Leserbriefe zu „Ein Hauch von 1984 – Telepolis löscht das eigene Archiv“ und „„Telepolis löscht auf einen Schlag 25 Jahre Geschichte““
Jens Berger thematisiert hier die im Rahmen einer „Qualitätsoffensive“ vorgenommene Löschaktion des zum Heise Verlag gehörenden Onlinemagazins Telepolis. Allein der Begriff könne George Orwells 1984 entliehen sein. Alle Artikel, die vor 2021 erschienen sind, seien vom Netz genommen. Das seien über 50.000 Beiträge. Verantwortlich dafür sei der neue Chefredakteur Harald Neuber. Dieses Vorgehen werde „als Schande“ empfunden. In diesem Interview mit den NachDenkSeiten beklagt Florian Rötzer „eine Cancel Culture der Sorte Stalinismus sowie einen Zeitgeist im Zeichen von Mainstream und Gleichschaltung“. Wir haben dazu zahlreiche und interessante E-Mails bekommen. Danke dafür. Christian Reimann hat für Sie die folgende Auswahl der Leserbriefe zusammengestellt.
Zu Ein Hauch von 1984 – Telepolis löscht das eigene Archiv
1. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
Telepolis gehörte bis vor kurzem noch zu den Alternativen Medien, die man getrost lesen konnte.
Mittlerweile keimt in mir der Verdacht, dass der Heise-Verlag und somit TELEPOLIS vom Objektiven Weg abgekommen ist.
Wie beschrieben, war TELEPOLIS unter Florian Rötzer ein provokantes und aufklärerisches Magazin.
Dann kam der Wechsel und mit ihm kam auch die Zensur der Leserbriefe.
Was inhaltlich nicht mehr ins Konzept der Redaktion passte, wurde einfach unter den Tisch fallen gelassen.
Egal, die Lektüre heute fällt etwas kürzer aus, da TELEPOLIS nicht mehr gelesen werden muss.
Die Selbstkasteiung hat daran maßgeblich schuld . . .
M f G
B. Schroeder
2. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
20 Jahre lang war Telepolis für mich Standard. Im Forum war ich regelmäßig aktiv. Im Januar 2021 hatte ich dann endgültig die Schnauze voll (wenn ich das mal so knapp und klar sagen darf). Die Artikel wurden immer angepasster und unkritischer und im Forum wütete die Zensur der “Antideutschen”. Seitdem habe ich mir nicht mehr die Mühe gemacht, da mal rein zu schauen, konsequent.
Für mich ging es dann gut aus, weil ich zur gleichen Zeit auf einen gewissen Jens Berger und die NachDenkSeiten aufmerksam wurde. Die NachDenkSeiten sind kein Ersatz für Telepolis, sie sind deutlich besser!
Die Löschung des Archivs bei Telepolis ist ein historischer, kultureller und politischer Frevel. Pressearchive sind eine wichtige Quelle für Historiker.
Meine Kommentare sind nun auch weg. Das kann die Welt verschmerzen. Aber einen habe ich aufgehoben, wegen der positiven Resonanz damals. Und mir macht die Erinnerung daran auch heute noch Spaß.
Viele Grüße,
Rolf Henze
3. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
das bei Telepolis ist mir schon lange ein Dorn im Auge. Ich selbst habe meine Meinung bei TP geschrieben. Die KI sagte mir das ist nicht unser Sprachgebrauch, bitte formulieren sie das neu.
Ich habe darauf hin den Test gemacht und den Text unter diplomatisch freundlich auch mit KI schreiben lassen und bei TP eingefügt. Die TP KI antwortete auf die gleiche Weise wie zuvor.
Ich habe darauf hin eine Info an TP gesendet und erhielt eine seltsame Nachricht. Darauf hin habe ich den Kontakt gelöscht.
Orwell war gestern, das was in Deutschland geschieht hat eine völlig neue Qualität.
Beste Grüße
Theo Henry Wurst
4. Leserbrief
Sehr geschätzter Jens Berger,
das über Telepolis zu hören schmerzt und ist aus meiner Sicht dem woken/globalistischen Zeitgeist geschuldet – von dem ich mich distanziere und was meine insbesondere empathischen Fähigkeiten nicht schmälert, im Gegenteil!
