Leserbriefe zu „Der große AfD-Bluff – eine Partei, neoliberal bis ins Mark“

Ein Artikel von:

Hier thematisiert Jens Berger die „grandiose Differenz“ der AfD zwischen ihrem Image und ihrer Realität. Die „vermeintliche Arbeiterpartei“ sei „neoliberal bis ins Mark“. Besonders deutlich werde dies bei der Steuerpolitik. Das gesamte Rentenkonzept ähnele einer Vernebelungstaktik. Das Programm der AfD sei „vollkommen unseriös, da es offenlässt, wie die milliardenschweren Geschenke an die Wohlhabenden und Superreichen eigentlich gegenfinanziert werden sollen“. Und mit Alice Weidel, ein politisches Ziehkind des marktradikalen AfD-Vordenkers und Mitgründers der AfD-Vorgängerpartei „Wahlalternative 2013“, Peter Oberender, sei heute eine ausgemachte Vertreterin des libertären Flügels die starke Frontfrau der Partei. Wir bedanken uns für die zahlreichen und interessanten Leserbriefe, die wir dazu erhalten haben. Die nun folgende Auswahl hat Christian Reimann für Sie zusammengestellt.


1. Leserbrief

Lieber Her Berger,

im Prinzip war mir das klar, aber nicht im Detail. Sehr verdienstvoll, dass Sie das bis in die relevanten Einzelheiten analysiert und durchgerechnet haben! Gäbe es für hervorragenden und innovativen Journalismus einen Albrecht-Müller-Preis, Sie müssten ihn bekommen.

Die AfD war und ist ein Rechtsausleger der CDU und ihr Erfolg bei den Wahlen hat zwei Gründe. Den ersten haben Sie genannt, die Partei musste sich noch nie in der Realität bewähren. Der zweite liegt bei den übrigen Parteien. Die haben sich, spätestens seit Merkel, eigentlich schon seit Kohl, derart unmöglich gemacht, dass man aus Verzweiflung auch eine Vogelscheuche wählen würde (pardon, ich meine nicht Annalena Bärbock).

Alles Gute im Neuen Jahr für Sie und die NachDenkSeiten!

Rolf Henze


2. Leserbrief

Vergleicht man das wirtschaftliche Programm der AfD mit der tatsächlichen Schuldenpolitik der vergangenen 7 Regierungen [Schröder I + II, Merkel I-IV, Scholz], stört sich wohl kaum jemand an dem Programm, das die AfD nur bei einer Alleinherrschaft umsetzen könnte. 
 
Nach wie vor wissen aber manche Bürger sich gegen die Politik von Grünen&SPD+FDP+CDU/CSU+ …nicht mehr anders zu wehren, als eben die AfD zu wählen. Die Abwehr illegaler Migration ist eines der Hauptthemen der AfD, das sich so nirgends anders findet.

Da nun Geringverdiener die Hauptleidtragenden dieser Politik von Grünen&SPD+FDP+CDU/CSU+ … sind, ist ihr Wahlverhalten rational.
 
Freundliche Grüße
Uwe Ruckriegel


3. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion,

ja, die AfD ist eine neoliberale Partei. Allerdings sind das alle anderen mehr oder weniger auch. Das BSW ist es nicht, aber direkt nach den ersten Wahlerfolgen verhilft es den neoliberalen Versagerparteien, die unser Land in allen wichtigen Bereichen (Wirtschaft, Energie, Nordstream, Gesundheit, sozialer Zusammenhalt, Masseneinwanderung und vor allem: FRIEDEN) an den Abgrund geführt haben, als Steigbügelhalter wieder zur Macht. Wer ist so naiv zu glauben, daß das BSW einen bedeutenden positiven Einfluß in den jeweiligen Regierungen haben wird ?  Putin ist für Wagenknecht jetzt auch ein “Verbrecher”.  Was sind für Sahra denn Clinton, Obama, Albright, Biden etc. ? Wagenknecht war für mich die letzte Hoffnung, meine Enttäuschung könnte nicht größer sein. 

