Hinweise des Tages
- Selbstmorde am Arbeitsplatz schocken Frankreich
Seit Jahresbeginn haben sich sechs Mitarbeiter des Autoherstellers das Leben genommen. Fünf von ihnen waren in Mülhausen beschäftigt, zwei brachten sich dort am Arbeitsplatz um. Spätestens seit sich vor einer Woche ein 55-Jähriger zur Mittagszeit im Lagerraum des elsässischen Montagewerkes erhängt hat, ist es mit öffentlich bekundetem Entsetzen nicht mehr getan. Die Arbeitsbedingungen sind ins Zwielicht geraten.
Quelle: Berliner Zeitung - Na so was, die Franzosen senken die Steuern!
Wir sind noch weit entfernt von einem Zustand, der sich mit dem Wort “Hochkonjunktur” beschreiben ließe. Das entspricht auch der Stimmung in der Bevölkerung. Es schadet daher nicht, wenn die Finanzpolitik, die so lange auf Konsolidierung, also Sparen aus war, die Zügel etwas lockert.
Quelle: ZEIT-Blog HerdentriebAnmerkung: Interessant auch der Tabellenanhang aus dem Economist mit einem Vergleich der Handels-, Zahlungs- und Haushaltsbilanzen und der Entwicklung der Wechselkurse
- Das goldene Ende der Laufzeiten
Zwischen dem Gewinnstreben der Stromwirtschaft und dem Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung besteht ein unüberbrückbarer Interessenskonflikt: Jeder Tag, den ein abgeschriebener Uralt-Atomreaktor länger am Netz bleibt, bringt dem Anlagenbetreiber einen Gewinn zwischen einer halben und einer Million Euro – und den Bürgern ein steigendes Störfallrisiko.
Quelle: TAZ - AKW problemlos ersetzt
Die Strombörse zeigt: An Strom herrscht kein Mangel, obwohl ein Drittel der installierten AKW-Leistung abgeschaltet ist.
Quelle: TAZ - Die Ruhe vor dem Crash
Auf den ersten Blick könnte der erstaunliche Börsenboom wie eine kapitalistische Erfolgsgeschichte wirken – doch tatsächlich illustrieren die rasanten Kursgewinne, wie machtlos die Finanzmärkte sind. Sie können nicht für den sozialen Frieden sorgen, den sie doch brauchen, um sicher investieren zu können. Stattdessen verschärfen sie die Ungleichheit, sobald ihnen die soziale Vorsorge überlassen wird. Ausgerechnet der Börsenboom führt vor, wie nötig der Staat ist.
Quelle: TAZAnmerkung: Ulrike Herrmann meint, dass das Kapital herbeieile, weil es den sicheren deutschen Staat so schätze. Das wäre ja schön (weil es vielleicht einen Lerneffekt auslösen könnte). Aber ist das Kapital in Wahrheit nicht eher von der hiesigen Gewinnexplosion angelockt worden, sowie von der Aussicht, die Gewinne aus Unternehmensverkäufen nicht versteuern zu müssen?
- Hartz-IV-Ziel erreicht
Die Verpflichtung Langzeiterwerbsloser, so gut wie jede Tätigkeit zu jedem Lohn annehmen zu müssen, hat zu einer rasanten Ausweitung des Niedrigstlohnsektors geführt. Bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz zum Arbeitslosengeld II (ALG II) räumten die Bundesagentur für Arbeit (BA) und der Deutsche Städtetag am Mittwoch in Berlin ein, daß mittlerweile 1,18 der rund 5,36 Millionen ALG-II-Bezieher erwerbstätig sind, 440000 davon sogar in sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjobs.
Quelle: Junge WeltAnmerkung Orlando Pascheit: Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales titelt: “Deutlich weniger Langzeitarbeitslose als im Vorjahr.” Das schon obszöne Skandalon wird vom Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Stephan Articus, in sehr neutralen Worten umschrieben: “Das SGB II hat sich mittlerweile zu einem Leistungssystem nicht nur für Langzeitarbeitslose, sondern zunehmend auch für Erwerbstätige entwickelt, die ergänzende Ansprüche vor allem auf Unterkunftsleistungen der Kommunen geltend machen.”
Quelle: BMASDer öffentlich dokumentierte Niegriglohnsektor ist einsehbar im Pressepapier des Deutschen Städtetags:
Quelle: Deutscher Städtetag [PDF – 28 KB] - Experten kommen zu einem differenzierten Urteil über den von der Wirtschaft beklagten Fachkräftemangel
IAB: Es gibt einen Fachkräftemangel, aber nur partiell, und er ist gesamtwirtschaftlich kein so gravierendes Problem, dass die Gefahr bestehe, die Konjunktur könne abgewürgt werden. Die Klagen von Unternehmen über einen Mangel an Fachkräften sei von den Erfahrungen der vergangenen Jahre geprägt, “wo doch alles recht einfach funktionierte”.