Überrascht bin ich über die Löschungen mit merkwürdigen Begründungen dennoch nicht, denn ich war eine Zeitlang regelmäßiger Leser von Artikeln auf Telepolis. Irgendwann spürte ich eine Art von Unbehagen/von mangelnder Lust auf die Artikel von Telepolis – heute weiß ich, es waren meine mittlerweile sehr sensiblen “Antennen” die ich ausgebildet habe was die politische Ausrichtung von Artikeln/Aussagen angeht.
Damit teilt Telepolis offensichtlich/aus meiner Sicht das Schicksal von der einst bissigen/kritischen ZDF-Sendung “Die Anstalt” die mittlerweile auch als Bettvorleger gelandet ist!
Lassen Sie es uns wissen lieber Jens Berger falls ein von Ihnen für Telepolis verfasster und momentan gelöschter Artikel in neuem Gewande wieder bei Telepolis “auftauchen” sollte – könnte amüsant werden.
Jede Art von Verlust freier Medien schmerzt, doch ich glaube (auch wenn es oft schwerfällt) an das Potenzial der Bevölkerungsmehrheit Irrtümer zu erkennen – auch wenn sie es oft sehr, sehr spannend macht!
Herzliche Grüße
Andreas Rommel
5. Leserbrief
Hallo NDS,
Das ist ja so, als wenn wir glänzende Oldtimer einfach verschrotten würden, nur weil sie noch keine Airbags und kein ABS hatten. Der neue TP-Chefredakteur Harald Neuber wäre besser auf einem Wertstoffhof tätig, da wäre sein (Aus)sortieren und Schreddern sogar nützlich. Telepolis ist natürlich raus aus meiner Liste.
Vielen Dank, auch für diesen Beitrag wieder.
Uli Herrmann
6. Leserbrief
Sehr guter Artikel Herr Berger.
Ja, das ist die große Säuberung, die schon länger im Internet läuft. Die Besitzer des Heise-Verlages hatte schon vor Jahren “kalte Füße” bekommen und kritische Beiträge nicht mehr gewollt (hatte mich dann als Abonnent verabschiedet). Vorher speziell der Druck kommt, ist wohl mehrgleisig. Zum einen die Erpressbarkeit durch Werbekunden. Auch Großspenden, wie z.B. 4,5 Mill. Euro der Bill-Gates-Stiftung an den Spiegel (der muss nun liefern). Oder USA-Investorbeteiligung von 46% am Springerverlag, mit der Vertragsabmachung, dass nicht negativ über die USA berichtet werden darf. Persönliche Geldzuwendungen an führende Köpfe der Medien und dem ÖRR. Politischer Druck durch Androhung von Strafprozessen, die durch die neuen Petzportale und Medienanstalten möglich werden mit begleitender veränderte Gesetzeslage, usw und sofort.
Da bläst ein Sturm zum letzten Gefecht und gewisse Machteliten werden zunehmend sehr nervös, denn immer mehr Menschen misstrauen den “Qualitäts–Medien”.
Mittlerweile gibt es “Qualität-Alternativmedien” wie z.B. NDS oder Multipolar mit großer Wirkweite. Die Macht-Eliten werden den Geist nicht mehr in die Flasche zurück bekommen, aber sie werden nichts unversucht lassen, nichts!
Gemeinsam sind wir stärker, dass sollten wir nur nicht vergessen!
Besten Gruß
Norbert Arbeiter
7. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
“Die Erklärung des TP-Chefredakteurs Neuber ist dabei an zahlreichen Stellen unfreiwillig komisch.”
In der Tat, zum Beispiel diese Stelle:
“Das Bewertungsportal NewsGuard stuft unsere Arbeit mit der vollen Punktzahl als ‘sehr glaubwürdig’ ein: Telepolis erfülle alle Standards der Glaubwürdigkeit und Transparenz.”