Anbei ein interessantes Statement von Patrik Baab zum BSW ab Minute 47:50

Mit freundlichen Grüßen
Jörg Wilhelm

Anmerkung Jens Berger: Sehr geehrter Herr Wilhelm,

diese Argumentation gegen das BSW hört man ja oft, und ich bin jedes Mal erstaunt, wenn sie von Seiten der AfD kommt. Hat die AfD denn ein einziges Mal ausgeschlossen, dass sie – wie Sie es Formulierungen – „den neoliberalen Versagerparteien“ als „Steigerbügelhalter“ zur Macht verhilft? Das Gegenteil ist doch der Fall. Die AfD würde liebend gerne eine Koalition mit der CDU eingehen. Oder habe ich da was verpasst?

Beste Grüße
Jens Berger


4. Leserbrief

Liebe NDS, Jens,

der Artikel hat mir gefallen. Aber warum gab es solche sachlichen Analysen nicht bereits vorher? Stattdessen hat man die AfD immer nur auf einer emotionalen, irrationalen und unsachlichen Ebene angegriffen und damit jede Menge politischer Zeit – auch vor allem bei unseren Main Stream Medien verplempert.

Der kritische Artikel zur AfD zeigt für mich im Kontrast schon eine fast kindhaft naive, armselige Einstellung der gesamten Politik in unserer “emotional und irrational völlig verschwurbelten” Realität auf. Wir sind mit unserer Historie immer noch auf dem geistigen Stand der “Weimarer Republik” stehen geblieben. Wir haben bis heute nicht genau begriffen und verifiziert, dass neoliberale und kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle in einer technisch überproduzierenden Gesellschaft destruktiv wirken und systembedingt zunehmende Verarmung projizieren. Genauso sollte es nicht sein, wenn wir wirklich aus unserer Geschichte gelernt hätten.

Was ist denn mit den anderen Parteien? CDU/CSU, FDP, SPD, Grüne, Linke? Deren Parteiprogramme sind genauso “beschissen” und wenig konsistent und widerspruchsfrei durchgerechnet. Nur ist die Bevölkerung daran gewöhnt und nimmt das nicht mehr war. Da liegt das Problem! Die mathematische Modellbildung makroökonomischer und finanzwirtschaftlicher Prozesse ist auch äußerst komplex und kann nicht mit politischen “Milchmädchenrechnungen” abgebildet werden, wie das im Prinzip heute alle Parteien machen, jeder für seine Klientel.

Ich kritisiere nicht diesen Artikel. Im Gegenteil sehe ich in diesem Artikel und den Arbeiten von Günter Eder die absolut minimalsten Fingerübungen, mit denen – ALLE Parteiprogramme ALLER Parteien – transparent und nachvollziehbar für die gesamte Bevölkerung auf innere Konsistenz, Vollständigkeit, innere Widerspruchsfreiheit und Stringenz auf die formulierten Ziele hin und deren Finanzierbarkeit geprüft werden sollten – permanent und nicht nur vor den Wahlen! Jedes Parteiprogramm heute, 2025, nach 100 Jahren, sollte ein Modell abbilden, in dem es keine Tafeln und Armut mehr gibt, in dem alle Menschen bedarfsgerecht versorgt sind und der Staat mit seinen Steuern alle gesellschaftlichen Leistungen erbringen kann, die die Menschen benötigen. Eine Diskussion um Wirtschaftsmodelle, Neoliberalismus, Kapitalismus, Gemeinwesen usw sollte in diesem Entwicklungsstadium unserer Gesellschaft nicht mehr geben, weil alle Irrwege, die heute noch in den Köpfen herumschwirren, bereits vollständig in der Praxis eliminiert wurden. Das heutige Wirtschafts- und Finanzmodell sollte so hoch entwickelt sein, dass es – on demand – seine Leistungen für alle auf einer notwendigen, aber hinreichenden Basis erbringt statt profit-orientiert.

