„Profit statt Patientenwohl?“ und wo bleibt der viel gepriesene Wettbewerb?
Die ARD brachte letzte Nacht einen kritischen Beitrag zur Krankenhausversorgung – nachts um 0:20 Uhr und heute Morgen um 7:00 Uhr. Das ist typisch. Die wenigen kritischen Beiträge werden versteckt. Machen Sie bitte in ihrem Umfeld auf diesen Fernsehbeitrag aufmerksam. Den Ankündigungstext finden Sie in der Anlage.
Es ist wichtig, im Zusammenhang mit der Privatisierung und der Konzentration der Krankenhausversorgung auf im wesentlichen vier private Konzerne jenseits der noch verbliebenen kommunalen und kirchlichen Krankenhäuser auf die Tatsache hinzuweisen, dass Markt und Wettbewerb in vielen Fällen nicht mehr funktioniert – davon abgesehen, dass der Markt bei der Gesundheitsversorgung ohnehin nicht die optimale Regelungstechnik ist. Albrecht Müller.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
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In weiten Regionen unseres Landes wurden Kreiskrankenhäuser oder städtische Krankenhäuser, die als Quasimonopol für die Versorgung einer Region zuständig waren, und schon deshalb mit Recht in öffentlicher Verantwortung betrieben wurden, in ein privates Monopol überführt. Das widerspricht marktwirtschaftlichen Regeln und ist schon deshalb höchst fragwürdig. Hinzu kommt die im Film beklagte Orientierung am Profit der privaten Eigentümer und ihrer Aktionäre.
Das kann nicht gut gehen. Wir sollten die Re-Kommunalisierung der privaten Kliniken für die Neuformulierung der politischen Programme der Parteien anmelden. Nutzen Sie bitte lokale und regionale Geschehnisse, die aus der Privatisierung der Kliniken folgen, um auf diesen Skandal und die Notwendigkeit einer Änderung aufmerksam zu machen. Schalten Sie sich in die Diskussion ein. Machen Sie Ihre örtlichen Mandatsträger auf die führenden Missstände aufmerksam. Und beobachten Sie, ob bei den Entscheidungen für die Privatisierung politische Korruption im Spiel war und ist.
Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Versuche, die skandalösen Vorgänge und die Folgen für die Gesundheitsversorgung der Mehrheit sichtbar zu machen, sind wichtig. Denn die Gegenkräfte sind bestens organisiert und mit einem hohen Potenzial an Public Relations-Mitteln ausgestattet.
Noch eine Anregung: Protestieren Sie bei der ARD gegen die Ausstrahlung zur Schlafenszeit und fordern Sie eine Wiederholung zu einer besseren Sendezeit.
Anlage
Film von Christian Jentzsch
Längst übernehmen große Konzerne wie Rhön, Helios, Sana und Asklepios flächendeckend ehemals kommunale oder kirchliche Kliniken und verändern damit die Krankenversorgung grundlegend. Zunehmend werden auch Arztpraxen aufgekauft und zu profitablen Gesundheitszentren ausgebaut. Private Zusatzversicherungen sollen zudem für eine bessere stationäre Versorgung sorgen – natürlich in den eigenen kommerziellen Kliniken. Das Ziel der großen Medizinkonzerne ist eindeutig: Die Gesundheitsversorgung soll Rendite einbringen. Patienten sind „Kunden”, es geht um „Stückkosten”.
Die Reportage berichtet über die dramatischen Folgen für Patienten, Ärzte und Pflegepersonal. Die medizinische Versorgung wird zu einem reinen Kostenfaktor. Bleibt eine Gesundheitssicherung auf gutem Niveau auch in Zukunft noch allen Bevölkerungsgruppen frei zugänglich? Dr. Paul Brandenburg, Unfallchirurg aus Berlin, fordert radikales Umdenken, ermuntert Kollegen und Krankenhauspersonal, Missstände öffentlich zu machen und sich gegen das Diktat der Medizinkonzerne zu wehren. Ähnlich wie bei Wikileaks, packen jetzt Insider auf der Internetplattform „Medleaks” aus.
Wie können in dieser wirtschaftlichen Konkurrenzsituation kirchliche und kommunale Krankenhäuser überleben? Und was bedeutet die Gesundheitssicherung für unsere Gesellschaft überhaupt: einen ethischen, moralischen oder gar religiösen Auftrag, einen Kitt über alle sozialen Grenzen hinweg oder ein selektives, auf Gewinnmaximierung ausgerichtetes Profitcenter, in dem die Stärksten die besten Chancen haben?
Dienstag, 15.10.13 00:20 – 01:05 (45 Min.)