TP erscheint im Heise-Verlag. In einer anderen Publikation des gleichen Verlags heisst es zu NewsGuard, es handle sich um eine “dubiose US-Firma”, die “Medienwächter spielt”, und weiter:
“Die politische Ausrichtung von NewsGuard spiegelt sich in dessen Advisory Board wider. Hier finden sich illustre Leute wie der ehemalige NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, der frühere CIA-Direktor und einstige NSA-Chef General Michael Hayden, George W. Bushs Homeland-Security-Minister Tom Ridge sowie Elise Jordan, ehemalige Redenschreiberin von Condoleezza Rice – Personen, die bislang nicht als journalistische Tugendwächter aufgefallen sind, sondern als Spezialisten für militärische Aufgaben und die nationale Sicherheit der USA.”
(Andreas Schuchardt, “NewsGuard: Dubiose US-Firma spielt Medienwächter”, c’t (14/2019), online (26.9.19))
Will sagen, der neue Chefredakteur freut sich, dass TP nunmehr dem amerikanischen tiefen Staat gefällt. Es lebe der kritische, unabhängige Journalismus!
Allerdings findet sich sich im Dezember ’24 keine Angabe mehr zum Advisory Board von NewsGuard. Vielleicht hat der neue Chefredakteur interne Informationen darüber, dass das “Bewertungsportal” nicht mehr dubios ist.
Schöne Grüsse!
Ulf Martin
8. Leserbrief
Ich stimme Jens Berger zu. Liest man einige der Artikel auf Heise/Telepolis, insbesondere von Neuber, hört sich dies sehr nach Orwell und Marketingsprech an. Man will sich “neu und breit aufstellen”, obwohl hinter Telepolis “eine kleine, sechsköpfige Redaktion” steht und “Nicht alle sind Redakteure, nicht alle sind in Vollzeit dabei.” liest man schon 2023 [1].
Ich kenne Heise seit den 1980/90’er Jahren, war lange Abonnent. Mein Online-Account, unter dem man auf heise.de kommentieren kann, war fast 25 Jahre alt. Doch erst im Dezember 2021 fing ich an, Kommentare zu Artikeln der C’T und auf Telepolis zu verfassen.
Heise/Telepolis empfand ich lange als wohltuende Alternative zu dem sonstigen Einheitsbrei der Massen- und Torwächtermedien. Doch mir fiel auch negatives auf, insbesondere:
- Unkritisch-einseitige Berichterstattung zur Digitalisierung, insbesondere im Gesundheitswesen, Stichwort e-Rezept, ePA usw..
- Gesundheitssystem: einseitig-unkritische Artikel aus Sicht der Gesundheitsbranche. Niemals – soweit ich es überblickt habe – aus Patientensicht (ich bin selbst Chroniker).
- Verbreitung des Lügennarrativs “Wirtschaftsnobelpreis”.
- Hurra-Journalismus zur Kernfusion als die ultimative Erlösung von Schwierigkeiten bei der Energieversorgung.
- Intransparente Löschung von Kommentaren.
Die oa. Einseitigkeit der Artikel war, an dem eigenen Anspruch von Heise gemessen, frappant. Ich las dann irgendwann im Forum, dass Heise Mitglied im einflussreichen IT-Lobbyverein Bitkom ist, was einiges erklärt [2].
Sehr wichtig ist mir das Lügennarrativ “Wirtschaftsnobelpreis”, denn Alfred Nobel hat einen solchen nie gestiftet. Dieser Fake Nobelpreis der schwedischen Reichsbank, also der Kapitalseite, dient im gesellschaftlichen Diskurs der Überhöhung und Akzeptanzgewinnung einer Geisteswissenschaft, die in grossen Teilen nicht von empirischer Analyse und analytischer Offenheit, sondern von den eigenen Dogmen bestimmt wird, wie auf den NDS, bei Flassbeck ua. regelmässig nachzulesen ist.
Die weltweit-mediale Etablierung dieses Preises als “Nobelpreis” gehört wohl zu den grössten Propagandaerfolgen, die es je gegeben hat. Selbst Kamala Harris hat in einem berühmten Interview kurz vor den Wahlen auf FoxNews von 16 “Nobel Laureates” gesprochen, die ihr Wirtschaftsprogramm “reviewed” und abgesegnet haben.
