„Der demografische Wandel: Vom Gespenst und Mythos zur Chance“
“Axel Börsch-Supan, Prof., Universität Mannheim, ist Direktor des von ihm gegründeten Mannheimer Forschungsinstituts Ökonomie und Demographischer Wandel (MEA), Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Leopoldina.“
Quelle: WSI Mitteilungen 8/2006 [PDF – 34 KB]
Die in “…” gesetzte Information über den Autor des Kommentars in den WSI Mitteilungen 8/2006 enthält eine wichtige Information nicht: Das von Börsch-Supan gegründete MEA ist zu großen Teilen von der Versicherungswirtschaft finanziert. Der Professor ist vor allem Lobbyist der Versicherungswirtschaft und Polemiker gegen die gesetzliche Rente. Dass die Hans-Böckler-Stiftung ihm Gutachtenaufträge gibt und in den WSI Mitteilungen kommentieren lässt, zeigt, dass manche Gewerkschafter immer noch nicht begriffen haben, was die Stunde geschlagen hat.
Diese Tatsache wird auch nicht dadurch korrigiert, dass der Kommentar in den WSI Mitteilungen scheinbar aufgeklärt daherkommt. Aber nur scheinbar. Neben richtigen Aussagen wie etwa jenen über die Leistungsfähigkeit älterer Kollegen im vorletzten Absatz des Kommentars bringt Börsch-Supan auch die Botschaften seiner Auftraggeber unter:
Die Rente mit 67 ist nur natürlich, behauptet er. Richtig ist, dass bei einer leichten Anhebung des realen Renteneintrittsalters von heute rund 60 Jahren auf das nominelle Renteneintrittsalter von 65 (und darunter) die so genannte Alterung leicht zu bewältigen wäre. Der Beschluss, das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre zu erhöhen, hat vor allem die Folge, dass die heute jungen Beitragszahler noch einmal verunsichert werden. Sie müssen einen Rentenabschlag von über 3% hinnehmen, wenn sie früher in Rente gehen wollen. Das ist der eingebaute Fingerzeig, Privatvorsorge zu betreiben, ganz im Sinne von Börsch-Supan und der Versicherungswirtschaft.
Interessant ist auch, dass Börsch-Supan, immerhin Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium, die miserable Leistung unserer Volkswirtschaft von durchschnittlich maximal 1,5% Wachstum in den letzten 13 Jahren als objektiv gegeben hinnimmt. Er schließt daraus, uns koste der demographische Wandel etwa 1/3 unseres Wirtschaftswachstums. Börsch-Supan unterschlägt, dass dieses miserable Wachstum vor allem eine Folge dessen ist, dass anfangs der neunziger Jahre die Konjunktur gewaltsam abgebrochen worden ist und wir weit unterhalb unserer Kapazitäten gearbeitet haben und arbeiten. Ich wiederhole, worauf ich schon mehrmals hingewiesen habe: unser Bruttoinlandsprodukt könnte heute jährlich um 700 Milliarden € höher liegen, wenn wir ein durchaus gängiges durchschnittliches Wachstum von 2,5% seit 1993 durchgehalten hätten.
Schlussanmerkung (vor dem Hinweis auf einige Quellen): neben den Scharfmachern in Sachen in Demographie vom Schlage eines Professor Herwig Birg profiliert sich ein Börsch-Supan als quasi gemäßigt, aber mit ähnlichen Botschaften, und findet damit Zugang bei Einrichtungen der Gewerkschaften. Erstaunlich.
Nun noch zu einigen Quellen, man kann nicht alles wiederholen: Wichtige Informationen zum Thema finden Sie in den Abhandlungen über die Denkfehler 5, 6 und 7 meines Buches „Die Reformlüge“, sowie in „Machtwahn“ und in den NachDenkSeiten in der Rubrik Veröffentlichung der Herausgeber – Denkfehler Nr. 7 zum Beispiel schon in einem Eintrag vom 4.1.2005. Dort auch ausführlich zu den Verflechtungen und Machenschaften des Institutsdirektors Börsch-Supan.