Allensbach-Analyse: Der selektive Aufschwung
Offenbar muss man eine Allensbach-Umfrage machen, um das herauszufinden, was den meisten Menschen in Deutschland schon längst klar ist – nur die Oberschicht(en) profitieren von dem kleinen Aufschwung, den es derzeit gibt. Trotzdem ist es interessant zu sehen, wie sehr sich die Menschen vom Aufschwung ausgeschlossen fühlen. Unser Leser Roger Strassburg hat sich die Umfrage genauer angesehen.
Knapp 60% der Menschen meinen, sie würden kaum bzw. gar nicht vom Aufschwung profitieren. Wie sollen sie auch – der Aufschwung gilt vor allem dem Export, und das unter anderem durch diverse Opfer, die die “einfachen Menschen” bringen müssten. Nur etwa 5% der Befragten meinten, stark vom Aufschwung zu profitieren. Soviel zum Thema, “opfern, damit es der Allgemeinheit besser geht”.
Ebenfalls erschreckend – obwohl nicht besonders überraschend – ist, dass gerade mal die Hälfte der Berufstätigen ihren Arbeitsplatz für sicher halten. Diese Menschen sind vielleicht wegen der Unsicherheit “fleißig” und “motiviert”, aber genau diese Unsicherheit lenkt sie bestimmt stark von der Arbeit ab. Auf diese Weise werden die Menschen vielleicht flexibel und gehorsam; die volle Leistung werden sie angesichts der Last der Unsicherheit nicht erbringen können.
Eine weitere bedrückende Feststellung der Umfrage ist, dass nur 22% der Befragten davon ausgehen, dass Deutschland überwiegend Vorteile aus der Globalisierung zieht. 60% sind überzeugt, dass die Globalisierung die Beschäftigungschancen in Deutschland verringert. Nur etwa 20% erwartet, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten Jahren reduziert wird. Nur wenige erwarten einen bedeutenden Anstieg der Löhne und Gehälter in absehbarer Zeit. Die Hälfte sieht keine Aufstiegschancen, da sie die soziale Hierarchie in Deutschland als unveränderbar fest sehen.
Die Erkenntnisse sind nicht neu. Die Allensbach-Umfrage bestätigt nur, was man in den NDS und einigen anderen Medien schon längst gelesen oder gehört hat.