Wir kritisieren die Medien, aber wir loben sie auch. Eine Dokumentation von respektablen Medienprodukten der letzten vier Wochen.
Am 5. Februar hatten wir die diffamierende Etikettenverteilung durch einige Medien beschrieben und angekündigt, dass wir eine Auswahl von Medienprodukten dokumentieren wollen, die auf den NachDenkSeiten allein in den vier Wochen zwischen dem 5. Januar und 3. Februar mit Respekt und Wohlwollen verlinkt worden waren. Wir wollen damit – siehe unten als PDF – klarmachen, dass die NachDenkSeiten sich nicht nur als kritischer Begleiter unserer Medien verstehen, sondern auch als Förderer und Unterstützer. Albrecht Müller.
Manche Werke unserer Medienschaffenden kommen in den NachDenkSeiten sogar mehr zur Geltung als bei den Kolleginnen und Kollegen von den traditionellen Medien selbst. Spontan fällt mir dazu als Beleg ein lange zurückliegendes Medienereignis ein: die im Tagesspiegel vom 1.7.2005 veröffentlichte Analyse des Verscherbelns der ostdeutschen Banken an die westdeutschen Banken. Diese wichtige Analyse ist von anderen Medien kaum aufgegriffen worden. Ähnliches gilt für ein Highlight aus der „Zeit“ vom 23. Oktober 2014 – die Beschreibung der „Superwaffe des Mr. Glaser – Wie amerikanische Finanzbeamte zu Wirtschaftskriegern werden“.
Unsere Medien leisten viel. Aber sie überlagern ihre guten Leistungen immer wieder mit einer schrecklichen Neigung, an gezielten Kampagnen der Meinungsbeeinflussung mitzuwirken.
Die Berichterstattung zur Münchner Sicherheitskonferenz und zum Komplex Ukraine ist leider ein immer wiederkehrendes Musterbeispiel für diese Bereitschaft. Genauso wie die am 5. Februar beschriebene Etikettenverteilung zur Diffamierung kritischer Geister.
NachDenkSeiten-Leser machten übrigens darauf aufmerksam, dass auf der Liste der Etiketten einige wichtige fehlen:
- Gutmensch (schon nachgetragen)
- Wahnwichtel
- Putinversteher
- Berufsdemonstrant
Leider haben manche unserer Medien nicht die Größe, auf ihren Foren faktenreiche Kritik zu ertragen oder gar Hinweise auf die Quellen zuzulassen.
Dazu beispielhaft die Mail des NachDenkSeiten-Lesers Michael Scheuer über seine Erfahrungen mit der Kommentarfunktion von ZeitOnline und SZ:
„Manchmal wird uns auch mitgeteilt, dass man in den Foren zu einzelnen Beiträgen unserer Medien durchaus bemerkt, wenn Leserinnen und Leser der NachDenkSeiten dort tätig werden. Medien sollten das eigentlich aushalten. Sie halten es schwer aus. Sie beschweren sich über Kritik in den Foren. Sie beschweren sich vor allem über faktenreiche Kritik. Wir sollten sie davor nicht bewahren.
… kann ich beitragen, dass ich in den vergangenen 14 Monaten mit einer ganzen Reihe von Teilnehmeraccounts von der Teilnahme an der Kommentarfunktion bei ZeitOnline ausgeschlossen worden bin.
Die Ausschlüsse/Sperrungen fanden jeweils statt, nachdem ich begonnen hatte, verstärkt auf Nachdenkseiten-Hinweise hinzuweisen.
Aus Interesse habe ich die letzten beiden accounts parallel laufen lassen und glaube festgestellt zu haben, dass derjenige mit den Nachdenkseiten-Verweisen deutlich früher gesperrt worden war bzw. die Sperrung des letzten verbliebenen Mohikaners beinahe unmittelbar dann eintrat, als ich mir auch dort herausnahm, auf die Nachdenkseiten und ihre Inhalte hinzuweisen.
Faktenreiche Kritik geht ja vielleicht grade noch, aber dann auch noch Quellen zum etwaigen Gegencheck anbieten …?
So weit kommt’s noch! DAS geht auf gar keinen Fall!
Die Redaktion von ZO in Person der Frau Annika von Taube hat mir auf Nachfrage – bisserl beschämt verklausuliert – mitgeteilt, zwar seien meine Beiträge “im Team” stilistisch durchweg als Bereicherung und generell qualitätshebend empfunden worden, die Inhalte hingegen hätten wohl gerade bei Diskussionen zu marktwirtschaftlichen, europa- oder weltpolitischen Themen oft nicht wirklich zur “angestrebten Diskussion” gepasst (augmented reality …).
… was natürlich aus deren Sicht irgendwie nachvollziehbar ist, wenn einer völlig fiktiven und dadurch einigermaßen angestrengten Darstellung von “Alternativlosigkeit” realistische und wohlbegründete Einschätzungen von beispielsweise Krugman oder Flassbeck entgegengestellt wurden, und das dann auch noch mit überprüfbaren Quellverweisen via Nachdenkseiten.
Sowas schätzt man dort nicht besonders.
Die “Diskussion” hat wohl eher die Funktion eines Tosbeckens für den schäumenden Wutbürger mit Tagesfreizeit, der Austausch oder auch nur Beitrag störender Fakten ist da eher kontraindiziert.
Die ehemals ernstzunehmende überregionale Tageszeitung SZ erspart sich in ihrem Online-Auftritt die “niedrigschwellige” Kommentarfunktion unter den Artikeln inzwischen ohnehin komplett.
Wie sich die ZO-Kommentarfunktion entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
Als ehemaliger Teilnehmer (ich habe kein weiteres Mal den Aufwand betrieben, nochmal einen neuen Account zu erzeugen) bin ich da eher pessimistisch.
Zum wiederholten Male: Danke für die Nachdenkseiten, bitte nicht beirren lassen.
Ihr Michael Scheuer“
Anhang:
Wir kritisieren die Medien, aber wir loben sie auch.
Eine Dokumentation von respektablen Medienprodukten, auf die wir in den NachDenkSeiten in den letzten vier Wochen hingewiesen haben.
Zusammengestellt von Christian Reimann [PDF – 184 KB]