Quelle: VDI-Nachrichten - Das schlechte Geschäft mit der Bahn
Vieles hat der Staat schon verscherbelt: die Telekom, die Post, sogar Wasserversorger. Damit hat er vorrangig die Interessen der Kapitalanleger bedient, die auf der Suche nach renditeträchtigen Objekten sind. Neuestes Opfer des Privatisierungswahns ist die Deutsche Bahn. Ihre Privatisierung, die die große Koalition gegen Widerstände auch in den eigenen Reihen durchsetzen will, ist nicht nur das größte verkehrspolitische Vorhaben dieser Legislaturperiode. Es ist auch ihr größter Skandal.
Quelle: taz - Bertelsmann-Stiftung legt Entwurf für ein neues Arbeitsrecht vor
Die Professoren Dr. Martin Henssler und Dr. Ulrich Preis haben im Auftrag der Bertelsmann Stiftung einen Diskussionsentwurf für ein einheitliches Arbeitsvertragsgesetz erarbeitet.
Quelle 1: Haufe Mediengruppe
Quelle 2: BertelsmannAnmerkung: Wir werden uns mit dem Entwurf noch beschäftigen (müssen). Hier nur die Frage, mit welcher Legitimation legen inzwischen in Deutschland Lobby-Gruppen Entwürfe für Gesetze vor. Hatten wir dafür nicht früher einmal Parlamente oder Ministerien?
- Schon mindestens acht Millionen Menschen haben sich irgendein Riester-Produkt gekauft – warum nicht auch Sie?
Spätestens hier sollte man misstrauisch werden: „Schon acht Millionen“? Das sind längst nicht so viele, wie es scheint. Denn es bedeutet, dass gut 28 Millionen Berechtigte nicht riestern – und damit die überwältigende Mehrheit. Warum ist das so? Vor allem aus zwei Gründen – fehlende Finanzmittel und wachsendes Misstrauen.
Quelle: Focus Online - Der Fall Lübke
War der zweite Präsident der Bundesrepublik Deutschland tatsächlich nur das unschuldige Opfer einer perfiden DDR-Kampagne?
Quelle: ZEIT - Für den Erhalt von Freiheit und Demokratie
Gegen den Abbau von Bürgerrechten unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung. Ein gemeinsamer Aufruf von Politblog.net und der Humanistischen Union Hessen.
Quelle: Eine Initiative von Politblog.net und der Humanistischen Union Hessen - Welt-Lehrerkongress in Berlin: Kritik an fehlender Chancengleichheit in Deutschland
Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin: „Noch nie war die Chancenungleichheit zwischen Kindern mit bildungsstarken Eltern und solchen mit bildungsschwachen Eltern höher, über die letzten zehn bis zwanzig Jahre gesehen, als heute, und wir produzieren hier Generationen, die weiter dann Kinder bekommen mit genauso geringer Bildung, die den Anschluss an die Gesellschaft verlieren, die dann zu Zuständen führen, wie wir sie beispielsweise in den Vorstädten Frankreichs auch schon gesehen haben.“
Quelle: DLF - Was bedeutet eigentlich »Humankapital«?
Die Zeiten des ideologischen Klassenkampfs sind vorüber, hat man uns belehrt. Tatsächlich aber erweist sich die Auseinandersetzung um »Humankapital« aktuell als empfindlicher Knotenpunkt eben desselben. Ob totgesagt oder nicht: Beim ideologischen Klassenkampf geht es bekanntlich um unsere Interpretation der Welt, darum, wie Wirklichkeit gedeutet wird und wessen Auslegungen und Konstruktionen dabei dominieren.
Quelle: Linksnet - Das Bachelor-Emloyaty-Rating 2007 des Bertelsmann Centrum für Hochschulentwicklung
Ähnlich wie bei der Bewertung von Restaurants vergibt das CHE Sterne. Höchstens fünf kann eine Hochschule erhalten. Doch während der Restaurantkritiker noch selbst das Lokal aufsucht und dort isst und trinkt, um es zu begutachten, interessieren sich CHE und der Deutsche Arbeitskreis Personalmarketing (dapm) als Auftraggeber des Ratings für Methoden- und Sozialkompetenz, Praxisbezug und Internationalität; Fachkompetenz dagegen bleibt außer Betracht, da sie von den »Akkreditierungsagenturen« überprüft wird.
Je nachdem, wie man die ausgewählten Kriterien anwendet und gewichtet, kann man bei der Rangzuweisung jedes gewünschte Ergebnis erzielen. Jede Hochschule kommt auf den Rang, auf den sie kommen soll. Und wenn da zum Beispiel unter Sozialkompetenz die Befähigung zu »unternehmerischem Handeln, Business Plan, Verhandlungsführung« verstanden wird, ahnt man, was die »39 hochkarätigen Unternehmen«, die sich hinter dem dapm verbergen, mit »sozial« meinen.
Quelle 1: Ossietzky
Quelle 2: CHE
Quelle 3: Rating CHE