Walter Riester kann einem nur noch Leid tun: Jetzt wird er auch noch in die Propagandakampagne der BILD-Zeitung für die private Altersvorsorge eingespannt.
Einer unserer Leser schickt uns seine Anmerkung zu einem Beitrag des BILD-Kolumnisten Hugo Müller-Vogg über die Riester-Rente, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.
Anmerkung zum Kommentar von Hugo Müller-Vogg “Mit Walter ins Alter” aus der BILD vom Mittwoch, den 19. Juli 2006
Von Matthias Burghardt
Ein Kommentar mit Seltenheitswert, da grundehrlich und offen.
Ich erinnere mich an die Sendung Quergefragt im SWR vom 31. Mai 2006. Da stritten Hugo Müller-Vogg und Finanzberate Bern Klöckner in trauter Gemeinsamkeit für die private Altersvorsorge gegen Norbert Blüm und Albrecht Müller. Kurz nach dem neusten, großen Bericht zur Schrumpf/Minusrente vom 17. Juli, erschien jetzt der Kommentar von Müller-Vogg, ach was kein Kommentar, sondern ein Loblied auf die Riester-Rente. Ein “Renner” sei sie geworden, “8 bis 10 Millionen” Menschen hätten “geriestert”, “Der Clou: wer privat vorsorgt, den unterstützt der Staat”, es gebe eine “aktuelle Riester Welle” schreibt Müller-Vogg. Halleluja! Er geht noch weiter: Riester habe “mehr erreicht als Reichskanzler Otto von Bismarck”. Amen! Dann erfahren wir noch, dass Riester als Redner bei der Fondsgesellschaft Union Investment auftritt und dass der Riester-Rentenerfinder und private Rentenverkäufer “Brüder im Geiste” sind.
Eigentlich ein schönes Beispiel für die Funktionsweise der organisierten Rentenverunsicherung. Zuerst ein „knallhart recherchierter“ Bericht mit großer Schlagzeile “Minus-Rente”, kurz darauf ein Kommentar mit den üblichen Übertreibungen (Riester größer als Bismarck), fehlt eigentlich nur noch Werbung für die Privatversicherungen in einer der nächsten Ausgaben. Jedenfalls wird deutlich, dass Hugo Müller-Vogg ein Wegbereiter der privaten Versicherungen ist und er selbst zu den angesprochenen “Brüdern im Geiste” gehört – schön, dass er sich geoutet hat. Dass die Riesterrente wesentlich zur allgemeinen Verunsicherung über die gesetzliche Rentenversicherung beigetragen und Beiträge, die genauso auch der Umlagefinanzierung hätten zufließen können, auf private Versicherer umgelenkt hat bleibt natürlich unerwähnt. Ebenso wie die nahe liegende Frage, warum die Riester- Rente überhaupt staatlich gefördert wird, wenn sie doch so rentabel ist.