Leserbriefe zu „Wie ein Psychologieverband planetarische Verantwortung beansprucht und damit Wissenschaftlichkeit und Demokratie riskiert“

Ein Artikel von:

In diesem Essay weist Jürgen Mietz darauf hin, dass der Berufsverband deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) „eine mögliche berufsbedingte Zurückhaltung“ aufgebe und sein Engagement für Klimaschutz mit einer Pflicht zu planetarischer Verantwortung erkläre. Mit der Überzeugung, dass der Klimawandel wesentlich menschengemacht sei und Katastrophen recht bald drohten, wolle der BDP das „Potenzial der Psychologie zur Menschheits- und Erdenrettung“ einsetzen. Nach Corona sei der Klimaschutz das nächste Terrain, auf dem der größte Psychologieverband Deutschlands als „Freund autoritärer Maßnahmen“ agiere. Wir haben dazu interessante Zuschriften erhalten und danken dafür. Darin sind auch andere Meinungen enthalten. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,

Zitat:”Der Berufsverband deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) gibt eine mögliche berufsbedingte Zurückhaltung auf und erklärt sein Engagement für Klimaschutz mit einer Pflicht zu planetarischer Verantwortung. Er wird damit Teil einer aktivistischen Bewegung. Mit ihrer Überzeugung, dass der Klimawandel wesentlich menschengemacht sei und Katastrophen recht bald drohten, will der BDP das Potenzial der Psychologie zur Menschheits- und Erdenrettung einsetzen[1]. Ein Essay von Jürgen Mietz.”

Der Akt, der an und für sich ja schon grotesk skandalös auf  ich wirkt. Aber die Entblödung von einer “Erdenrettung” zu sprechen sprengt alles bisher dagewesene. Erdenrettung? 

Ödipuskomplex? Wenn die Erde in Gefahr ist, wird alles auf Null gesetzt. Ist nicht nur einmal passiert in 4,2 Milliarden Jahren. Findet so zu sagen am laufenden Band statt. Eiszeit, Komet, Heißzeit, null Leben, Wiederentstehung des Lebens.

Erdenrettung? – Erinnert mich an einen Witz:

Ein Elefant schüttelt sich und fast alle auf dem Elefant befindlichen Ameisen fallen runter. Nur eine nicht. Daraufhin die anderen: “Ede, würg ihn!”

Oder:
Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: “Du siehst aber recht mitgenommen aus.” Daraufhin der andere: “Ich mag es kaum zugeben. Ich hab Homo sapiens.” Daraufhin das Gegenüber: “Ach, halb so wild. Hatte ich auch. Geht vorbei.”

Die Erde ist recht robust und hat schon weitaus gefährlicheres als den Homo sapiens erlebt, ihr Narren. – An die Verbandsspitze gerichtet. Werde das gleich auch dort posten.

