Der organisierte Applaus – eine Stütze der totalen Manipulation
Keine Angst, in der folgenden kurzen Anmerkung geht es nicht um Peer Steinbrück, sondern um unsere Talkshows und die Ahnungslosigkeit bzw. die Manipulationsbereitschaft der begleitenden Medien. Gestern hatte ich mir Teile der Sendung Jauchs mit Steinbrück angesehen. Inhaltlich will ich jetzt nicht darauf eingehen, obwohl die Schonung Steinbrücks angesichts seiner aktiven Verflechtung mit der Finanzkrise und der Rettungsschirme beachtlich war. Augenfällig war die Einbindung des Publikums. Immer wieder wurden Aussagen von Peer Steinbrück durch Applaus unterstrichen. Die Applaudierenden wurden jedoch in der Regel nicht von der Kamera erfasst. Der Applaus hätte genauso gut hinein geschnitten sein können. Aber das ist wohl nicht der Fall gewesen. Das Publikum und damit auch der Applaus lässt sich organisieren. Das geschieht meist über Agenturen. Es wäre interessant, von der ARD zu erfahren, wie im Falle Jauch das Publikum ausgewählt und eingeladen wird. Von Albrecht Müller
Wie die Organisation des Applauses wirkt und wie unkritisch bis zur Albernheit deutsche Medien sind, kann man am Beispiel des Berliner Tagesspiegel studieren. Auf der Webseite des Tagesspiegel erschien heute um 12:41 Uhr ein Beitrag von Hans Monath. Siehe Anlage. Der Autor dieses Medienproduktes behauptet, das Publikum sei bei Günther Jauch selten so klatschfreudig wie am Sonntag abend. Er behauptet dies, ohne die Leser des Tagesspiegel darauf aufmerksam zu machen, dass der Applaus organisiert sein kann und es in der Regel auch so ist.
Und er schließt dann noch aus seiner blauäugigen Beobachtung, Peer Steinbrück scheine die Verteidigung gegen die Angriffe wegen seiner Nebenverdienste ganz gut zu gelingen, und Medientenor und Volksmeinung würden zuweilen wie in diesem Fall auseinander fallen.
So organisiert man die totale Manipulation.
Anlage:
Fernsehen : Jauch und Steinbrück: Spitzenverdiener unter sich
12:41 Uhr von Hans Monath
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Selten war das Publikum bei Günther Jauch so klatschfreudig wie am Sonntagabend gegenüber dessen Solo-Gast Peer Steinbrück. Der Politiker steht im Feuer und muss sich wegen seiner hohen Nebenverdienste als Bundestagsabgeordneter rechtfertigen, seit ihn SPD-Chef Sigmar Gabriel vor zehn Tagen zum Kanzlerkandidaten seiner Partei ausgerufen hat.
In Jauchs Studio im Schöneberger Gasometer schien dem Kandidaten die Verteidigung ganz gut zu gelingen. Zumindest kassierte er immer wieder spontanen Applaus für seine Argumente. Zuweilen fallen Medientenor und Volksmeinung auseinander.
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Quelle: Der Tagesspiegel