Nachdem auch 2024 bei Heise fälschlich und irreführend über einen “Wirtschaftsnobelpreis” berichtet wurde, habe ich einen kritischen Kommentar geschrieben, der gelöscht wurde. Dies war der Anlass für mich, meinen Account dort zu finalisieren und mich von Heise/Telepolis zu verabschieden. Ich habe “zurückgelöscht”.
MfG
Wolfgang Lohoff
[1] telepolis.de/features/Wie-Journalismus-zwischen-Mainstream-und-Alternativmedien-funktionieren-kann-9221465.html
[2] bitkom.org/Bitkom/Mitgliedschaft/Mitgliederliste?letter=8
[3] youtu.be/aLC2XjW_Z08?feature=shared&t=771 (Trump Kanal!)
9. Leserbrief
Guten Abend Herr Berger!
Danke, daß Sie das Thema angesprochen haben, ich hätte gedacht, so etwas würde größere Wellen schlagen.
Beim ersten, flüchtigen Drüberlesen der in Facebook geteilten Telepolis-Titelzeile dachte ich zunächst es hätte sich der Facebook-Algorithmus verschluckt und eine alte Meldung vom 1.4. emporgespült.
Leider blieb mir nach dem Anklicken und beim Lesen nur noch das quasi Unglaubliche ernst zu nehmen.
Seit dem Jahr 2000 (ca.) ist TP bei mir unter den Top-Links und damit für mich eine “Naturkonstante” im Internet.
Selbst von Jahrzehnten gespeicherte Links auf alte Artikel und die Foren funktionierten bis zuletzt, wie oft findet man das sonst?
Wie viele Stunden habe ich damals (als junger Student mit viiiel Zeit gesegnet) diese ganzen Alternativ-Sichtweisen in mich eingesogen, vieles auch als “wirres Zeug” angesehen, aber einfach erfreut / fasziniert, Ereignisse usw. aus einer völlig anderen Perspektive heraus erklärt zu bekommen.
Mit dieser Löschung vernichtet heise/TP nach meinem Gefühl ein Stück (deutschsprachige) Internet-Kulturgeschichte.
Vor ein paar Jahren kündigte heise in einem Artikel an, die alten Foren alle zu löschen, “weil die Forensoftware damit überfordert sei”.
Immerhin konnten im zum Artikel gehörenden Forenbeitrag damals die User ihrem Entsetzen Ausdruck geben und es wurde ein sehr guter Kompromiss gefunden, nämlich alte Foren als statisch zu speichern (read-only), und so die Datenbank zu entlasten. Alle Diskussionen blieben erhalten.
In diesem Artikel mit der Löschungsvollzugsmeldung (keine Ankündigung!) hingegen (und “komischerweise” jetzt auch bei weiteren Artikeln) wurde die Kommentierung von vornherein komplett unterbunden.
Mit der Verhinderung von Diskussion verlässt TP eine weitere Grundlage seines Daseins, nämlich die Möglichkeit alles kontrovers diskutieren zu dürfen.
Auch wenn die Diskussionen in letzter Zeit (~ seit Corona) – im Vergleich zur Vergangenheit – bereits massiv beschränkt (ich vermeide mal das Wort “zensiert”) wurden, so verlässt das Magazin damit und mit der Löschung definitiv sein Alleinstellungsmerkmal.
Was bleibt denn da noch von “TP” übrig?
Wie Herr Neuber in seinem Artikel erwähnt, scheint es TP ab jetzt wichtiger zu finden, innerhalb der Medienbranche (-Blase?) Anerkennung zu finden,
als wie bisher gerade aus dieser mit Absicht auszuscheren und kritisch zu begleiten und damit die Anerkennung seiner Leserschaft zu erhalten.
Für mich – schon beim Lesen direkt – scheinen die Gründe, wie Sie in Ihrem Artikel auch erwähnt haben, vorgeschoben zu sein,
und ich frage mich, an wen sich denn dieses weichgespülte Magazin jetzt und in Zukunft speziell richten möchte.