Herzliche Grüße
Axel Wartburg


2. Leserbrief

Liebe NDS-Redaktion,

der BDP scheint (eurem Artikel nach zu urteilen), eine eher fragwürdige Organisation zu sein. Sie macht den Eindruck einer Sekte, die die Menschen wie im Stalinismus umerziehen will. Sie treten ebenfalls als Polit-Aktivisten auf, die sich für “Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt” engagieren – auch unter dem Motto: Wir sind die Brandmauer. Der BDP würde wohl gut zum Programm “Demokratie leben”, dass von der deutschen Regierung initiiert und gefördert wird, passen. Ob der BDP tatsächlich mit staatlichen Fördergeldern von Bundesministerien bedacht wird, darauf finden sich auf ihren Seiten allerdings keine Hinweise. Bei den Klimathemen scheinen sie mit der Deutschen Klima-Allianz zu kooperieren, die wiederum mit 55 weiteren Organisationen zusammenarbeitet und von der Stiftung Mercator und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Spenden erhalten. Beim Klimawandel wird demonstriert, was geschieht, wenn hochkomplexe Wissenschaft mit ihren Tausenden multikausalen Wechselwirkungen, mit ihren Widersprüchen in die öffentliche Debatte gerät: Sie wird Opfer von politischem Dualismus. Es bilden sich Lager. Die “Wahrheitsfindung” wird umgedreht. Nicht mehr Fakten bestimmen die Position, sondern die Position wird zum Faktum: Entweder Leugner oder Alarmist. Die einen verharmlosen die Folgen des Klimawandels, die anderen dramatisieren sie. Es gibt aber für den Menschen keine unbezweifelbaren Wahrheiten hier auf Erden, und die Politik hat gar nicht die Aufgabe “wissenschaftliche Wahrheiten” (die es gar nicht geben kann) zu vollstrecken – die Aufgabe der Politik ist, für entsprechenden Interessenausgleich zwischen den verschiedenen Gruppen zu sorgen. Die überwältigende Mehrheit der Forscher erhält kaum Medienaufmerksamkeit. Häufig kommen immer dieselben Forscher, die über Sendungsbewusstsein oder Karriereinstinkt verfügen zu Wort. Daher ist immer größte Skepsis angebracht, wenn Klimaprognosen mit politischen Äußerungen präsentiert werden.

Viele Grüße
Michael Wrazidlo


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Mietz,

Ihre Kritik an der augendienenden Klimapropaganda ist Balsam für meine Seele und eine Zierde für die Nachdenkseiten.

Jawohl, es braucht selbstbewusstes eigenverantwortliches Denken, um der aufdiktierten Offensichtlichkeit auf die Schliche kommen zu können.

Umerziehungsdiktatur durch augendienende Wissenschaftler erarbeitet, ist eine der boshaften Seiten der Macht des Geldes.

Es braucht klimapolitische Maßnahmen um Klimaschutz bewerkstelligen zu können. Das jedenfalls ist meine Meinung.

Politik in der Volksherrschaft/Demokratie bedeutet die Meinung des Einzelnen auf einen höchstmöglich gemeinsamen Nenner mit der Meinung der anderen zu heben.

Und ja, Geoengineering und vor allem HAARP Anlagen widersprechen dem Klimaschutz, denn diese sind Instrumente, um Klimakatastrophen zu verstärken und zu vermehren.

Der durch die augendienenden Wissenschaftler propagierte Klimaschutz verschleiert aber die Klimaverschiebung, die man auch als Wetterkrieg bezeichnen kann. Deshalb bedeutet Klimaschutz tatsächlich, das Abschalten der HAARP Anlagen und das Einstellen des Geoengineerings. Zig Millionen von Menschenleben würden so geschützt und Milliarden an Geldern eingespart.

Sehr gut auch das Aufzeigen, wie aus 32%  97% Wissenschaftler werden, die sich im Konsens der aufdiktierten Offensichtlichkeit einig wären. Eine Sache, die mir schon beim „Antispiegel“ gewahr wurde

Pädagogik/Erziehung sollte auf Grundlage der Arbeit von Jaques Rousseau aufgebaut und sich dazu der Wahrheit bedient werden.

Wie kann man die Inquisition der augendienenden Wissenschaftler gegen Uneinsichtige brechen? Hier gebe ich meine Gedanken zum vielleicht tausendsten Mal preis, um den Bezug nur auf den deutschen Michel zu nehmen. Das deutsche Volk braucht eine wahrhafte und von ihm tatsächlich in Kraft gesetzte Verfassung, die aber ausgezeichnetes Denken, Reden und Handeln voraussetzt. Dieses Denken setzt sich aus dem Denken des Einzelnen, wie dem Ihren Herr Mietz, dem der anderen und nicht zuletzt meinem gepaart mit der Wahrheit zusammen. Diese Gedanken von mir, Ihren Gedanken zur Seite gestellt.

