Kreativität ist eine Eigenschaft, die wir Bürger unseren Verwaltungen meist nicht im positiven Sinn zuschreiben, was deren Einfallsreichtum bei Gebühren, Verordnungen, Bürokratie betrifft. Nicht zu vergessen sind die allseits beliebten Einsparungen. Und in Zeitenwende-Zeit ist das Gürtel-enger-Schnallen im ganzen Land zwar keine Gesundheit stiftende Ertüchtigungsübung, jedoch wird es als eine patriotische verkauft. Beispiel Dresden. Dort fanden die Entscheidungsträger der sächsischen Landeshauptstadt kreativ und bürgernah (Ironie aus) einen kleinen wie gewichtigen Posten im 2,3-Milliarden-Haushalt der Metropole an der Elbe, bei welchem sie sprichwörtlich das Wasser abdrehen. Auch bei vielen anderen Posten macht der Sparkurs keinen Halt. Ein Kommentar von Frank Blenz.
Wandeln durch eine schöne Stadt, vorbei an herrlichen Brunnen – aber da fehlt doch was?
Dresden, die Schöne, wird liebevoll auch Elbflorenz genannt, weil sie an einem imposanten Fluss gelegen ist und in einigen Quartieren und Stadtteilen eine feine Atmosphäre fast wie die der italienischen Stadt in der Toskana ausstrahlt. Derlei Flair entfaltet sich, weil die sächsische Landeshauptstadt neben vielen musealen Einrichtungen, Parks und Wandelgängen eine große Zahl an Brunnen und Wasserspielen besitzt – sehr zur Freude, Erbauung, Erfrischung ihrer Bürger und der vielen Besucher aus nah und fern, gerade in den sicher wiederum heißen Tagen des sächsischen, elbflorentinischen Sommers. Mehr noch, Dresdens Brunnen sind städtebauliche und kulturelle Schätze, siehe der Neptunbrunnen, das Nymphenbad im Dresdner Zwinger, der Gänsediebbrunnen am Altmarkt oder der Zwillingsbrunnen auf dem Albertplatz. Doch in diesem Jahr hat sich der Dresdner Stadtrat etwas ganz Besonderes ausgedacht, was die Einheimischen in ihrer Sächsischen Zeitung so zu lesen bekamen:
Nur 8 von 99 Brunnen werden 2025 in Dresden sprudeln
Dresden hat 99 städtische Brunnen. Nur acht davon werden dieses Jahr in Betrieb genommen.
Die Landeshauptstadt wird in diesem Jahr nahezu alle Brunnen im Stadtgebiet ausgeschaltet lassen. Grund ist die angespannte Haushaltslage. Nicht betroffen sind die elf kommunalen Trinkwasserbrunnen.
Sascha Döll, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Abfallwirtschaft: „Wir müssen Prioritäten setzen und schwierige Entscheidungen treffen. Leider können wir in diesem Jahr deutlich weniger Mittel als üblich für den Betrieb der Springbrunnen bereitstellen…“
(Quelle: Sächsische Zeitung)
Einspareffekt kaum vorhanden, Negativeffekt in der Öffentlichkeit hingegen deutlich sichtbar
Statt erfrischende Wasserfontänen, Kühle und Freude: Nun plätschern also gerade mal acht von 99 Brunnen. Die Wasserspiele sind fachmännisch mit Holzlatten abgedeckt. Die breite, langgezogene Flaniermeile Prager Straße in der Innenstadt wirkt, als wäre in deren Mitte eine Diele eingezogen, auf der vielleicht Skater in diesem Sommer ihre Kunststücke vorführen könnten. Es ist einfach traurig, denn der Einspareffekt der Maßnahme ist kaum vorhanden, finde ich. Laut Sächsischer Zeitung werde der brachial eingeschränkte Betrieb aller städtischen Brunnen in diesem Jahr weniger als 400.000 Euro kosten. Das ist kein Wurf! Den Bürgern wird diese Maßnahme mit der angespannten Haushaltslage begründet und ihnen zum Trost erläutert, dass die Stadt stattdessen ihren Blick mehr in die Unterhaltung der städtischen Spielplätze und Bäume richten werde.
Nicht nur verrammelte Brunnen – Kultur und Soziales sind insgesamt Objekte der Kürzungen
Nicht nur Brunnen sind Objekte der Kürzungen, die Kultur, Soziales (unter anderem Kinder- und Jugendarbeit, Sozialarbeit usw.) ebenso, obwohl der beschlossene Haushalt Dresdens mit 2,3 Milliarden Euro der größte Haushalt seit 1990 ist (MDR). Allein im Bereich Kultur, berichtet der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR), wird ordentlich hingelangt:
Neuer Haushalt: Dresden kürzt der Kultur 2,5 Millionen Euro
(Quelle: MDR)
Immerhin – Geld für eine neue Carolabrücke wird bereitgestellt
Die alte Carolabrücke ist noch nicht in Gänze abgerissen. Die Sorge darüber, wie es weitergeht, beschäftigt seit Wochen die ganze Stadt. Neben vielen negativen Neuigkeiten hat der neue Haushalt der Landeshauptstadt auch eine gute Nachricht: Dresdens Stadtrat hat das Neuverschuldungsverbot gekippt, was es ermöglicht, dass 220 Millionen Euro als Kredit aufgenommen werden können. Die Mittel sind für den Neubau der Carolabrücke sowie für weitere Brückensanierungen geplant. Da stellt sich die Frage, ob dieses „Nichtverschuldungsverbot“ nicht mutig und kreativ genutzt werden könnte, um statt zu kürzen lieber zu klotzen. Den Entscheidungsträgern in Dresden sei gesagt: Man schaue nur mal in die Bundespolitik, wo mutig und geschickt Schulden „Sondervermögen“ genannt werden. Auf dass die Brunnen doch wieder sprudeln zur Freude der Bürger und der (noch!) vielen Gäste aus nah und fern.
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