Hinweise des Tages
(WL/KR)
- Die Billigheimer der Wissenschaft
Allein Berlins Hochschulen beschäftigen 4000 Lehrbeauftragte – bienenfleißige Wanderarbeiter, die das Seminarangebot sichern. Was sich kaum einer ihrer Studenten vorstellen kann: Die meisten leben auf Hartz-IV-Niveau. Und Privatdozenten lehren oft sogar für lau.
Quelle: SPIEGEL - Immer mehr deutsche Millionäre
In keinem anderen großen Industrieland wird die Zahl der Vermögensmillionäre in den kommenden zehn Jahren so stark ansteigen wie in Deutschland. Das prognostiziert eine aktuelle Studie der britischen Bank Barclays und des Londoner Instituts Economist Intelligence Unit (EIU). Danach wird die Zahl der Haushalte mit einem reinen Finanzvermögen von mehr als 1 Mio. $ in Deutschland von derzeit 285.000 bis zum Jahre 2016 auf 1,02 Millionen Haushalte ansteigen. Das bedeutet einen Zuwachs um 257 Prozent, mehr als in jeder anderen führenden Industrienation.
Quelle: FTD - Putzen im Nobelhotel für 2.46 Euro
7,87 Euro pro Stunde sollte sie für das Putzen im Nobelhotel bekommen – am Ende waren es 2,46 Euro. Der Haken an der Sache: Um auf Tariflohn zu kommen, muss jedes Zimmermädchen also 18 Zimmer pro Arbeitstag putzen – unabhängig davon, wie verschmutzt diese sind.
Quelle: Hamburger Abendblatt - England erhöht die Studiengebühren von 1.700 auf 4.500 Euro
Die Zahl der Studenten ist dieses Jahr zum ersten Mal seit 1998 zurückgegangen: 15.000 Studenten weniger haben entschlossen zu studieren, ein Rückgang von 3,7 Prozent. Es sind Studenten aus nicht-traditionellen Verhältnissen, die am ehesten davon abgehalten werden zu studieren. Grund ist die Angst vor Schulden, meinen zwei Drittel der Bevölkerung.
Man wählt sein Fach nicht mehr nach eigenen Interessen oder Leidenschaften, sondern schaut auf Praxisbezogenheit und Jobaussichten. Die Universität als Dienstleistung, das Studium als Investition in die Zukunft.
Bekommen die Studierenden für das Mehr an Geld, das sie zahlen, auch ein Mehr an Leistung?
Die Universitäten können da nur müde lächeln. Sie haben von Anfang an gesagt, dass die neuen Gebühren lediglich einen Teil ihres Finanzlochs stopfen werden, niemand hat sichtbare Verbesserungen versprochen.
Quelle: ZEIT CampusAnmerkung: Ein Musterbeispiel, dass Gebühren wie Drogen wirken und ständig nach einer Erhöhung der Dosis verlangen. Verbesserungen der Studienbedingungen bringen sie nicht.
- Der Philosoph Konrad Paul Liessmann hat eine “Theorie der Unbildung verfasst”. Darin beklagt er, dass heute an den Universitäten Wissen stets nützlich und verwertbar sein muss.
Liessmann wehrt sich gegen die Industrialisierung und Ökonomisierung von Schule und Universität. Er will den Eigensinn der nicht anwendungsorientierten, geisteswissenschaftlichen Fächer bewahren. Die Veränderungen im Gefolge von Pisa und europäischer Hochschulreform “demolierten” nur. Auf die Reform folge bald die Reform der Reform, was enorme Kräfte binde.
Heute müsse Wissen nützlich und verwertbar sein, weshalb es allerorten fragmentiert und quantifiziert werde: Universitäten streben nach Wissenszuwächsen von 13,5 Prozent. In Theodor W. Adornos “Theorie der Halbbildung” sei, so Liessmann, die Bildung noch präsent, wenn auch nur als Leerstelle. Sie fehle in der Gegenwart völlig, es herrsche Unbildung, nämlich der Verzicht aufs Verstehenwollen.
Quelle: taz - Die “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” beweist immer wieder ihre perfide Kampagnenfähigkeit
Fast schien es, als hätte ein kleines Kieler Institut im Alleingang den Gesundheitsfonds ausgebremst. Treibender Akteur hinter dieser geschickt lancierten Kampagne ist jedoch nicht das Kieler Institut, sondern die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Diese vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall finanzierte Dauerkampagne macht mit vergleichbaren Methoden schon seit sechs Jahren Politik – wenngleich die Wirkung selten so wuchtig ausfällt. Und nicht nur der aktuelle Fall ist ein Lehrstück über die Verflechtungen von Öffentlichkeitsarbeit und Journalismus. Ob Gesundheitsreform, Regionalpolitik oder Steuer- und Abgabenpolitik – die INSM benutzt die Medien, um die Politik vor sich herzutreiben.
Quelle: FR - NRW-Regierung plant: Kommunale Unternehmen sollen nur noch eingeschränkt wirtschaftlich tätig sein dürfen
In Zukunft sollen die Stadtwerke nach dem Willen der nordrhein-westfälischen CDU und FDP nicht mehr mit privaten Betrieben um Aufträge konkurrieren dürfen. Sie sollen dann nur solche übernehmen, für die sich kein privater Anbieter findet, entsprechend dem FDP-Motto “Privat vor Staat”.
Quelle: tazAnmerkung: Das heißt Privatisierung auf kaltem Wege.
- Wenn die Psyche streikt
Immer mehr Beschäftigte fehlen, weil sie ausgebrannt sind oder unter Depressionen leiden.
Quelle: TagesspiegelKommentar eines NachDenkSeiten-Lesers: Dazu auf gleicher Seite Tipps für Arbeitnehmer, unter anderem:
- „Die Firma sollte nicht zum Lebensmittelpunkt werden, der Beruf noch Zeit für ein gesundes Privatleben lassen“.
Fragt sich nur, wie das angesichts des Trends zum Zweit- und Dritt-Job möglich sein soll! - „Eventuell müssen das eigene Verhalten verändert und die übertriebene Leistungsbereitschaft in Frage gestellt werden“
Leistungsbereitschaft verringern? Der Chef, der das akzeptiert, muss erst noch erfunden werden! - Für Arbeitgeber: „Ausreichende Zeitbudgets und Personal sind notwendig“
Deutsche Bank, Allianz & Co. machen es vor, dass der Trend in entgegen gesetzter Richtung geht – seit mehreren Jahrzehnten!
- „Die Firma sollte nicht zum Lebensmittelpunkt werden, der Beruf noch Zeit für ein gesundes Privatleben lassen“.
- Ärzte lassen Kassenpatienten wochenlang warten
Auch bei akuten Beschwerden muss jeder vierte Kassenpatient mehr als zwei Wochen auf einen Arzttermin warten. Bei Privatpatienten sind es hingegen nur knapp acht Prozent. Dies meldete das Wissenschaftliche Institut der AOK am Montag aus einer Befragung mit 3000 Teilnehmern.
Quelle: FR