ein Nachspiel, könnte einige der Herren bei einer Verurteilung allerdings ins Gefängnis und natürlich um ihren Job bringen.
Der ehemalige Vorstandschef Rolf Breuer hatte im Jahr 2002 dem Medienunternehmen von Leo Kirch, dem unter anderem die Sender SAT 1 und Pro Sieben gehörten, öffentlich die Kreditwürdigkeit abgesprochen. Drei Monate später war die Kirch-Gruppe pleite. Leo Kirch hatte bis zu seinem Tod Rolf Breuer für den Bankrott seines Unternehmens verantwortlich gemacht. Die Deutsche Bank und der Bertelsmann-Konzern in Gestalt seines damaligen Chefs Thomas Middelhoff, der im November letzten Jahres in seiner Eigenschaft als Vorstandschef der inzwischen bankrotten Arcandor-Gruppe, der Muttergesellschaft von Karstadt, wegen Untreue zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden war, hatten sich darauf verständigt, an der Kirch-Pleite zu verdienen.
Im Jahr 2012 wurde die Deutsche Bank wegen „vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung“ in dieser Affäre verurteilt. Im Februar 2014 kam es zu einem Vergleich:
Die Deutsche Bank musste den Kirch-Erben 925 Millionen Erben Schadenersatz bezahlen. Und nun also noch das ebenfalls gerichtliche Nachspiel. Zumindest die Justiz lässt unterdessen Spitzenmanager mit krimineller Energie nicht mehr einfach laufen.
Nur die Politik vertraut auch weiterhin auf die Dienste der Deutschen Bank. Immer noch wenig bekannt ist, dass die Deutsche Bank der Bundesregierung die Blaupausen für ihre Spardiktate im Euro-Raum liefert. Fachleute dafür etwa im Finanzministerium gibt es schon lange nicht mehr. Und die übrig Gebliebenen haben das Knowhow nicht mehr, um die Pläne der Deutschen Bank, die natürlich auch immer dem eigenen Vorteil dienen, auch nur sorgfältig zu prüfen. Der schlanke Staat liefert sich in jeder Hinsicht der Finanzwirtschaft aus.
Das aber hat in Deutschland eine lange Tradition, die mit dem ersten Nachkriegschef der Deutschen Bank, Hermann Josef Abs beginnt. Abs war unter den Nazis u.a. an der „Arisierung“ jüdischer Unternehmen und Banken beteiligt. Nach dem Krieg saß er drei Monate in Haft, wurde in einem Entnazifizierungsverfahren als „entlastet“ eingestuft, war Finanzberater (!) in der britischen Besatzungszone, wurde Chef der Deutschen Bank und Finanzberater des ersten Kanzlers Konrad Adenauer. Als solcher war er am Zustandekommen des Londoner Schuldenabkommens von 1953 beteiligt, durch das Westdeutschland der größte Teil seiner Kriegsschulden (mit Einverständnis Griechenlands wohlgemerkt) erlassen wurde.
An der unrühmlichen Geschichte der Deutschen Bank schreiben die Nachfolger seither munter weiter. Im Jahr 2010 wurde ein Verfahren gegen die Bank in den USA wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung gegen Zahlung von 550 Millionen Dollar beigelegt. Im Jahr 2011 kam der US-Senat in Washington zu dem Schluss, die Deutsche Bank sei „führend verantwortlich für die Finanzkrise“ von 2008 gewesen. Im Dezember 2013 wurden ihr wegen Devisenmanipulationen von der EU-Kommission eine Strafe von 725 Millionen Euro aufgebrummt, in den USA musste sie wegen des Verkaufs fauler Papiere 1,9 Milliarden Dollar Strafe zahlen. Und zuletzt wurde sie im April dieses Jahres wiederum wegen Devisenmanipulationen in den USA und Großbritannien zu einer Strafzahlung von 2,5 Milliarden Euro verdonnert. Kein Wunder, dass sie nun die Postbank verkaufen und 200 ihrer 700 Filialen schließen muss. Ihre normalen Angestellten und das kleine Kundenkonto aber haben sie sowieso nie sonderlich interessiert.