Die Erde bietet genügend Ressourcen an, um auch eine wachsende Erdbevölkerung bedarfsgerecht zu versorgen. Aber eine gesteigerte Ausbeutung zur Befriedigung von Profiten ist nicht mehr möglich. Private Profitsteigerung durch Privatisierung ist nur eine sehr schlechte, entropie-steigernde Form der Effizienz, die effektiver und schonender auf anderen Wegen erreicht werden kann. All diese Probleme haben wir aber in 100 Jahren nicht gelernt und noch weniger aufgearbeitet. Daher fallen wir heute in allen Bereichen zurück. Politik ist nicht mehr ein Haufen bunter Luftballons wie in den USA oder ein Haufen dummer Politiksprüche. Wir müssen lernen, Politik in seiner gesamten Komplexität sehr sehr ernst zu nehmen, wenn wir uns den Anforderungen der Zukunft realitäts- und praxisgerecht stellen wollen.

Liebe Grüße
von unserem Leser R.O.


5. Leserbrief

Lieber Herr Jens Berger!

Die AfDler setzen dort an, wo es viele Menschen nicht vermuten würden. Zunächst richten sie alles auf die vermeintlich klassischen deutschen Werte. Mittlerweile weiß ja kaum noch jemand, außer vielleicht ein Herr Höcke, was die sind. Dann tun sie so, als hätte jedwede moralische Konsequenz nichts mit ihnen zu tun – okay, dass machen fast alle anderen auch. Doch das entscheidende ist, dass sie keinerlei wirklichen, voranbringenden, Inhalt verkünden. Diese Partei ist wie ein demagogisch untoter Prophet der sich in ein hochglanzpoliertes Korsett aus Scheinwahrheiten hüllt. In diesem Sinne wirken sie nur zersetzend und destruktiv. Wie immer gilt, der Teufel sch… – macht nur auf den größten Haufen – nicht zuletzt auch jenseits der AfD.

Herzliche Grüße!
Frank Kanera


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,
sehr geehrte Nachdenkseiten,

Ihre Informationen zum Wirtschafts-und Finanzkonzept der AfD machen mich sehr nachdenklich.

Trotzdem ist für mich die AfD aktuell die einzig wählbare Partei.

Die AfD wird vor allem dafür sorgen, dass wir in Deutschland wieder sicher leben können, indem sie die Grenzen schließt und für die Umsetzung der bestehenden Asylgesetze sorgt.

Die AfD wird dafür sorgen, dass unsere Kinder und Frauen geschützt werden! Es gibt nur zwei Geschlechter! Das Selbstbestimmungsgesetz wird rückgängig gemacht.

Die AfD möchte unser Land, Deutschland wieder nach vorne bringen und das spüre ich bei den anderen nicht.

Denen fehlt es vor allem am gesunden Menschenverstand!!

Das BSW wähle ich nach „Thüringen und Sachsen“ nicht mehr. Das BSW hat seine Chance verpasst.

Ich kann nicht verstehen, Herr Berger, dass Sie, und auch die Nachdenkseiten, in anderen Artikeln, an der AfD kein gutes Haar lassen.

Meiner Meinung nach haben wir in Deutschland keine andere Wahl, um aus diesem Sumpf rauszukommen, in den Merkel und Ampel uns in den letzten Jahren hineingefahren haben.

Möglicherweise stehe ich hier bei den Nachdenkseiten mit meiner Meinung alleine:

Ich habe mich gefreut und war glücklich zu sehen, wie begeistert, optimistisch und mit Liebe zum Vaterland Herr Donald Trump zum amerikanischen Volk gesprochen hat. Wir waren erstaunt, dass es in Amerika noch andächtige, gläubige Menschen gibt. Seine Amtseinführung hat uns beeindruckt. Danach sind Taten gefolgt!

Und in Deutschland wird eine solche Haltung und Ausstrahlung zum überwiegenden Teil schlecht gemacht?

Ich wünsche Donald Trump Kraft und Gottes Segen und für unser Land wünsche ich mir genau den Richtungswechsel, den er jetzt begonnen hat.

Beste Grüße
Claudia Ehring


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

was haben Sie denn gegen Neoliberalismus? Diese Form der Politik ist mir aus meiner Erfahrung wesentlich lieber, als Sozialismus.