Mit wirklich freundlichen Grüßen Olaf Thomas Opelt


4. Leserbrief

Ich erlaube mir den Nachdenkseiten mitzuteilen, dass ich den ‘versucht analysierenden’ Artikel über die Aktivitäten eines Bundesverbandes deutscher Psychologinnen und Psychologen, der sich offensichtlich immerhin mit einem Teilaspekt politischer Realitäten, dem Klimawandel (treffender: ‘Klimakatastrophe!’ Anm. des Verf.) in unserer Gesellschaft auseinandersetzt, für absurd und suspekt erachte.

Herr Jürgen Mietz scheint ganz offensichtlich einer der nicht zu knapp vorkommenden verirrten Klimawandelleugner zu sein, der genau an den Realitäten vorbei argumentiert. Und zwar auf kompletter Länge seines ‘Essays’. Die Frage ist nur warum?

Und die Frage ist auch, warum keine redaktionelle Auseinandersetzung mit dem Artikel im Vorfeld, also vor Veröffentlichung, stattfindet.

MfG Jürgen Wächter


5. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten,

So sehr ich eure Arbeit schätze, den Artikel von Jürgen Mietz kann ich nicht unkommentiert lassen. Ich gestehe, ich hab ihn nur diagonal gelesen, aber unabhängig davon, was jener Psychologieverband an Strategien entwickelt, um sich ins rechte Licht zu rücken, finde ich diesen Satz weit unter eurem Niveau:

„Wie will man einen Temperaturanstieg von 1,5 Grad in 100 Jahren vorhersagen, wenn selbst die Vorhersage des Wetters für die nächsten fünf Tage schon mit reichlich Unsicherheiten belastet ist?“

Der Unterschied zwischen Klima und Wetter scheint Herrn Mietz nicht bekannt zu sein. Ich kann auch vorhersagen, dass es im Sommer bei uns wärmer wird, und bin trotzdem kein besserer Meteorologe als die Leute vom Wetterbericht.

Natürlich kann und sollte man sich kritisch mit Maßnahmen (oder eher Nicht-Maßnahmen) gegen den Klimawandel und insbesondere auch mit der fehlenden Sozialverträglichkeit auseinandersetzen, aber allein die simple Frage „cui bono“ bzw. hier die Frage „cui non bono“ verweist doch auf die Antwort: Dieser blöde Klimawandel steht der gesamten Petroindustrie samt -lobby beim Profitmachen im Weg, und die hat jahrzehntelang mit allen Mitteln versucht, ihn zu verschweigen. Und – banale Rätselfrage – gibt es eine mächtigere Industrie als jene auf dem Planeten? Die popelige Windrad-Lobby (wie gern behauptet) ganz sicher nicht.

Mit besten Grüßen
Jürgen Heimüller


6. Leserbrief

Ein Rundumschlag von Jürgen Mietz, der zweifelsohne gelungen ist. Mit Ergänzungen und Erklärungen könnten weitere Seiten gefüllt werden. Gerade aus der Sicht des Natur- und Geowissenschaftlers, der sich zugleich als Systemiker betätigt, bieten sich viele Anknüpfungspunkte.

Grundsätzlich ist die Bewertung des Ausstoßes von Kohlenstoffdioxid, im penetranten Journalistenslang auch als “CO2-Fußabdruck” bezeichnet, eine unzulässige Vereinfachung um damit die Veränderung der unterschiedlichen Klimen auf der Erde zu beurteilen. Was eben für den Laien, selbst für den naturwissenschaftlich Interessierten, kaum verständlich ist, das sind die dynamischen Gleichgewichte, die ihren festen Platz in der physikalischen Chemie haben. Auch Angela Merkel hat sich mit der Thermodynamik in ihrer wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt. Die Entstehungsgeschichte der Erde ist ohne solche Gleichgewichtsreaktionen undenkbar. Diese Reaktionen besitzen fast immer mehr als zwei unabhängige Komponenten, was die menschliche Vorstellungskraft schnell übersteigt, sobald mehr als drei Dimensionen im Spiel sind. In der Metallurgie wird viel mit solchen Mehrkomponentensystemen gearbeitet, z.B. bei Schlacken oder Metalllegierungen. 

