Beim Vergleich des „Verbrechens“ der Nadja Drygalla mit rechtsradikalen Äußerungen von Söder und Gesinnungsfreunden stößt man auf einen interessanten Meinungsbildungsprozess
Olympia-Rudererin Nadja Drygalla hat das Olympische Dorf verlassen, als verbreitet wurde, sie sei mit einem Mitglied und Funktionär der NPD befreundet. Man kann sich mit Recht darüber wundern, dass die Liäson mit einem NPD-Funktionär einen solchen Schatten auf einen Menschen wirft, wie das im Falle der Rudererin Drygalla geschehen ist, obwohl sie sich von der Neonazis-Szene distanziert. Die rechtsradikalen und fremdenfeindlichen Äußerungen etablierter Politiker wie Söder, und die Kampagnen zum Beispiel der Bild-Zeitung gegen andere Völker wie gegen die Griechen und die Volksverhetzung, die in diesen Kreisen schon bei der Asylrechtsdebatte Anfang der neunziger Jahre sichtbar wurde, sind jedenfalls um vieles schlimmer als das “Vergehen” der Nadja Drygalla. Eine Person wie Söder und viele seiner Parteifreunde und ihrer Gesinnungsgenossen in den Medien nutzen die Distanzierung von der NPD und anderen Rechtsradikalen wie einen Paravent. Albrecht Müller.
Je mehr gegen die NPD und ihre Freunde wenigstens gelegentlich eingeschritten und durchgegriffen wird, umso mehr gewinnen die rechtskonservativen und rechtsradikalen etablierten Kreise in den traditionellen konservativen Parteien an Spielraum. Sie können sich wirklich menschenverachtend und volksverhetzend äußern. An ihnen bleibt in der breiten Öffentlichkeit nichts an rechtsradikalem Verdacht hängen. Dieser wird auf Personen wie Drygulla und ihr Umfeld gerichtet. Diese Art von Meinungsbildung funktioniert. Man kann sie an sich selbst studieren.