Die AfD ist da wenigstens ehrlich. Vieles im AfD Programm gefällt mir auch nicht. Diese 5% für Rüstung wäre da ein Beispiel, wobei Alice Weidel ja klar sagte, dass die nicht in Stein gemeißelt sind. Mit dem Stopp der hirnrissigen grünen Energiepolitik, lassen sich in der Tat Milliarden sparen und die Deindustrialisierung Deutschlands stoppen.

Aber egal, was viel wichtiger ist: Man kann davon ausgehen, dass die AfD, sollte sie in Regierungsverantwortung kommen, ihre Vorhaben auch umsetzt (soweit möglich). Anders beim BSW. Da wurden erst große Reden von Frau Wagenknecht geschwungen und nach der Wahl so gut wie nichts umgesetzt. Gestartet als Tiger, gelandet als Bettvorleger. Durch ihren Beitritt zur antidemokratischen Brandmauer hat sie sich selbst entlarvt. Das nenne ich Wählertäuschung. Nach der BTW können wir davon ausgehen, dass sie mit Merz kuschelt, nur um schöne Pöstchen zu bekommen. Dabei wird sie sich wie ein Flitzbogen verbiegen (siehe Thüringen). Das BSW ist zum Steigbügelhalter der Ampel mutiert, egal ob in dieser Ampel rot durch schwarz ersetzt wird. Es gibt dann nur ein „weiter so, wie bisher“. Genau davon haben viele Menschen die Nase voll.

Mit freundlichen Grüssen
R. Binde


8. Leserbrief

Hallo NDS,
 
Jens Berger mag ja recht haben, wenn er die AfD als “neoliberal bis ins Mark” bezeichnet und dies mit viel Detailarbeit auch belegt. Dazu sage ich nur: “Na und?” Parteiprogramme lesen, Verlautbarungen irgendwelcher Politiker auswerten und zwischen den Zeilen das Haar in der Suppe finden, das sind ja beliebte journalistische Disziplinen vor jeder Wahl. Aber was bringt das? Erstens versprechen alle vor jeder Wahl mehr Netto vom Brutto, ohne die Finanzierung erklären zu können, zweitens interessiert schon einen Tag nach der Wahl niemanden mehr das Geschwätz von vorgestern (also aus dem Wahlkampf), und drittens haben es die Etablierten nun mal sowas von versiebt, dass sie für die Wahl schlicht nicht mehr in Betracht kommen.
 
Um es klar zu sagen und egal, was da im Wahlprogramm steht: Bevor man sich einen siebzigjährigen Cheflobbyisten, irgendwelche olivgrünen Ökokasper, langweilige Scholzomaten oder Uraltlinke, die einfach nicht loslassen können, als Kanzler antut, kann man auch eine solide auftretende Mittvierzigerin wählen, die zumindest ein gewisses Format und das richtige Alter hat. Wahlprogramm hin oder her.
 
Denn es geht nicht mehr darum, dass irgendjemand irgendetwas besser macht als der andere. Niemand tut das. Es geht nur noch darum, dass sich etwas bewegt, egal in welche Richtung. Vielleicht muss es ja erst zum kompletten Absturz kommen? Vielleicht muss erst der letzte Euro von unten nach oben umverteilt werden? Dann wäre immerhin schon dieser lähmende Stillstand überwunden. Denn nur, wenn die Schmerzen groß genug sind, wird es auch Veränderungen geben. Und Veränderungen braucht dieses Land ganz sicher.
 
Beste Grüße
André Braband


9. Leserbrief

Ein fieser Artikel. Man hätte erwartet, daß das Parteiprogramm der AfD stückweise zitiert und interpretiert wird. Stattdessen beginnt Herr Berger jedes mal mit seiner Interpretation, man weiß nicht recht, wovon.

Ganz übel ist das hier:
“Der 2015 verstorbene Oberender war ein neoliberaler Ökonom, der unter anderem forderte, dass Hartz-IV-Empfänger ihre Organe verkaufen dürfen sollten, um das Existenzminimum zu finanzieren. Genau dieser Oberender war Weidels Doktorvater. ”

Die AfD mag neoliberal sein. Das ist weder verboten noch ehrenrührig. Wenn die AfD bei Gelegenheit mitwirken sollte, dann kann sie ihre Vorstellungen einbringen. Man wird dann sehen, wie sich das auf die praktische Politik auswirkt. Nebenbei bemerkt: es ist auch nicht schlecht, wenn eine im Kern sozialistische Partei zu den Kompromissen beiträgt.