Für Psychologen sind es abseitige Wissenschaften, die gern in den Elfenbeinturm verbannt werden. Boshaft könnte man meinen, wer Psychologe wird, zeigt gegenüber Naturwissenschaften ein pathologisches Vermeidungsverhalten, was wohl aus seinen schulischen Leistungen herrührt. Kein Vorurteil ohne gesicherte Ausnahme. Die systemische Analyse widmet sich eben besonders diesen dynamischen Gleichgewichten im zwischenmenschlichen Zusammenleben und daraus entwickeln sich verblüffende Problemlösungen.

Was den BDP angeht, so verwundert es, dass die wissenschaftlich hochkarätigen Experten offenbar nie etwas von der Transaktionsanalyse gehört haben, denn ihre Argumentationsweise zeigt eine Trübung des “Erwachsenen-Ich”, bei gleichzeitiger Übermacht des “Eltern-Ich”. Psychologische Techniken werden eingesetzt, um der guten Sache Willen, hier der Klimaökologie, den “kranken” Menschen zu manipulieren und ihn zu einer Sichtweise zu nötigen, die er eigentlich ablehnt. Im vorliegenden Fall ist das nichts anderes als “Ökostalinismus”seitens des BDP.

In den letzten dreißig Jahren hat sich auch innerhalb der Psychotherapeuten eine immer unkritischere Haltung gegenüber der herrschenden Gesellschaftsform herausgebildet. Das ist natürlich auch dem Berufsstand geschuldet, denn die Mehrheit der Psychotherapeuten sind Freiberufler – also klassische Anhänger der FDP.  Psychotherapie als weiteres Mittel die Arbeitsfähigkeit einer Person zu optimieren, das heißt also dadurch den Wert des Humankapitals zu vergrößern. In der Diskussion der verschiedenen Therapieformen, besonders im Bereich der Verhaltenstherapie wird die gesellschaftswirksame Komponente ausgeklammert. Die Therapie soll eine bessere Mitwirkung des Klienten im herrschenden System bewirken, ohne zu fragen, ob der Klient das überhaupt wünscht. Vielmehr ist eine Therapie als eine hilfreiche Technik zu verstehen, die es dem Klienten ermöglicht seine eigenes Leben zufrieden und stressfrei zu gestalten. Das ist eine Erkenntnis von Paul Watzlawick, der eine umfassende Bandbreite menschlichen Handelns ohne therapeutischen “Heilungsbedarf” definierte, so lange die Person sich in ihrer Lebenswelt wohlfühlt. Dem stehen die Äußerungen und Vorschläge des BDP zum idealen Untertan entgegen, die nur als sektiererisch bezeichnet werden können und wie von Jürgen Mietz beschrieben dem Motto folgt: “Man merkt die Absicht und ist verstimmt.”

Politisch gesehen ist die Haltung des BDP katastrophal. Antidemokratisch und auf eine Oligarchie als Herrschaftsform gerichtet. Das entspricht zwar bereits in weiten Teilen der heutigen BRD und anderer “wertebasierter” europäischen Staaten, aber ein widerständiger Rest an Demokraten versucht der Umwälzung standzuhalten. Der schwedische Sparkassennobelpreis ging an einen US-Ökonomen  wegen der “Erfindung” des “nudging”, also der gezielten Manipulation von Bürgern durch Psychotechniken. Verwendet man den Begriff “nudging” durch “clearing”! – dann sind wir bei L. Ron Hubbard und seiner “Scientology” angelangt. Der BDP mag vielleicht denken, dass dies eine Erlösungsfunktion besäße, doch bei genauer Betrachtung kommt nur eine schäbige Ausnutzungsideologie zum Vorteil einer kleinen Gruppe, die als Volksgemeinschaft verbrämt ist, zum Vorschein. Typisch dafür ist die “Wir-” Formulierung. Statt von “Ich”, oder dem altbackenen “man” wird gefordert, dass “Wir” zu überdenken haben, ob “Wir” nicht genügend Achtung vor “Politikern, Experten, Leistungsträgern, Offizieren und anderen Sichselbsterhobenen besitzen. “Wir” sind Sünder und gottlob gibt es nicht nur die Medien, die Politik sondern auch den BDP, der uns auf den rechten Pfad der Tugend lenkt.  Ein solches Denken zerstört jede demokratische Gesellschaftsordnung.

