Der Streit zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj am Freitag in Washington war eine Zäsur: Das Scheitern des geplanten Deals, mit dem Trump seinen Plan zur Beilegung des Ukraine-Konflikts einleiten wollte, markierte zugleich eine schier unüberwindbare Krise im transatlantischen Bündnis. Während Trump Waffenlieferungen an Kiew stoppen will, wollen die Europäer ihre Unterstützung für Selenskyj forcieren.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj trifft am 28. Februar 2025 im Weißen Haus ein
US-Präsident Donald Trump: „Er hat sich heute schick gemacht!“
(Quelle: The Guardian)
Im Weißen Haus: Frage an Selenskyj zu seinem Outfit:
„Reporter: Warum tragen Sie keinen Anzug? Sie sind jetzt im Office höchsten Ranges in diesem Land. Sie weigern sich, einen Anzug zu tragen. Haben Sie einen Anzug?
Selenskyj: „Ich werde einen Anzug tragen, wenn der Krieg vorbei ist. Vielleicht einen, wie Sie [der Reporter, Anm. d. Red.] einen anhaben, vielleicht einen besseren. Ich weiß nicht. Vielleicht auch einen preiswerteren.“
(Quelle: C-SPAN, ab Minute 0:35)
Der Streit zwischen Trump und Selenskyj im Oval Office am 28. Februar 2025
„Trump: Sagen Sie uns nicht, was wir fühlen werden.
Selenskyj: Ich sage es Ihnen nicht …
Trump: Sie sind nicht in der Position, das zu diktieren. Wir werden uns sehr gut fühlen. Wir werden uns sehr stark fühlen. Sie sind gerade in einer sehr schlechten Position. Sie haben sich in eine sehr schlechte Position gebracht.
Selenskyj: Das war vom Beginn des Krieges an so.
Trump: Sie sind nicht in einer guten Position. Sie haben gerade keine Karten in der Hand. Mit uns haben Sie die Karten in der Hand.
Selenskyj: Ich spiele keine Karten.
Trump: Sie haben Karten. Sie spielen mit dem Leben von Millionen Menschen. Sie riskieren einen dritten Weltkrieg. (…)
Selenskyj: Kann ich antworten?
Trump: Nein, Sie haben viel geredet. Ihr Land ist in großen Schwierigkeiten.
Selenskyj: Ich weiß das.
Trump: Sie gewinnen nicht. Sie haben verdammt gute Chancen, da heil rauszukommen dank uns.
Selenskyj: Herr Präsident, wir bleiben in unserem Land. Wir bleiben stark. Von Beginn des Krieges an waren wir allein … Und wir sind dankbar. Ich habe danke gesagt in diesem Office.
Trump: Wir haben Ihnen durch diesen dummen Präsidenten 350 Milliarden Dollar gegeben. Wir haben Ihnen Militärausrüstung gegeben. Ihre Männer sind tapfer, aber sie mussten unsere Militärausrüstung benutzen. Wenn sie unsere Waffen nicht gehabt hätten, wäre dieser Krieg in zwei Wochen vorbei gewesen.
Selenskyj: In drei Tagen, das habe ich von Putin gehört.
Trump: Es wird sehr schwer sein, auf diese Weise Geschäfte zu machen. Das sage ich Ihnen. (…)
Trump: Wenn Sie jetzt einen Waffenstillstand bekommen könnten – ich sage Ihnen, nehmen Sie ihn, damit die Kugeln nicht mehr fliegen und ihre Männer nicht mehr sterben.