Um das zu lesen was ich sonstwo auch lesen kann brauche ich das nicht. Da kann ich gleich SpOn wieder in meine Links aufnehmen.
Und ein “echter” Grund, wieso diese Löschung vollzogen wurde, will mir einfach nicht einfallen.
In meiner Vorstellung muß etwas Massives vorgefallen sein, weil mit Logik komme ich da nicht weiter.
Mit immer-noch-ungläubigen aber freundlichen Grüßen,
Sylvain Fiedler
10. Leserbrief
Moin,
sehr geehrter Herr Berger, vielen Dank, daß Sie das außerordentlich wichtige Thema in einem Artikel ansprechen. Auch wenn von einer “Löschung” gesprochen wird, so ist es doch in erster Linie eine nun nicht-mehr-Erreichbarkeit der über 50.000 Artikel, denn so, wie sich Herr Neuber geäußert hatte, steht durchaus im Raum, die alten Artikel in modifizierter Form wieder online zu stellen. Gab es vor dem 2. Weltkrieg Bücherverbrennungen, so sehe ich Parallelen zu einer Art “Online-Artikel-Vernichtung”. Etliche Artikel auf Telepolis waren eine wichtige Referenz, die nun weggefallen ist; wer sich nicht selbst die Mühe machte, die Artikel zu archivieren, kann nun nicht mehr argumentativ darauf verweisen. Genau hier sehe ich die Intention, denn um (politische) Aktionen fundiert kritisieren zu können (um nicht als “Schwurbler” diskreditiert zu werden), bedarf es guter Argumente. Ein Schelm, wer nun denkt, daß kritische Stimmen aus der Öffentlichkeit verbannt werden sollen. Ist es nicht ein totalitäres Merkmal, über die veröffentlichte Meinungen zu herrschen? In diese Reihe paßt auch die Sperrung von RT.
Den Niedergang journalistischer Standards beim Verlag Heinz Heise (dessen Gründer im Grab rotieren dürfte) erlebte ich selbst, als ich aktiv in den Foren, auch zu Telepolis-Artikeln, war. Der Prozeß war schleichend; zunächst etablierten sich einschlägige Autoren als feste Größe in dem sogenannten menschengemachten Klimawandel-Genre, die mehr vor Angstmache & Panik strotzten, mit teils absurden Maßnahmenforderungen, als sachlich-fundiert das Thema zu bearbeiten. Kommentare, die zuvor klaglos akzeptiert wurden, wurden entweder gesperrt oder auf die “Trollwiese” verschoben, wo sie keine Reichweite mehr hatten, auch wenn sie noch so sachlich waren. Auf direkte Nachfrage bei den Moderatoren ließ man hinter der Blume durchblicken, daß dies nun Vorgabe sei. Ich erinnere mich noch an eine Zeit, als die Journalisten selbst hohe Ansprüche an die Integrität stellten, indem man nie ohne Hinweise Artikel oder gar Forenbeiträge anderer Nutzer änderte respektive sperrte; im Zweifel ließ man einen Kommentar eher stehen. Es gab sogar mal eine Zeit, in der man meinte, daß die Kommentare teilweise wertvoller waren als die Informationen im zugehörigen Artikel.
Bezeichnend ist übrigens die Jahreszahl: ab 2021 hatte man auf politischer wie auch medialer Seite alle sauberen und vor allem unsauberen Versuche unternommen, eine als “Impfung” getarnte mRNS-Brühe in nahezu jeden Menschen zu spritzen. Wer erinnert sich nicht an die massiven Diffamierungskampagnen von Kritikern, welche auf die Gefährlichkeit & Sinnlosigkeit hinwiesen? Diese Jahreszahl könnte auch als Indikator gewertet werden, daß seitdem alle Artikel ein Mindestmaß an Konformität haben, sprich: den Regierungsnarrativen nicht mehr gefährlich werden können.