Mit freundlichen Grüßen
Gernot Hoffmann


10. Leserbrief

Moin aus Ostfriesland an das Nachdenkseiten Team.

Ich habe mich sehr über den Artikel von Herrn Berger gefreut. Hier wird ein Punkt angesprochenen und auch detailliert aufgezeigt, dem aus meiner Sicht in der gesamten, mir bekannten, Berichterstattung viel zu wenig Beachtung zukommt. 

Es gibt in diesem Land und insbesondere den Mainstream Medien sehr viel Kritik an der AfD. Aber eine sachliche Auseinandersetzung mit den Inhalten ihrer Politik findet man kaum.

Was Herr Berger hier aufzeigt ist genau das, was ich empfinde wenn ich mir das Wahlprogramm der AfD anschaue. Ich habe mir allerdings nicht die Mühe gemacht es in der Form aufzuarbeiten.

Daher danke an Herrn Berger, da es mir auch in meinen kontroversen Diskussionen sehr dienlich ist.

Aus meiner Sicht ist die Finanz- und Steuerpolitik der AfD genauso absurd wie die Energiepolitik der Grünen oder die “Friedenspolitik” der Schwampel.

Es ist sicherlich nicht ungewöhnlich, dass Aussagen vor einer Wahl anders ausfallen als die Umsetzungen nach einer Wahl. Aber wie dermaßen wenig Anspruch es quer durch die Parteienlandschaft gibt eine seriöse Politik zu machen, ist beängstigend.

Wenn Politik und Berichterstattung nur noch darauf abzielt Emotionen zu schüren, dann wird eine Demokratie auf eine harte Probe gestellt. 

Ganz allgemein möchte ich den Nachdenkseiten einmal dafür danken bzw. eure Arbeit dafür loben, dass Ihr aus meiner Sicht zu den Wenigen gehört, die noch differenziert berichten und es schaffen den im Mainstream vorherrschenden Irrsinn zu hinterfragen und scharf zu kritisieren, ohne dabei auf den Zug der, aus meiner Sicht, immer populistischer werdenden Gegen-Gruppe der Wir-Gruppe aufzuspringen.

Freundliche Grüße 
Daniel Pinkert 


11. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,
 
es stimmt, was Sie in über die AFD schreiben, doch Ihre Prämisse ist falsch 
 

“Es ist und bleibt ein Rätsel, warum die klassischen „Politikerklärer“ das Wesen der AfD offenbar immer noch nicht so richtig verstanden haben. Klar, wenn man nur in den Kategorien „Links“, „Rechts“ und „Mitte“ denkt, ist es schwer, die AfD in all ihren Facetten zu beschreiben. Natürlich ist sie eine rechte Partei, aber das allein erklärt weder ihre Programmatik noch ihren Erfolg.”

 
Zuallererst mal ist es Aufgabe des Wählers, sich zu informieren. Ist er nun “Souverän und mündig” oder nicht?

In Zeiten von ChatGPT dauert das keine 10 Minuten (die Angaben dort stimmen übrigens mit denen von Ihnen überein). 

Und da wird es dann harzig, wenn wir uns die Fakten mal vor Augen halten:

Die EU und D haben in den letzten Jahren Abermilliarden an Gelder in einen Krieg gepumpt, der nicht ihrer ist (Anm. wer dann mit dem Argument kommt, der Russe stünde sonst morgen vor Berlin, glaubt auch, der Weihnachtsmann kommt durch den Kamin; mit solchen Leuten rede ich nicht) und haben nochmals Abermilliarden an Verlust und Wohstandsabbau durch einen Handelskrieg mit Russland eingefahren. Nun stellt sich heraus, dass selbst die Ukraine die EU nicht mehr ernst nimmt (siehe Rede von W.S. in Davos). Auch die USA sind unter Trump nicht wirklich dankbar für diese Spenden, ganz im Gegenteil.