Von unserem Leser S.E.


7. Leserbrief

Liebe Nachdenseiten,

nachstehend mein Leserbrief zu Jürgen Mietz:

Jürgen Mietz befürchtet, der Berufsverband deutscher Psychologinnen und Psychologen könnte als Komplize autoritärer Maßnahmen auftreten. Autoritärer Maßnahmen im Zuge der Bekämpfung eines menschengemachten Klimawandels.

Mietz wendet ein:

„Die angebliche banal-einfache Faktizität der Klimazerstörung durch menschengemachtes CO2 (und die daraus folgende einfache Rettung) ist ja nur schwach wissenschaftlich begründet …“

Nun wird das Klima weniger zerstört, es wird verändert. Und zwar auf eine für viele Menschen unzuträgliche Weise. Auch von einer „monokausalen Argumentation“ (Mietz) kann keine Rede sein. Wissenschaftler ziehen zahlreiche andere Faktoren in Betracht, etwa Methangas oder die Sonnenaktivität, und leugnen auch gar nicht ab, dass veränderter Sonnenaktivität ein Anteil von einem Zwanzigstel bis einem Fünftel an den globalen Klimaveränderungen zuzuschreiben sein könnte. Auch Vulkanausbrüche, Aerosole und Wolkenbildungen werden in Betracht gezogen und untersucht. Unumwunden wird zugestanden, dass viele Details ungeklärt seien. Bei alledem gibt es Messergebnisse, die man zur Kenntnis nehmen oder ignorieren kann: 1958 begann das Mauna-Loa-Observatorium mit der Messung der CO2-Konzentrationen in der Luft. Ergebnis: 317 Teilchen von 1 Million Luftteilchen waren CO2-Moleküle. 2015 wurden 400 CO2-Moleküle in 1 Million Luftmolekülen gefunden.

Statt nur schwach zu begründen wurde wissenschaftlich – im wahrsten Sinne des Wortes – nachgebohrt und aus dem (vermeintlich) ewigen und teils kilometerdicken Eis der Pole wurden Bohrkerne mit darin eingeschlossen Luftblasen an die Oberfläche geholt. Der CO2- und Methan-Gehalt der Luftblasen wurde analysiert. Je tiefer man bohrte, desto tiefer bohrte man in der Vergangenheit nach. Man fräste sich bis 420000 Jahre in die Vergangenheit, in einer Tiefe von 3600 Metern. Das Ergebnis: Der vorindustrielle Wert von CO2 schwankte zwischen 180 Molekülen auf eine Million Luftmoleküle (Kaltzeitmaximum) und 280 CO2-Molekülen (Warmzeitmaximum) auf 1 Million andere Teilchen. Aktuell sind es etwa 419 CO2-Moleküle. Daher ist die Hypothese stark, dass der seit der industriellen Revolution zu messende Anstieg von CO2 in der Luft mit der Verbrennung fossiler Energieträger zusammenhängt. Die Einsicht, dass menschengemachter CO2-Ausstoß zu einem Treibhauseffekt führt, ist übrigens nicht ganz neu. Bereits Svante Arrhenius formulierte 1894 die These, dass der menschengemachte CO2-Ausstoß eine planetare Größenordnung hat. 1896 errechnete er, dass eine Verdopplung des CO2 in der Atmosphäre zu einer Erhöhung des Weltklimas um 2,1 Grad Celsius führt.

