Militaristen sind ganz schnell kleinlaut – Wenn die eigenen Kinder im Krieg verheizt werden sollen

Militaristen sind ganz schnell kleinlaut – Wenn die eigenen Kinder im Krieg verheizt werden sollen

Militaristen sind ganz schnell kleinlaut – Wenn die eigenen Kinder im Krieg verheizt werden sollen

Ein Artikel von: Tobias Riegel

Sie tragen aktuell durch ihre aggressive Rhetorik dazu bei, dass junge Deutsche bald wieder für hohle Phrasen im Schützengraben verrecken oder gegnerische junge Menschen töten könnten. Aber: Viele Journalisten und Politiker schließen die eigenen Kinder oft nicht mit ein, wenn sie Kriegstüchtigkeit und „Verteidigungs“-Bereitschaft einfordern: Die der eigenen Kriegstreiberei folgende Drecksarbeit sollen wohl lieber Andere übernehmen. Das ist ein weiterer Gipfel der Doppelmoral. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Es ist eine aktuelle Verdrehung in der Debatte um den neuen deutschen Militarismus: Als zerfetztes Kanonenfutter oder als traumatisierte Invalide werden junge Menschen dabei eher selten von etablierten Medien thematisiert. Die Jugend kommt in der aktuellen Propaganda statt dessen oft als positive Motivation für die „Kriegstüchtigkeit“ vor, in dem Sinne, dass „wir“ für „die Zukunft unserer Kinder“ bereit sein müssten, unsere Werte notfalls mit der Waffe zu verteidigen. Der Dienst an der Waffe taucht dabei eher im Zusammenhang mit einer verniedlichenden Werbung für eine kommende Wehrpflicht auf, die dann auch noch mit Orwell’schen Begriffen wie „Freiheitsdienst“ verkitscht werden soll. Aber die heutigen Jugendlichen sind es, die morgen für „unsere“ Verteidigung und als mögliche Folge der aktuellen, nicht rational begründeten Kriegstreiberei getötet oder verstümmelt werden könnten.

In dem Zusammenhang wird gerade eine Szene bei Markus Lanz von vor einigen Tagen diskutiert: Die grüne Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge als Vertreterin einer besonders militaristischen Partei sagt auf die Frage von Lanz, ob sie auch ihre eigenen Kinder in den Krieg schicken würde, dass sie ihre Familie „nun wirklich nicht konkret“ besprechen möchte. Der folgende (kurze und aus dem Zusammenhang geschnittene) Ausschnitt findet sich unter anderem unter diesem Link:

Bereits bekannt ist die schon etwas ältere Reaktion von Ursula von der Leyen auf eine ähnliche Frage. Die folgende Szene findet sich auch unter diesem Link:

Mein Goldjunge soll nicht für dieses Land sterben“

Eine der Strömungen des aktuellen Militarismus kommt aus einer pseudolinken Richtung, allen voran von kriegstreiberischem Personal bei den Grünen – mit dieser Aussage werden aber die Militaristen in den Reihen von CDU, FDP, AfD und auch bei der SPD nicht entlastet. Auf das Phänomen, dass einstige grüne Kriegsdienstverweigerer plötzlich in der ersten Reihe der Kriegshetzer stehen und auf die Art, wie pseudolinke Militaristen die extremen Widersprüche ihrer Propaganda auch bezüglich der eigenen Kinder „verarbeiten“ – darauf ist kürzlich die Zeit im Artikel „Mein Goldjunge soll nicht für dieses Land sterben“ eingegangen.

Das Medium Tichys Einblick hat wiederum auf diesen Zeit-Artikel eine zum Teil lesenswerte Antwort formuliert. Unter dem Titel „Die Lebenslüge ist der intellektuelle Normzustand der Rotgrünen“ heißt es etwa:

Zwischen Kriegspathos und Kinderzartheit taumelt das rotgrüne Bürgertum in die nächste Lebenslüge: Es will Kriege führen, aber nur mit den Söhnen der anderen.

Einschränkend sei zu dem Artikel bei Tichys Einblick unter anderem erwähnt, dass konservative Medien in meinen Augen oft Verwirrung stiften mit dem Gebrauch der Ausdrücke „links-grün“ und „rot-grün“: Grüne Politik ist in keiner Hinsicht als links oder als rot zu bezeichnen (zur pseudolinken Begriffsverwirrung siehe hier oder hier oder hier).

Politiker mit beschränkter Haftung

Politiker haften (meistens) nicht privat für die Folgen ihrer Politik – für dieses Prinzip gibt es in vielen Fällen sicher auch gute Gründe (Hintergründe zu dieser Regelung z.B. hier oder hier). Dazu kommt: Die Frage an Politiker und Journalisten nach den eigenen Kindern und der Bereitschaft, sie für den leeren Werte-Pathos ins Feuer zu werfen, den sie selber propagieren, diese Frage hat auch etwas Populistisches. In einem Kommentar zu der oben verlinkten Szene bei Lanz schreibt eine Nutzerin zusätzlich sinngemäß, dass Katharina Dröge in der Talkshow als Politikerin sitzt und nicht als Mutter.

An diesem Argument ist etwas dran: Auf die private Ebene von Politikern und Journalisten abzielende Fragestellungen können in meinen Augen ihrerseits als möglicherweise fragwürdig bezeichnet werden. Aber: Wir erleben auf der anderen Seite auch eine Diskussionskultur, in der die neuen Militaristen ihre Dominanz in allen großen Medien tagtäglich skrupellos gegen die Interessen der Bürger ausspielen und in der die Kriegstreiber jede Fairness im Meinungskampf vermissen lassen.

Leserbriefe zu diesem Beitrag finden Sie hier.

Titelbild: Screenshot/ZDF

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