Ergo: Die EU hat ihren Wohlstand und den der D. für genau 0 Vorteil verschenkt. Nochmal: Null, nichts, nada, niente, rien! Nichts aber auch rein gar nichts hat es der Bevölkerung an Nutzen gebracht. Was Menschen sich mühsam durch harte Arbeit aufgebaut haben, wurde für nichts geopfert. So, und in diesem Konnex meinen Sie also, die AFD würde falsch verstanden werden, weil man es den Deutschen nicht richtig erklärt? Nein, weil die Deutschen immer noch derart borniert, selbstgefällg und selbstgerecht und politisch faul sind, dass sie keine Lust haben, sich selbst darüber zu informieren. Zum Vergleich: Deutschland steht aktuell unter den ersten drei Ländern weltweit in der Nutzung von Pornoseiten. Übrigens seit Jahren. Tja , es  müssen halt Prioritäten gesetzt werden.
 
Und wenn wir schon bei modernen Internetinformationsportalen sind: Wieso eigentlich gibt as auch bei den NDS nicht ein Wort oder Bericht oder Analyse zu “Die Basis”? Dauert auch nur 10 Minuten, sich über ChatGPT selbst zu informieren, aber ein Bericht wäre durchaus mal nett, oder? Als Ergänzung, denn ChatGPT irrt gelegentlich, wie man weiß. Warum eigentlich werden BSW, FDP und Linke der Basis gegenüber bevorzugt in der Berichterstattung? Die sind ALLE unter 5 % also unter Sonstige nach aktuellen Umfragen. Wenn aber die gesellschaftliche Diskussion in ewig gleichen Stereotypen verharrt, wird sich auch nie etwas ändern. Aber vielleicht soll das ja auch genau so sein. 
 
LG
S.Silber


12. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie immer habe ich die Ausführungen von Herrn Berger zu volkswirtschaftlichen, steuerpolitischen und sozialen Fragen mit großem Interesse gelesen.

Zunächst möchte ich mich kurz vorstellen:
Ich bin 26 Jahre alt, lebe in Ostdeutschland und studiere derzeit im Bereich Immobilien. Ich bin (derzeit) überzeugter AfD-Wähler, kritisiere die Partei jedoch regelmäßig in vielen Punkten, die auch im Artikel angesprochen wurden. Meine politische Sozialisierung lässt sich nicht als klassisch rechts beschreiben. Nachdem ich mich im Jahr 2018 von den “Mainstream-Meinungen” gelöst habe, ordne ich mich in verschiedenen Aspekten sowohl als “links” als auch als “rechts” ein.

Nun zu meiner Meinung zum Artikel selbst:
Tatsächlich ist mir die zunehmend neoliberale Ausrichtung der AfD – oder vielmehr ihr Rückbezug zu neoliberalen Ursprüngen – ebenfalls negativ aufgefallen. Aufgrund meiner überwiegend sozialen Grundeinstellung fand ich Staatsmodelle, in denen der Mensch weitgehend sich selbst überlassen wird (wie etwa in den USA), nie besonders ansprechend. Gleichzeitig haben wir aber auch die negativen Folgen eines zu großzügig ausgelegten Sozialstaats erlebt.

Grundsätzlich könnten mir die Themen der sozialen Gerechtigkeit relativ gleichgültig sein, da ich aus einer Familie stamme, die ich von der Einkommensstruktur her der Oberschicht zuordnen würde. Dennoch liegt es vermutlich im Wesen junger Menschen, nicht ausschließlich egoistisch zu denken und sich auch über soziale Fragen Gedanken zu machen. Hinzu kommt, dass ich bereits im Alter von 18 Jahren mit Armut und sozialen Unterschichten konfrontiert war – eine Erfahrung, die die Arbeit in einer Genossenschaft mit sich bringt.

In meinem Umfeld nehme ich durchaus wahr, dass die neoliberale Ausrichtung der AfD registriert wird. Allerdings hat sie auf die Wahlentscheidung kaum Einfluss. Hier sind einige Thesen meinerseits, warum das so ist:

Ablehnung staatlicher Eingriffe:
In meiner Wahrnehmung hat die zunehmende Einmischung des Staates in verschiedene Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche eine nachhaltige Ablehnung gegenüber allem hervorgebracht, was vom Staat ausgeht. Diese Haltung ist vermutlich nicht immer rational begründet, aber gerade junge Menschen spüren immer deutlicher, wie stark der Staat in ihr Leben eingreift.