Vielleicht beleuchten Sie auch einmal die Sponsoren & Geldgeber des mittlerweile sehr großen Verlagshauses? Auch das Werbe- & Anzeigengeschäft darf natürlich nicht gefährdet werden, was sich ebenfalls stark an politischen Leitplanken orientieren muß, sollen die Werbekunden nicht abspringen. Es ist erschreckend, wie eng die Wirtschaft mittlerweile mit der Politik verzahnt ist. Ein falsches Wort, und die Geldhähne werden zugedreht.
Aber auch in der Fachzeitschrift c’t, die ich seit Ende der 1990er Jahre fest im Abo habe, machen sich journalistische Fehler immer mehr bemerkbar: Artikel enthalten grobe handwerkliche Fehler, die nicht korrigiert werden; es werden absurde Empfehlungen gemacht, wie etwa, Kinder an Smartphones zu setzen, ungeachtet der Folgen wie Fehlentwicklung; überhaupt darf die “Digitalisierung” niemals hinterfragt werden, sie wird als “notwendig” erachtet, am besten von der Wiege bis zur Bahre, durch alle gesellschaftlichen Bereiche hindurch, ungeachtet der Konsequenzen.
Wohin die Reise führt, hat Norbert Häring hier dokumentiert: norberthaering.de/zeitlos-wichtig/#Digitalzwang
Denn:
Digitales läßt sich sehr viel einfacher ändern als etwa gedruckte Bücher — wie man nun deutlich erkennen kann. Übrigens soll auch im Buchhandel Einiges los sein, etwa, daß Titel nicht mehr verfügbar sind. Das paßt zur Digitalstrategie eines Volker Wissing, indem man analoge Alternativen verunmöglicht.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Schauberger
11. Leserbrief
Hallo liebe NDS-Redaktion, lieber Herr Berger,
zur Telepolis-„Qualitätsoffensive“: Dieses Entfernen des kompletten Archivs seines Vorgängers finde ich sehr bedenklich und auch skandalös.
Das ist nicht nur „ein Hauch“ von 1984, sondern eines der wesentlichen Grundgedanken in diesem Dystopischen Roman:
»Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft – wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.«
[Quelle: Zitate und Textstellen • 1984 • Lektürehilfe]
Mir stellt sich hierbei die Frage, was den Chefredakteur Harald Neuber dazu bewegt hat, das doch gerade wegen großer Meinungsvielfalt sehr renommierte online-Magazin Telepolis nun so zu ruinieren.
Ist er tatsächlich so abgedreht, dass er nur noch seine Ansicht als einzige gute Botschaft publizieren will?
Er hat früher für doch für die junge Welt, den Freitag und die Gewerkschaftszeitung ver.di Publik geschrieben, was ist das bloß für ein Sinneswandel?!?
Oder gab es da Druck von oben? Wurde Herr Neuber, um bei „1984“ zu bleiben, im Raum 101 einem intensiven Gespräch unterzogen und dazu gebracht, Telepolis auf systemtreue Linie zu bringen? Dies wäre natürlich sehr bedenklich und ließe befürchten, dass andere Web-Portale dies auch bald tun müssen.
Ich möchte dem gestrigen Versprechen von Jens Berger, dass die Nachdenkseiten diesen Weg nicht gehen werden, sehr gerne glauben und hoffe, dass dies immer so bleibt.
Aber in diesen verrückt gewordenen Zeiten muss man inzwischen ja auch mit dem Allerschlimmsten rechnen. Und je nachdem, wie die nächste Bundestagswahl ausgeht, könnten wir von Merz und Kiesewetter in den dritten Weltkrieg geführt werden und noch in diesem Jahr im Kriegszustand mit Russland sein. Und in Kriegszeiten werden unabhängige Medien wie die Nachdenkseiten ganz bestimmt riesigen Druck und Zensur erleben. Spätestens dann wird obiges Zitat aus 1984 wohl bittere Realität werden.
Deswegen möchte ich dazu auch eine Idee als Bitte äußern: Könnt ihr euer Archiv bitte in jedem Fall so sichern, dass ein plötzliches Abschalten durch den Provider euch nicht eines Morgens vor vollendete Tatsachen stellt und ihr selbst keinen Zugriff mehr darauf habt!
