Die ideologische Basis der Vernichtung von mindestens 3,3 Millionen sowjetische Kriegsgefangenen findet sich in den aktuellen Feindseligkeiten gegenüber Russland wieder.
Der emeritierte Politologe Hans-Adolf Jacobsen hat mir vor wenigen Tagen das Buch „Anatomie des SS-Staates“ geschenkt. Der Band enthält fünf wissenschaftliche Gutachten, die für die Richter im Frankfurter Auschwitz Prozess des Jahres 1964 erstellt worden waren. Professor Jacobsens Beitrag mit dem Titel „Kommissarbefehl und Massenexekutionen sowjetischer Kriegsgefangener“ fand ich faszinierend aktuell. Deshalb machen wir Ihnen diesen Beitrag, den ich mit Zustimmung des Autors gescannt habe, hiermit zugänglich [PDF – 10 MB]. Die Lektüre lohnt sich. Albrecht Müller
Interessant ist zum Beispiel, wie als Begründung für die Ermordung der Kriegsgefangenen der ideologische Unterschied zu den Kommunisten und „Bolschewiken“ herhalten muss.
Interessant und aktuell ist zum Beispiel, wie eine kulturelle Grenze zwischen Europa und Russland gezogen wird. Das gleiche Motiv taucht in Artikeln über die Zugehörigkeit der Ukraine zu Europa und die Abgrenzung zu Russland heute wieder auf.
Interessant und aktuell ist zum Beispiel folgender Textteil.
„Neben den jüdischen Gefangenen, den sogenannten Intellektuellen, den Kommissaren und den als kommunistisch überzeugten Verdächtigen … fielen in den ersten Monaten des Krieges auch mohammedanische Gefangene den verschiedenen Exekutionskommandos zum Opfer, weil sie beschnitten waren. Zehntausende von Gefangenen nichtjüdischer Herkunft fanden den Tod, da einzelnen Vernehmungskommandos bereits bestimmte Gesichtszüge genügten, um ihr Urteil zu fällen.“
Heute reicht das:
Das sind einige wenige Beispiele.