Geringes Interesse an steuerpolitischen Fragen:
Ich beobachte in meinem Umfeld ein großes Desinteresse an steuerpolitischen Fragen. Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt – der Fokus liegt schlicht auf anderen Themen. Sicherheitspolitische Fragen dominieren hier besonders häufig.

Asyl- und Migrationspolitik:
Der Umgang mit Fragen der Flüchtlingspolitik wird – auch von mir – mit großem Unverständnis wahrgenommen. Wenn junge Menschen sehen, wie viel Geld für Bereiche ausgegeben wird, die für ihre eigene Zukunft irrelevant erscheinen, entsteht eine zunehmende Frustration gegenüber dem Staat.

Energiepolitik:
Neben der Asylpolitik sorgt vor allem die Energiepolitik für Unverständnis. Viele machen die Energiewende und staatliche Eingriffe für die aktuellen Probleme in diesem Sektor verantwortlich. Diese Haltung verstärkt die Ablehnung gegenüber dem Staat zusätzlich.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass viele – insbesondere junge Wähler – derzeit schlicht das geringere Übel wählen. Ich kenne niemanden in meinem Umfeld, der glaubt, dass mit der AfD von heute auf morgen alles besser wird. Doch die Menschen sehnen sich nach einem grundlegenden Mentalitätswechsel in diesem Land. Das Ausruhen auf dem Sozialstaat muss ein Ende haben.

Ich habe es selbst oft genug erlebt, dass junge Menschen (18–20 Jahre) wie selbstverständlich Jobcenter-Bescheide vorlegen, um eine Wohnung zu erhalten. Schon damals, während meiner Ausbildung, stieß das bei mir auf Unverständnis. Bis heute bleibt es ein Thema, das mich mit Kopfschütteln zurücklässt. Natürlich möchte ich niemandem sein Einzelschicksal absprechen – es gibt sicherlich Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Doch in vielen Fällen wird dieses Verhalten von zu Hause vorgelebt, und das sollte nicht länger so bleiben.

Ich bin außerdem überzeugt, dass der Staat als Problemlöser selten effektiv agiert. In meiner Branche ist die Stadt Berlin hierfür ein bezeichnendes Beispiel. Der aktuelle Ruf nach mehr Staat, der aus vielen Parteien zu hören ist, stößt daher auf große Ablehnung. Sollte sich die politische Linke – und damit meine ich auch die Altlinke rund um das BSW – diesem Wunsch nach mehr Eigenverantwortung und weniger Staat nicht annehmen, werden ihre Wahlergebnisse in den nächsten Jahren weiter sinken.

Trotz allem danke ich Herrn Berger für diesen sehr interessanten Artikel. Ich werde die darin genannten Kritikpunkte an der AfD aufgreifen und sie in zukünftige Diskussionen einfließen lassen.

Mit freundlichen Grüßen
von unserem Leser J.R.

Anmerkung Jens Berger: Lieber Herr R.,

schönen Dank für die lesenswerte Zuschrift. Ihre Beobachtungen teile ich. Ich würde da noch den Begriff „Zeitgeist“ in den Raum werfen. Sehr, sehr lange war der Zeitgeist bei jüngeren Leuten mehr oder weniger links geprägt, heute ist er … ich möchte nicht „rechts“ sagen, sondern eher libertär im amerikanischen Sinne. Das beobachte ich mit Sorge. Mir scheint, als käme da vor allem aus der Krypto-Szene, die ja v.a. auf YouTube usw. eine sehr große Reichweite hat, einiges an Meinungsmache. Auch wenn ich politisch bekanntlich eher auf der anderen Seite stehe, kann ich einem „ehrlichen“ Konservatismus ja durchaus was abgewinnen. Die libertäre Ideologie lässt mich jedoch ratlos zurück.

Beste Grüße
Jens Berger


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