Hinweise des Tages
- Thomas Stölzel in der SZ:
Studien in den USA belegen, dass die Konzernchefs mittlerweile den schnellen Gewinn gegenüber einem langfristigen Erfolg ihrer Unternehmen vorziehen. Unternehmen würden nicht selten Umsätze manipulieren. In vielen Unternehmen seien die Bonussysteme für Vorstände so gestaltet, dass sie fast ausschließlich kurzfristigen Erfolg belohnen. Man konzentriere sich auf die Zahlen der Firmen und ignoriere deren Geschäft. Mehr und mehr der US-Unternehmen gehen zudem dazu über, keine Quartalsprognosen mehr abzugeben. - Die Wiener Wirtschaftsforscherin Schratzenstaller: Bis zur Steuergerechtigkeit ist es noch weit.
Auch wenn die Spekulationsfrist für Veräußerungsgewinne ab 2007 beseitigt wird, werden sie nach dem Halbeinkünfteverfahren nur zu Hälfte besteuert. Kursgewinne seien Einkommen, wie Arbeits- und Zinseinkommen.
Nach der Koalitionsvereinbarung würden Veräußerungsgewinne nicht mit dem individuellen Steuersatz, sondern pauschal mit 20 % belegt und selbst das würde derzeit wieder in Frage gestellt.
Quelle: FR-online - Der Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Peters verteidigt seine Strategie in den Arbeitskämpfen:
„Ich kann das Jammern nicht mehr hören.“ Die Vorstellung, dass Tarifverhandlungen ein Unternehmen hindern, seine Kosten in den Griff zu bekommen, sei falsch. Man müsse den Arbeitgebern deutlich machen, dass die Löhne nicht nur Kostenfaktor seien, sondern auch Kaufkraft. Wir hätten heute die niedrigste Lohnquote seit Gründung der Bundesrepublik. Die IG Metall woll an der Produktivität teilhaben, die Inflation ausgleichen und eine Korrektur der Verteilungsungerechtigkeit. Die fünf Prozent auf die Lohnkosten bezogen, machten in den Unternehmen nicht einmal ein Prozent der Gesamtkosten aus, genau 0,88 Prozent. - Haifeng Ling, Deutschland-Chef des chinesischen Handy-Bauers ZTE: „In China liegt die gesetzliche Arbeitszeit bei 2 500 Stunden. Unsere Ingenieure arbeiten aber oft 3 000 Stunden. Die Deutschen verplempern zu viel Zeit fürs Private.“
Anmerkung: Haifeng Ling behauptet, dass die deutschen Ingenieure im Jahr 1650 Stunden arbeiten. Das wären bei 220 Arbeitstagen im Jahr (abzüglich 1,5 Kranheitstage) pro Tag nur 7,6 h. Acht Stunden täglich ergeben bereits 1748 Stunden pro Jahr.
Doch die Wirklichkeit sieht für die große Mehrheit der Ingenieure ganz anders aus: Wenn bei einem Zulieferer etwa der nicht verschiebbare SOP-Termin (Start of Production) naht, nimmt die Wochenarbeitszeit deutlich zu. Bei durchschnittlichen neun Arbeitsstunden pro Tag kämen 1967 Stunden heraus, bei zehn Stunden (was für viele Ingenieure infolge der Ausdünnung von Belegschaften längst Realität ist) sind es bereits 2185.
Ling will offenbar auch noch den Urlaub streichen. Dann hätten wir chinesische Verhältnisse.
Quelle: Berlin Online - Keine andere US-Regierung war bislang so bewundert in der Kunst der Lüge wie die Bush-Administration.
Quelle: TAZ - Barbara Dribbusch in der taz: Neues Tempo in der Sozialpolitik.
Bei einer großen Koalition sind offenbar neue politische Geschwindigkeiten möglich – da es keinen staatstragenden Akteur mehr gibt, der Sozialkürzungen skandalisiert.
Quelle: TAZ - Bundestag befürwortet verdachtsunabhängige Überwachung der Telekommunikation.
Mit fast allen Stimmen der Großen Koalition wurde am 16. Februar 2006 ein Antrag zur sechsmonatigen Speicherung von Telefon- und Internetdaten beschlossen. Die Bundesregierung ist damit aufgefordert, die vom EU-Parlament abgesegnete Richtlinie zur Aufzeichnung der Nutzerspuren “mit Augenmaß” und in den “Mindestanforderungen” umzusetzen. Zuvor muss die Direktive noch vom EU-Rat bestätigt werden, was sich Justiz- und Innenminister für Anfang nächster Woche vorgenommen haben.
Quelle 1:
Siehe dazu auch:
Quelle 2: - Georg Fülberth im Freitag: Deichgraf Platzeck unter Wasser und die SPD im Schlepptau
Quelle: Freitag - Verarbeitendes Gewerbe im Jahr 2005: – 1,4% Beschäftigte; + 4,6% Umsatz
Das Verarbeitendes Gewerbesetzt mit weniger Beschäftigten mehr um. Dabei nahmen der Inlandsumsatz um 3,0% auf 885,0 Milliarden Euro und der Auslandsumsatz um 7,0% auf 603,6 Milliarden Euro zu.
Quelle: DESTATIS - Britische Pensionsfonds geraten in einen Teufelskreis
Bei britischen Pensionsfonds und Lebensversicherern macht sich Panik breit. Aufgrund eines strukturellen Nachfrageüberhangs sinken die Renditen langlaufender, britischer Staatsanleihen.
Quelle: Neue Züricher ZeitungKommentar: Der Autor berichtet über Forderungen, die Pensionsbranche mehr Geld in Aktien (!) investieren zu lassen. Auf so nahe liegende und seit über hundert Jahre bewährte Rentenfinanzierungsmodelle wie die gesetzliche Rentenversicherung nach dem Umlageverfahren, die weniger von Renditekurven oder Zinsschwankungen sondern von der Einkommens- und Beschäftigungsentwicklung abhängig ist, scheint der Autor, der nur noch in Geldanlagekategorien zu denken vermag, gar nicht mehr zu kommen.