Selenskyj: Natürlich wollen wir den Krieg stoppen. Aber ich habe Ihnen gesagt: ‚Mit Garantien.‘
Trump: Aber Sie wollen keinen Waffenstillstand. Aber Sie bekommen einen Waffenstillstand schneller als einen Vertrag. (…) Der Satz lautet: Obama gab Ihnen Bettlacken, Trump gab Ihnen Javelins [Panzerabwehrwaffen, Anm. d. Red.]. Sie müssten dankbarer sein.“
(Quelle: focus online, ab Minute 0:50)
Russlands Präsident Wladimir Putin am 27. Februar 2025
„Wir sehen ein, dass nicht alle mit der Wiederaufnahme der russisch-amerikanischen Kontakte zufrieden sind. Ein Teil der westlichen Eliten ist nach wie vor darauf eingestellt, Instabilität in der Welt aufrechtzuerhalten. Diese Kräfte werden bemüht sein, den aufgenommenen Dialog zu torpedieren oder zu kompromittieren. Das müssen wir berücksichtigen und alle diplomatischen Möglichkeiten und die Geheimdienste einsetzen, um solche Versuche zu vereiteln. Vor allem aber ist es für uns wichtig, wie auch bisher, unsere nationalen Interessen, Souveränität sowie das Leben und die Freiheit unserer Bürger vor beliebigen Gefahren entschlossen zu schützen.“
(Quelle: Tass)
EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas im Februar 2025
„Die NATO ist nicht das, wovor Russland Angst hat. Russland hat Angst vor einer Ausweitung der Demokratie auf Russland, weil die NATO und alle anderen NATO-Länder Russland nie angegriffen haben. Der Punkt ist, warum wir, die NATO, existieren, besteht darin, dass wir Angst vor Russland haben. Und das Einzige, was wirklich funktioniert und die einzige Sicherheitsgarantie, die funktioniert, ist der NATO-Schirm.“
(Quelle: Interview mit AFP)
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am 1. März 2025
„Wir stehen felsenfest an der souveränen und freien Ukraine. Die Ukraine ist Teil des freien und demokratischen Europas. (…) Ich appelliere an alle im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien daher, jetzt die blockierten drei Milliarden Hilfsgelder für die Ukraine freizugeben. (…) Wir leben in sehr unsicheren Zeiten, meine Damen und Herren. Aber wenn wir in diesem Moment, in diesen Tagen erneut, wie schon einmal vor drei Jahren, in Deutschland und in Europa die richtigen Weichen stellen, dann wird Europa zeigen, was es im Kern ausmacht: ein starkes Friedensprojekt, Frieden und Freiheit für seine Millionen Bürgerinnen und Bürger; ein Friedensprojekt, das in die Welt ausstrahlt. Slawa Ukraini, es lebe Europa.“
(Quelle: phoenix vor Ort, ab Minute 2:00 und ab Minute 5:24 und ab Minute 11:00)
Der britische Premier Keir Starmer empfängt Wolodymyr Selenskyj am 1. März 2025
„Starmer: Sie sind hier in der Downing Street sehr, sehr willkommen. Wie Sie dem Jubel entnehmen konnten, genießen Sie im gesamten Vereinigten Königreich volle Unterstützung. Wir stehen an Ihrer Seite, an der Seite der Ukraine, so lange es dauert, und um das zu erreichen, was wir beide erreichen wollen: einen dauerhaften Frieden.“
Selenskyj: „Vielen Dank, Keir. Premierminister, hier sein zu können. Die Menschen im Vereinigten Königreich haben von Beginn dieses Krieges an so große Unterstützung erwiesen. Danke schön. Wir sind in der Ukraine sehr glücklich, solche Freunde zu haben.“
Starmer: „Fantastisch.“
Selenskyj: „Danke.“
(Quelle: @Keir Starmer)
Premier Keir Starmer spricht nach dem Sicherheitsgipfel in London am 2. März 2025
„Deshalb haben wir uns heute auf einige wichtige Schritte geeinigt. Erstens werden wir den Fluss der Militärhilfe aufrechterhalten und den wirtschaftlichen Druck auf Russland weiter erhöhen, um die Ukraine jetzt zu stärken. Zweitens waren wir uns einig, dass jede dauerhafte Lösung die Souveränität und Sicherheit der Ukraine gewährleisten muss und dass die Ukraine mit am Tisch sein muss. Drittens werden wir im Falle eines Friedensabkommens die eigenen Fähigkeiten der Ukraine weiter stärken, um jede zukünftige Invasion hinauszuzögern. Viertens werden wir weiter daran arbeiten, eine Koalition der Willigen zu bilden, um ein Abkommen in der Ukraine zu verteidigen und den Frieden zu garantieren. (…) Großbritannien ist bereit, dies gemeinsam mit anderen mit Bodentruppen und Flugzeugen in der Luft zu unterstützen. Europa muss eine schwere Aufgabe meistern. Aber um den Frieden zu unterstützen und erfolgreich zu sein, müssen die Bemühungen eine starke Unterstützung durch die USA haben.“
(Quelle: Bloomberg Television, ab Minute 1:30)
CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen am 1. März
„Journalist: Das heißt, dass Sie würden jetzt, Sie ignorieren jetzt gerade die Gespräche zwischen den USA und Russland über diesen möglichen Frieden in der Ukraine, sondern sagen: ‚Wir Europäer müssen, egal, was Trump und Putin da gerade besprechen, müssen die Ukraine fit machen, weiter zu kämpfen?‘“
Röttgen: „Absolut.“
(Quelle: phoenix, ab Minute 13:00)
Titelbild: Screenshot Focus Online