„Kölner Kliniken planen Krankenhaus für den Kriegsfall“ – so lautet eine aktuelle Schlagzeile der Welt. In der Dom-Stadt soll eine unterirdische Intensivstation nach israelischem Vorbild geschaffen werden. Moment: Wie bitte? Ein Krankenhaus für den „Kriegsfall“? Unterirdisch? Wird Deutschland jetzt zu Israel? Wo ist der Gazastreifen? Ist aus Frankreich jetzt Palästina und aus Dänemark der Iran geworden? Wo sind die Feinde, die Deutschland beschießen? Der kollektive Wahnsinn, vorbei an der Realität, breitet sich weiter aus. Ein Kommentar von Marcus Klöckner.
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Was braucht Deutschland? Was müsste eine verantwortliche Politik, die sich dem Grundgesetz verpflichtet fühlt, in Deutschland endlich umsetzen? Die umfassende Beantwortung dieser Fragen würde den Rahmen dieses Kommentars sprengen. Fragen wir anders: Was braucht Deutschland nicht? Was Deutschland mit Sicherheit nicht braucht, ist ein Krankenhaus für einen Kriegsfall. Wozu auch? Ein Land, das keinen Krieg führen und alles dransetzen wird, mit seinen Nachbarn in Frieden zu leben, wird sich in aller Regel auch nicht in einem Krieg wiederfinden. Also braucht es auch kein Kriegskrankenhaus. Und: Wer sollte Deutschland angreifen? Und aus welchem Grund? Ja, ja: Wir alle kennen die Mär der Feindbildaufbauer und Kriegstreiber, wonach russische Panzer bald in Berlin stehen könnten. Das ist: Propaganda. Üble, schlimme, dreckige Propaganda. Doch hat die Propaganda erst einmal Fahrt aufgenommen – und das ist gerade der Fall –, ist ihr die Realität egal.
Wenn „der Russe“ bald im vollen Kriegsmodus auf den Rhein zufährt, dann braucht es natürlich auch Kriegskrankenhäuser – logisch. Und wenn der Hund nicht geschissen hätte, hätte er den Hasen gekriegt, sagt der Volksmund und mag damit sogar im Recht sein. Blöd für den Hund, gut für den Hasen. Gut für die Rüstungsindustrie ist es hingegen, wenn der Politikermund Propaganda verbreitet – was wiederum schlecht für Land und Bürger ist. Denn die sehen sich gerade mit einer gigantischen Neuverschuldung konfrontiert. Die „Finanzierung“ für das Kölner Kriegskrankenhaus sei hingegen noch „offen“, heißt es in dem Welt-Artikel. Das sollte aber gewiss kein Grund zur Sorge bieten. Schließlich: Für alles, was mit Aufrüstung und Krieg zu tun hat, hat das angeblich so arme Deutschland, das dringend aufgrund der hohen Kosten den Sozialstaat „verschlanken“ muss, genug Geld. Oder nein, anders formuliert: Es scheinen geradezu unbegrenzte Mittel zur Verfügung zu stehen. Wo eine Billion Euro locker fließen können, da können doch zwei, drei, vier oder fünf … erst recht fließen. Das ist das Prinzip der Massenkraft. Sind die Schleusen erstmal geöffnet, dann drückt sich von allein raus, was geht. Und ehe man es sich versieht: Die Bürger erfahren, dass die „planerischen Zeichnungen“ für das unterirdische „Krisenzentrum“ bereits abgeschlossen seien.
Soll einer mal noch sagen, in Deutschland lahme der Fortschritt. Es geht voran – nur wohin? Einer der Geschäftsführer der Kliniken der Stadt Köln, Axel Goßmann, sagte: „Mit Köln-Wahn haben wir einen der größten NATO-Umschlagstützpunkte vor der Tür, bei einem NATO-Bündnisfall wäre dort ein militärischer Dreh- und Angelpunkt.“
Wahn – das ist, wie wir wissen, ein Stadtteil von Köln. Bauen wir an das Wörtchen „Wahn“ noch den Begriff „Sinn“ an, dann entsteht ein stimmiges Gesamtbild.
Was in Deutschland gerade in Sachen Großprojekt „Kriegstüchtikeit“ passiert, gleicht einem kollektiven politischen Wahnsinn. Baut keine Kriegskrankenhäuser, baut Frieden!
Titelbild: Andy Gin/shutterstock.com