Ein Gespenst geht um in Europa – oder: Willkommen in der Realität!

Ein Gespenst geht um in Europa – oder: Willkommen in der Realität!

Ein Gespenst geht um in Europa – oder: Willkommen in der Realität!

Leo Ensel
Ein Artikel von Leo Ensel

Ein Aufschrei der Empörung und blankes Entsetzen durchziehen Medien und Politik in Europa. Präsident Trump will tatsächlich das Töten und Sterben in der Ukraine beenden – und Europa darf noch nicht mal am Katzentisch sitzen! Das haben die Europäer sich selbst und systematisch eingebrockt. Von Leo Ensel.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Ein Gespenst geht um in Europa. Das Gespenst eines Waffenstillstands – womöglich auch noch eines Friedensschlusses – in der Ukraine. (Fast) alle Mächte des ‚alten‘ und ‚neuen‘ Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet: die Kommissionsvorsitzende und Außenbeauftragte, konservative, liberale, grüne, sozialdemokratische Abgeordnete des EU-Parlaments, ja: selbst Abgeordnete der Fraktion „The Left“, die (meisten) Staats-, Regierungschefs und Außenminister-Sternchen-innen, die geballte Macht der Leitmedien, woke Lifestyle-Linke, stramme Militärexpertinnen und die Münchner Sicherheitskonferenz.

Zweierlei geht aus dieser Tatsache hervor.

Ein kommender Waffenstillstand wird bereits von allen europäischen Mächten als eine – wenn auch höchst bedauerliche – Tatsache anerkannt.

Es ist hohe Zeit, dass die entgeisterten Akteure aus ihrer Schockstarre erwachen und sich endlich wieder auf die wahren Interessen und Wurzeln Europas zurückbesinnen: eines Projektes als Friedensmacht!

Willkommen in der Realität!

So zumindest könnte ein Weckruf an die europäischen Politiker innerhalb und außerhalb des EU-Parlaments aussehen, die sich abzeichnenden dramatischen Veränderungen im Ukrainekrieg nicht empört zu bejammern, sondern sie bei den Hörnern zu packen und nun energisch europäische Interessen zu artikulieren, was nur bedeuten kann, einen sich nach dem Ende der akuten Kampfhandlungen abzeichnenden „Kalten Krieg 2.0“ mit einer erneuten Teilung des Kontinents – inclusive einer neuen, die Ukraine von Norden bis zum Schwarzen Meer durchschneidenden „Berliner Mauer“ – noch rechtzeitig zu verhindern und statt dessen eine wirkliche Friedenslösung für Europa anzustreben: einen kompletten Reset der europäischen Sicherheitsstruktur nach der Maxime der „Charta von Paris“:

Sicherheit ist unteilbar, und die Sicherheit jedes Teilnehmerstaates ist untrennbar mit der aller anderen verbunden.“

Aber weit gefehlt! Kollektives Entsetzen und (nahezu) gesamteuropäischer Stupor von Dublin bis Warschau, von Helsinki bis Athen.

Schlimmer hätte es für die etablierte europäische Politik nicht kommen können. Da fängt der neue und alte US-Präsident (man mag von ihm halten, was man will) doch tatsächlich an, Ernst zu machen und, wie angekündigt, zusammen mit seinem russischen Pendant (von dem man ebenfalls halten kann, was man will) das wechselseitige Töten und Sterben in der Ukraine zu beenden. Und – wer hätte das gedacht? – die Europäer dürfen noch nicht einmal am Katzentisch sitzen! Auch nicht die so erfolgreich feministische Außenpolitik betreibende Annalena Baerbock. Der gesamteuropäische Super-GAU für Politik, Medien und Militär!

Ungläubig fragt man sich: In welcher realitätsfernen Blase haben unsere üppig dotierten EU-Abgeordneten eigentlich die ganze Zeit vor sich hingedämmert? In welchen Wolkenkuckucksheimen schnarchten saturiert die Chefredakteur-Doppelpunkt-innen der tagtäglich unisono in Richtung „Kriegstüchtigkeit“ dröhnenden Leitmedien? In welchem Paralleluniversum schwebt die gesamteuropäische Elite, die nun krachend mit der Wirklichkeit kollidiert?

Willkommen in der Realität, liebe Damen, Herren, Diverse und alle anderen europäischen Granden! Ihr habt Eure Chancen schon vor drei Jahren, nein: längst vorher verspielt. Allerspätestens, als niemand von Euch es am 17. Dezember 2021 für nötig hielt, die unmissverständlich artikulierten russischen Sicherheitsinteressen auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Mit Eurer Totalverweigerung in Sachen Deeskalation und Diplomatie, Eurer blinden Vasallentreue gegenüber der Biden-Administration, Eurer Faulheit und Feigheit, europäische Interessen zu formulieren, geschweige denn sie entschlossen zu artikulieren, habt Ihr es Euch selbst eingebrockt! Jetzt kapiert Ihr endlich, wo Ihr Euch schlafwandlerisch-systematisch hinkatapultiert habt:

Ins bedeutungslose Abseits.

Titelbild: Alexandros Michailidis / Shutterstock

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