Vorsicht Eva-Falle! Offener Brief der FinanzFachFrauen zum überholten Familienmodell von Eva Herman
Die TV-Frontfrau Eva Herman sorgt mit ihrem neuen Buch “Das Eva-Prinzip” zurzeit für Schlagzeilen. Heide Härtel- Herrmann, Sprecherin der FinanzFachFrauen , jüngst mit dem Innovationspreis 2006 für Finanzwirtschaft ausgezeichnet, wendet sich in einem Offenen Brief an die Autorin des „Eva-Prinzips“.
Sehr geehrte Frau Herman,
das Leben von erwerbstätigen Frauen in Deutschland ist hart.
Ambitionierte Berufstätigkeit, Kinder und eine erfüllte Partnerschaft unter einen Hut zu bringen, fordert viel Kraft und auch den Mut, immer neue Lösungen für die vielen Probleme zu finden, die diese Mehrbelastung mit sich bringt. Die Expertinnen vom Verbund der FinanzFachFrauen unterstützen diese Frauen, indem sie ihnen eine Finanzberatung bieten, die ihnen im Laufe ihres Lebens ökonomische Eigenständigkeit ermöglicht.
Sie, Frau Hermann – selbst eine beruflich sehr erfolgreiche Journalistin – bieten Ihre Unterstützung nun in Buchform an. Das “Eva- Prinzip” propagiert eine neue Weiblichkeit, die zurückgehen soll auf Los, aber ohne die 2.000 Euro dabei einzuziehen. Denn die behält der treusorgende Ehemann. Beim Lesen Ihres Buches fühlen wir uns unwillkürlich an eine Staubsaugerwerbung erinnert. Auch bei Ihnen managt die Ehefrau und Mutter ein “kleines, erfolgreiches Familienunternehmen”. Sie umsorgt Kinder und Ehemann. Schöne alte Welt.
Was jedoch weder in Ihrem Buch, noch in der TV-Werbung vorkommt:
Das “kleine, erfolgreiche Unternehmen”, einschließlich seiner gut gelaunten “Managerin”, ist wirtschaftlich abhängig von einem einzigen Auftraggeber – dem alleinverdienenden Ehemann. Die tüchtige Unternehmensleiterin, die Sie so gerne wieder ausschließlich hinter den Herd verbannen würden, ist leider scheinselbstständig und damit wirtschaftlich abhängig.
Diese Situation wird vielen Frauen aber erst bewusst, wenn die Idylle in den eigenen vier Wänden bröckelt. Steht eine Scheidung ins Haus, schlägt das Imperium unnachgiebig zurück. Die Frau darf oft die Kinder behalten und wirtschaftlich jetzt endlich auf eigenen Beinen stehen.
Karriere- und gute Verdienstmöglichkeiten hat sie aber zuvor durch die “Familienpause” in den Wind geschrieben. Viele Frauen stehen dann vor dem Ruin. Das, liebe Frau Herman, ist eine Erfahrung aus 20 Jahren Frauenfinanzberatung. Die Rechnung, die wir FinanzFachFrauen in solchen Situationen dann mit unseren Kundinnen aufmachen müssen, ist wenig erfreulich: 2004 bekam die Hälfte aller Neurentnerinnen eine Rente zwischen 50 und 350 Euro. Nach einem Leben zwischen Berufstätigkeit und Kindererziehung liegen in der Regel die Frauenrenten zwischen 500 und 750 Euro, die Männerrenten beginnen bei 750 Euro.
Ihre Zeitreise in die 50er Jahre, sehr geehrte Frau Herman, wird bald vergessen sein. Was bleibt ist lediglich ein schaler Nachgeschmack und die Frage: Wer unterstützt denn berufstätige Frauen, wenn es nicht jene tun, die Erfahrungen mit einem solchen Leben gemacht haben? Wer setzt sich für mehr Kinderbetreuung ein? Und wer setzt sich für ein Steuersystem ein, das auf das moderne Leben von Frauen und auf die Bedürfnisse von Familien zugeschnitten ist?
Liebe Frau Hermann, wir meinen: Hier ist die Fürsprache von wortgewandten und prominenten Frauen wie Ihnen gefragt. Stattdessen verkaufen Sie ein Modell, das uns wieder dem Ehemann unterordnet. Das ist keine Hilfe und keine neue Weiblichkeit, sondern lediglich ein schlechter Rat, der schnell in den Ruin führen kann.
Hochachtungsvoll
Heide Härtel-Herrmann