Selbstlob und Geschichtsfälschung. Erste Anmerkung zu einem Spiegel-Gespräch mit Helmut Schmidt und Gerhard Schröder.
Diese Woche erscheint ein Spiegel-Gespräch mit den beiden Altkanzlern. Die Überschrift lautet „Willy verstand nichts von Wirtschaft“.
Diese Unwahrheit wird nun schon seit 40 Jahre verbreitet. Es begann schon vor dem Rücktritt von Willy Brandt 1974 mit der Behauptung, Willy Brandt sei ein „Außenkanzler“ gewesen. Er kann sich nicht mehr wehren dagegen, dass die gemachte herrschende Meinung ihren direkten Niederschlag in der Geschichtsschreibung findet. Die Wirtschaftsdaten der verschiedenen Kanzlerschaften wie auch die Bilanz der gesellschaftspolitischen Erfolge zeigen sowohl für Schmidt als für Schröder sehr viel schlechtere Ergebnisse als jene von Brandt. Siehe dazu das unten angehängte Kapitel 6 aus meinem Buch „Meinungsmache“. Als Mitarbeiter von Brandt und Schmidt kann ich beide vergleichen. Helmut Schmidt war ein leistungsfähiger Bundeskanzler. Dass er, um seine Leistungsfähigkeit hervorzuheben, die Leistung seines Vorgängers immer wieder mies machen muss, kann ich bis heute nicht verstehen. Die aggressive und wahrheitswidrige Kritik an Brandt wird inzwischen zum roten Faden der Äußerungen dieses ansonsten bewundernswerten Menschen. Albrecht Müller.
Dass sich Gerhard Schröder das Etikett des erfolgreichen Wirtschaftspolitikers anzuheften versucht, ist beachtlich. Das ist immerhin der Mann, der stolz darauf ist, dass er für Deutschland den „besten Niedriglohnsektor“ in Europa geschaffen habe. Das hat nicht nur Millionen Menschen ins Unglück getrieben. Es ist auch die eigentliche Ursache für die Krise in der Eurozone. Zu Schröders wirtschaftspolitischer Kompetenz wäre noch viel mehr zu sagen. Noch ein Hinweis auf eine zentrale Fehleinschätzung dieses Bundeskanzlers und seines Chefs des Bundeskanzleramtes Steinmeier: Die Lohnnebenkosten seien Schuld an der Arbeitslosigkeit.
Hier nun Kapitel 6 „Meinungsmache bestimmt das Bild der Geschichte“: