Arbeitslosenzahl im April 2013 wieder gesunken – Arbeitslosenzahl sinkt im Mai 2013 weiter

Ein Artikel von Gerd Bosbach

Natürlich sind wir keine Propheten und haben auch keine Vorabergebnisse aus Nürnberg. Trotzdem sind wir uns sicher. Und genauso sicher sind wir uns auch, dass eine ganze Reihe von Medien in diesem Stil titeln wird.
Woher die Sicherheit der Vorhersage?
Der Grund ist einfach: Die Arbeitslosenzahlen sind seit der Wiedervereinigung in jedem April im Vergleich zum März des gleichen Jahres gesunken. Das Gleiche gilt für den Mai im Verhältnis zum April (siehe Tableau [PDF – 55.8 KB]). Man weiß eben, dass das der übliche Frühjahrsaufschwung ist. Von Gerd Bosbach.

Die Meldung „Arbeitslosenzahl im April wieder gesunken“ besagt also gar nichts über die längerfristige Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Der schnelle Konsument kann aber genau das aus der Überschrift vermuten, von einem Aufschwung träumen und das der Wirtschaftspolitik der Regierung positiv zuschreiben. Vor allem, wenn dieses Absinken in den Monaten März, April, Mai und aller Voraussicht nach für den Juni verkündet wird.
Will man als Redakteur oder Fachmann nicht den jährlichen Frühjahrsaufschwung beschreiben, sondern die längerfristige Wirtschaftsentwicklung, bietet die Statistik zwei aussagekräftige Indikatoren: Der Vergleich mit dem Vorjahresmonat und die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit. Und obwohl beide Größen im März dieses Jahres gestiegen sind (+70.000 zu März 2012 (Vorjahresmonat); +13.000 saisonbereinigt zu Februar 2013 (Vormonat)) überwogen Ende März Überschriften der Art:

  • „Arbeitslosenzahl sinkt im März auf 3,098 Millionen“ (tagesschau.de, swr.de, …)
  • „Arbeitslosenzahl in Deutschland sinkt im März um 58.000“ (t-online.de)
  • „Arbeitslosenzahlen sinken im März weiter“ (FR-Online.de)
  • „Arbeitslosenzahl sinkt im März nur wenig“ (rp-online)
  • „Zahl der Arbeitslosen sinkt im März schwächer als üblich“ (focus.de)

Natürlich haben die meisten Medien im Text erwähnt, dass das Sinken saisonüblich ist; viele haben auch zumindest eine der beiden aussagekräftigen Vergleichsgrößen gebracht. Aber da hat die Überschriftenzeile schon längst ihre Wirkung entfaltet. Und wer liest zu diesem monatlich wiederkehrenden Thema schon das Kleingedruckte?

Dummheit oder Bosheit?

Wegen der Kürze der Zeit zwischen Bekanntgabe der Zahlen und der Weitergabe durch Ihre Medien wird fast zwangsläufig auf das gesprochene Wort des Präsidenten der BA, die kurze Pressemitteilung oder sogar die Vorabmeldung zurückgegriffen. Ein Blick auf die seriöseste dieser drei Meldungen, die offizielle schriftliche Pressemitteilung, spricht Bände (Pressemitteilung 17 vom 28.3.2013):

  • Zwei der drei im Kopf genannten Zahlen beziehen sich auf den Vergleich zum Vormonat, ohne Saisonbereinigung. Die Meldung beginnt mit dem Absinken der absoluten Zahl um 58.000 gegenüber dem Februar 2013.
  • Die ersten Sätze lauten: „Im Zuge der beginnenden Frühjahrsbelebung ist die Arbeitslosigkeit im März gesunken. Sie hat gegenüber Februar um 58.000 auf 3.098.000 abgenommen.“ Erst am Ende des ersten Absatzes werden die für die Arbeitslosenentwicklung aussagekräftigen Größen erwähnt (zum Vorjahresmonat, saisonbereinigt zum Vormonat).
  • Anders bei acht der neun anschließend beschriebenen Entwicklungen (Arbeitslosengeld, Erwerbstätigkeit, Arbeitskräftenachfrage, …): Dort bringt die BA nur den Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres und erwähnt den Vergleich zum Vormonat noch nicht einmal in Klammern. Die Autoren der Meldung wissen also genau, was korrekt ist.
  • Die Zahl der Arbeitssuchenden (5,1 Millionen) sucht man vergeblich unter den vielen der aufgeführten Fakten! Passt das zu schlecht zu den Meldungen über Fachkräftemangel?

(Wenn Sie mehr zu diesem Thema erfahren wollen, dann können Sie das im Buch „Lügen mit Zahlen“ im Kapitel 5 „Die große Freiheit der Prozentisten“ nachlesen. Tiefergehende Informationen über die drei genannten Indikatoren oder die Veränderungen der Zähl- und Darstellungsweisen von Arbeitslosenzahlen finden Sie auch auf S. 165 bis 167 des Buches.)

Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!