Wie groß ist eigentlich das gesamte Archiv von der ersten Seite (die älteste aufrufbare NDS-Page ist) bis heute? Könntet ihr das NDS-Archiv vielleicht sogar als Datei(en) zum Download anbieten?
Man könnte je nach Größe ja jeweils einige Jahre in eine Zip-Datei zusammenfassen, z.B. jeweils in Größe einer DVD (= 4,5 GB)? Den Download des NDS-Archivs könntet ihr dann durchaus gegen eine Spende anbieten. (Ich spende ja ohnehin immer gerne den Nachdenkseiten).
Ich hatte ja solange wie erschienen immer auch euer Kritisches Jahrbuch gekauft, aber das wurde ja eingestellt.
Ich bin zwar nach wie vor ein großer Freund auch gedruckter „analoger“ Werke und empfand die Jahrbücher als durchaus guten Rückblick auf wichtige Themen des letzten Jahres,
aber ein online-Blog ist natürlich ein digitales Medium. Daher wäre ein digitales Archiv auf Festplatte, DVD oder USB-Stick hierzu natürlich viel besser.
Und noch eine Anregung bzw. Wunsch in Sachen Telepolis möchte ich äußern: Die Nachdenkseiten sollten meines Erachtens bis auf Weiteres nicht mehr auf Telepolis-Artikel verlinken. Die konsequente Folge einer solchen (Selbst?)zensur kann eigentlich nur sein, das TP-Magazin erstmal konsequent zu ignorieren.
Wenn die Zugriffszahlen auf Telepolis deutlich sinken und damit auch die Werbeeinnahmen (denn ja: Heise.de und Telepolis sind klar kommerzielle Unternehmen, die ihr Geld ganz wesentlich durch die online-Werbung verdienen!) wird man vielleicht merken, welchen dummen Unsinn man da gerade beschlossen hat.
In jedem Fall vielen Dank für eure bisherige Arbeit seit nun mehr als 20 Jahren und alles Gute für die nächsten Jahre, die wahrscheinlich für uns alle noch sehr herausfordernd werden.
Mit besten Grüßen
Norbert Rex
12. Leserbrief
Liebe Redakteure der Nachdenkseiten,
das, was da geschieht, hat einen Namen: Memorizid. Ich habe in einem Protestbrief Herrn Neuber darauf hingewiesen.
Der Memorizid ist eine uralte Methode, die in der Geschichte zum ersten mal angewandt wurde, um die Erinnerung an die steinzeitlichen (und jüngeren) Gesellschaften der Balance auszulöschen.
Eine Unterform des Memoriizides sind die Bilderstürme der Reformationszeit.
Memorizid ist immer ein Indikator dafür, dass eine Machtelite anhebt, ihre Dominanz für “alle Zeiten” sicherstellen zu wollen. Dass sie sozusagen zum finalen Schlag ausgeholt hat.
Danke, dass Sie so unbeirrt und unbestechlich aufklären! Danke, dass Sie dran bleiben!?
Mit herzlichen Grüßen
Rosemarie Kirschmann
13. Leserbrief
Sehr geehrte Redaktion der NachDenkSeiten, sehr geehrter Herr Berger,
mit großer Freude habe ich Ihren Artikel zur Entwicklung des online-Magazins “Telepolis” aus dem Hause Heise Medien GmbH & Co. KG gelesen, als eine der wenigen Berichterstattungen darüber.
Bis zur zwangsweisen Löschung als Diskursausschluß pünktlich zu Heiligabend 2023 war ich unter dem Pseudonym “cheche_FRA” eifriger Kommentator in den Foren dieser Publikation. Zwar hatte ich seit der Corona-Berichterstattung und meiner regierungskritischen Haltung zu den seinerzeit ergriffenen, und aus meiner Sicht weit übertrieben übergriffigen, Maßnahmen, stets aufbauend auf sachlicher Argumentation und v.a. logischer Herleitung, spätestens aber infolge meines Eintretens für eine differenzierte(re) Betrachtung des Ukraine-Konflikts, gehäuft mit meistenteils un- oder, weit häufiger, offensichtlich fadenscheinig dünn und zusammenhanglos begründeten Sperrungen meiner Beiträge zu kämpfen, in der Endphase auch über mehr als drei Jahre rückwirkend(!); dennoch überraschte mich der vollständige “Rausschmiß” damals sehr kalt. Auf Nachfragen meinerseits an die Forenadministration erhielt ich keinerlei Rückmeldung.
