Von grün zu olivgrün – auch die Fondsbranche gibt sich einen neuen Anstrich

Von grün zu olivgrün – auch die Fondsbranche gibt sich einen neuen Anstrich

Von grün zu olivgrün – auch die Fondsbranche gibt sich einen neuen Anstrich

Ein Artikel von Thomas Trares

Grün war einmal, nun ist Olivgrün die Devise. Was für die Partei Die Grünen schon lange gilt, lässt sich nun auch in der Fondsbranche beobachten. Lange Zeit waren dort Investitionen in Waffen, Kohle, Atomkraft, Tabak, Pornografie oder Glücksspiel verpönt – doch zumindest Waffen, so scheint es, sind inzwischen wieder salonfähig. Zum Jahresanfang nämlich haben sowohl die DekaBank als auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zwei Investmentfonds mit dem Schwerpunkt „Sicherheit und Verteidigung“ aufgelegt. Beide Fonds sind aktiv gemanagt, richten sich an Privatanleger und investieren in Kriegsgerät. Von Thomas Trares.

Wie die DekaBank, die Fondsgesellschaft der Sparkassen, mitteilte, verwaltet der Themenfonds „Deka-Security und Defense“ ein global diversifiziertes Portfolio, das die Bereiche IT-Sicherheit, persönliche und öffentliche Sicherheit sowie Verteidigung umfasst. Neben Rüstungskonzernen können darin auch Unternehmen aus Bereichen wie Gebäudeschutz, sicherer Zahlungsverkehr, Cybersicherheit und Ähnlichem enthalten sein. Das gesamte Anlagespektrum umfasst rund 250 Unternehmen, der Fonds selbst besteht aus 60 bis 90 Positionen. Ähnlich ist auch der LBBW-Fonds „LBBW Sicher Leben“ aufgebaut. Auch hier bilden Themen wie Cybersicherheit, geopolitische Instabilität und Verteidigung die Grundlage. Beide Fonds betonen zudem, nur in Rüstungsunternehmen aus westlichen Ländern zu investieren.

Investitionen in „Rüstungs-ETFs“

Wer bislang vom Rüstungsboom der vergangenen zwei, drei Jahre „profitieren“ wollte, der musste entweder in Einzelaktien wie Rheinmetall oder Hensoldt investieren oder in passiv gemanagte Produkte, sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs). Ein Beispiel hierfür ist der Van Eck Defense Ucits ETF, der im März 2023 aufgelegt wurde und weltweiten Zugang zu Unternehmen der Militär- und Verteidigungsindustrie bietet. Der Fonds richtet sich an dem Market Vector Global Defense Industry Index aus, der zu 63,9 Prozent aus US-Unternehmen besteht, was wiederum der dominanten Stellung der USA im globalen Rüstungssektor geschuldet ist. Der Van Eck Defense Ucits ETF hat inzwischen ein Volumen von fast 2,2 Milliarden Euro. Allein in den vergangenen zwölf Monaten betrug der Wertzuwachs knapp 44 Prozent.

Damit springen die Fondsgesellschaften also nun auch auf den Megatrend Rüstung auf, der vor gut drei Jahren durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine ausgelöst wurde. Seither sind viele Staaten dabei, zusätzliche Milliarden in ihr Militär zu stecken – getrieben vor allem von dem NATO-Beschluss, dauerhaft zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Rüstung auszugeben. Und auch an den Börsen setzt sich die Hausse bei den Rüstungsaktien ungebremst fort. Ein Sinnbild dafür ist die Rheinmetall-Aktie, deren Kurs nach der Rede von US-Vizepräsident J. D. Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz in der vergangenen Woche nahezu senkrecht in die Höhe schoss – angefacht von der Aussicht auf weitere Rüstungsaufträge. Und nicht zuletzt ist Verteidigungsminister Boris Pistorius laut Meinungsforschungsinstitut Insa nach wie vor der beliebteste Politiker Deutschlands.

Fondsmanager sehen sich voll im Trend

Entsprechend sehen sich auch die Fondsmanager mit ihren neuen Produkten voll im Trend liegend. „Der Investitionsbedarf in sämtlichen Feldern, in die der Fonds investiert, ist weiter hoch und wird weiter zunehmen. Beim Themenfeld Sicherheit handelt es sich um einen langfristigen Trend, der gerade erst begonnen hat“, erklärte Michael Beyer-Enke, der bei der DekaBank den „Deka-Security und Defense“ verwaltet. Und Matthias Danne, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DekaBank, betonte, dass NGOs gerade dabei seien, ihre Haltung gegenüber der Rüstungsindustrie anzupassen. „Seit dem Ukraine-Krieg wird Rüstung zunehmend von NGO als notwendiger Bestandteil der Sicherheitsstrategie akzeptiert“, meinte er.

Die beiden Deka-Manager stehen mit ihrer Meinung freilich nicht allein da. Bei einer Umfrage des britischen Vermögensverwalters Han-ETF unter 50 Wealth Managern aus Großbritannien, Italien und Deutschland waren 94 Prozent der Meinung, dass Investitionen in Rüstungsunternehmen kompatibel mit ESG-Kriterien sind. ESG steht für Environment, Social und Governance und ist an den Finanzmärkten derzeit der Nachhaltigkeitsstandard schlechthin. Finanzprodukte mit ESG-Label können auf eine höhere Nachfrage hoffen, was am besseren Image liegt, aber auch daran, dass bestimmte Investoren wie Stiftungen oder Kirchen nur in Nachhaltigkeitsprodukte investieren dürfen.

Ist Rüstung nachhaltig?

Zwar haben weder die DekaBank noch die LBBW ihre neuen Produkte als Nachhaltigkeitsfonds konzipiert. Gleichwohl ist in der Branche seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs eine intensive Diskussion darüber entbrannt, inwieweit Rüstungsunternehmen auch als nachhaltig gelten können. Der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI), der Lobbyverband der Fondsbranche, hat dazu im vergangenen Jahr bereits sein OK gegeben – vorausgesetzt, es handelt sich nicht um geächtete Waffen wie Streubomben oder chemische Waffen. Einige Fondsanbieter stehen dem zwar weiter skeptisch gegenüber, dabei handelt es sich aber meist um jene, die sich ohnehin schon das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben haben. „Rüstung ist weder ethisch noch nachhaltig noch sozial“, hieß es beispielsweise beim Arbeitskreis Kirchlicher Investoren (AKI).

Titelbild: gopixa/shutterstock.com

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