Spekulation – eine wichtige Quelle des Wohlstands?
Wenn man Wirtschaftswissenschaften studiert, dann lernt man irgendwann, dass die Spekulation mit Gütern und Geld eine durchaus akzeptable Funktion habe. Auch in der Debatte um die jetzigen Vorgänge auf den Finanzmärkten taucht diese Theorie wieder auf. So zum Beispiel in der „Zeit“ vom 23. August Seite 21. Dort heißt es in einem kurzen Beitrag von Rüdiger Jungbluth zu den Spekulationsverlusten von Sachsen LB und IKB: „Es wäre trotzdem falsch, die Spekulation zu verdammen. Sie ist eine wichtige Quelle des Wohlstands. Spekulanten versuchen, Preisunterschiede für sich auszunutzen und auf diese Weise Gewinne zu machen. Sie helfen der Wirtschaft, Ressourcen und Kapital bestmöglich zu nutzen.“ Solche Erwägungen wie auch weite Teile der Theorie der Spekulation sind in Anbetracht des heutigen Geschehens wirklichkeitsfern und verharmlosend. Albrecht Müller.
Auf den kriminellen Charakter der heutigen Vorgänge habe ich in einem Beitrag für die NachDenkSeiten mit dem Titel „Die Blase – das Werk von Kriminellen, kriminellen Vereinigungen und Hehlern“ schon hingewiesen. Dazu gab es eine Reihe von zustimmenden Mails. Aber sicher halten andere Leser der NachDenkSeiten es für unangebracht, jedenfalls für zu radikal, einige der Akteure auf den Kapitalmärkten kriminell zu nennen. Ich empfehle in diesem Fall das Studium der Vorgänge um die SachsenLB und die Lektüre des Beitrags von Marc Pitzke aus New York „Betrugsverdacht am Eichen-Hügel“. Der Autor berichtet, viele Bauträger und Banken stünden im Verdacht, ihren Kunden gesetzeswidrig unbezahlbare Kredite aufgeschwatzt zu haben, um so beim Eintritt der einkalkulierten Zahlungsunfähigkeit des Kreditnehmers über Zwangsversteigerungen billig an Immobilien zu kommen.
PS.: Den Ökonomen und einigen Wirtschaftsjournalisten wäre zu empfehlen, ihre Theorien der Spekulation zu überarbeiten.