Mietz: „Unberücksichtigt scheint in den Modellrechnungen der Klimaschützer zu bleiben, dass ab einer bestimmten Temperatur die Luft sich nicht weiter linear mit CO2 anreichert, also eine Sättigung eintritt.“

Dies ist nun eines der ältesten Argumente gegen die These eine menschenbewirkte Erhöhung des CO2-Gehalts der Luft erhöhe die Temperatur des Weltklimas. Das Argument wurde bereits von Knut Ångström gegen die Treibhaustheorie von Svante Arrhenius vorgebracht. Zutreffend wäre die Sättigungstheorie dann, wenn die Atmosphäre eine homogen mit CO2 angefüllte Hülle wäre. Tatsächlich aber besteht die Lufthülle aus diversen Schichten, wobei in äußeren Schichten genügend Platz für weiteres CO2 ist.

Eine andere legitime Frage, die Jürgen Mietz ebenfalls aufwirft:

„Wie will man einen Temperaturanstieg von 1,5 Grad in 100 Jahren vorhersagen, wenn selbst die Vorhersage des Wetters für die nächsten fünf Tage schon mit reichlich Unsicherheiten belastet ist?“

Dass örtliches Wetter nicht mit dem Weltklima gleichzusetzen ist, ist seit Jahrzehnten ein Standard. Was manche Klimawandel-Zögerer verwundern mag: Das Abschmelzen der nördlichen Eismassen könnte für Nordeuropa sogar eine Abkühlung des Klimas mit sich bringen, weil sich Luftströmungen verschieben, die bislang in unseren Breiten für verhältnismäßig mildes Klima sorgen. Auch wenn die Wettervorhersage nicht ganz zuverlässig sein mag: Der klimatische TREND schmelzender Eisschilde scheint eindeutig.

Völlig Recht hat Miez hier:

„Wer vom Klimawandel, von der Klimakrise, vom Klimaschutz reden will, darf vom Kapitalismus nicht schweigen.“

Die Frage ist allerdings, ob die Bürger einer sozialistischen Gesellschaft bereit wären, zugleich in einer Postwachstumsgesellschaft mit etwas weniger Bequemlichkeit und Konsum zu leben. Man erinnere sich: Chruschtschow wollte die USA in Sachen Konsum kurzfristig überholen. Wie viele Chinesen oder Inder wären noch bereit, mit dem Rad zum Einkaufen zu fahren, wenn das Auto bereitsteht? In Deutschland finden es selbst gesunde Bürger/innen in der Mitte des Lebens unzumutbar, zu Fuß zum 300m entfernten Supermarkt zu gehen oder kein Fleisch mehr zu essen (großer CO2-Abdruck).

Man weiß seit Jahrzehnten was zu tun wäre, um eine ökologische Wende herbeizuführen. Doch gibt es kaum noch Verlangen nach Transformation; die Annehmlichkeiten und Zerstreuungsmöglichkeiten kapitalistischer Konsumgesellschaften sind viel zu groß. Ökosoziale Verantwortlichkeit ist dahingeschmolzen wie das Polareis. Vom Streben nach Emanzipation hat man sich längst emanzipiert. Unsere klimawandelnde Lebensweise wird überall in der Welt unter der Flagge „Unsere Werte!“ alternativlos verteidigt. Das gute Leben für alle innerhalb ökologischer Grenzen wurde verabschiedet zugunsten von Selbstinteresse und Selbstverwirklichung jenseits ökologischer Grenzen.

Mit einer Pflicht für planetare Verantwortung käme der Berufsverband deutscher Psychologinnen und Psychologen übrigens Jahrzehnte zu spät. Entscheidende Kipppunkte sind längst erreicht. Die Tundra taut, die Pole bieten passable Passagen und D. Trump ist nicht am Eispanzer Grönlands interessiert, sondern an einer möglichst raschen Freischmelzung darunter befindlicher Bodenschätze.

Fazit: Wie der immer tiefere Blick ins Mikroskop während der Corona-Epidemie untauglich war, um die Frage zu beantworten, wie gesellschaftlich mit dem Virus umzugehen sei, so teilt uns der CO2-Gehalt der Luft nicht mit, wie wir mit erhöhten Wasserständen umgehen sollten.

Karim Akerma


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