Ca. alle drei Monate versuchte ich, da es mir in diesen Zeiten wichtiger denn je erscheint, seine Stimme zu erheben gegen eine totalitäre und in meinen Augen gar proto-faschistische Entwicklung “unserer Demokratie”, gegen die ich von Schülerzeiten an sensibilisiert worden bin, im Bewusstsein der Verantwortung, dass sich die Geschichte zweier Weltkriege nicht wiederholen darf und jede Tendenz dorthin gesellschaftlich zu vereiteln ist, durch Anlegen eines neuen Accounts wieder Schreibrechte in den Foren zu erlangen, um der offen erkennbaren Agitation hin zu Aggression und “Kriegsfähigkeit”, bzw. gar “Kriegswilligkeit”, entgegentreten zu können.
Doch ach, stets wurde binnen weniger Tage jedweder Versuch vereitelt, und ich des verbotenen “Doppel-Accounts” beschuldigt, bis nach dem vierten Versuch der Vorsitzende des Kontrollrats der Forenüberwacher, “LaKai” (nomen est omen?!) sich schließlich zu einer persönlichen Antwort herabließ und mir kurz und knapp mitteilte, dass ich als Person auf alle Ewigkeit aus den Telepolis-Foren gebannt sei, weil ist so, und die Administration nicht verpflichtet wäre, mir über die floskelhaften und nicht in Kontext zum Beitrag gestellten Sperrvermerke einzelner Beiträge hinaus Rechenschaft über die Ausschlußkriterien mitzuteilen.
Und wie mir erging es etlichen einst eifrigen und bei der Leserschaft auf sehr viel Zustimmung stoßenden Forennutzern, die in diesem Zeitraum plötzlich verschwanden.
Man mag sich diesbezüglich fragen, wie dieser persönliche Bann auf Lebenszeit DSGVO-konform und auch technisch umgesetzt wird, müssten dazu doch über Jahre hinweg IP-Adressen im Zusammenhang mit meinem Userprofil, sprich auch persönlichen Daten(!), die ja laut Telepolis-Seite drei Monate nach Profillöschung ebenfalls gelöscht werden, rechtsverstößlich gespeichert werden…
Dass nun die Löschung der Archive, das Umschreiben von Artikeln gem. “neuer Redaktionsleitlinie” (also die nachträgliche inhaltliche Änderung von journalistischen Veröffentlichungen ohne Beteiligung der ursprünglichen Autoren), ja, das Umschreiben der Geschichte selbst, folgt, erscheint angesichts der allgemeinen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen nur folgerichtig und erinnert zunehmend an die Zensurgesetze des DR.
Nicht unerwähnt sollte dabei bleiben, dass im gleichen Zuge erstmals seit Bestehen von Telepolis vermehrt Artikel ohne Kommentarfunktion erscheinen, gerade zu kritischen Themenfeldern, wo noch gesellschaftlicher Widerstand gegen die verordnete politische Konformitätslinie zu erwarten ist, während zeitgleich Boulevard-Artikel im Stile der “Apotheken-Umschau” oder “Frau im Bild” zunehmen, die man zuvor eigentlich auf diesen Seiten nicht vorfand. So nimmt es eben auch nicht Wunder, dass ausgerechnet die “Verkündung” seitens Chefredakteur Neuber gerade nicht für Diskussionen geöffnet wurde…
Für lange Zeit galt aus meiner Sicht Telepolis als eine der letzten Bastionen moderner Presse, die nicht nur ex kathedra Regierungsmeinung verkündet, sondern stets auch direkten Diskurs in den Foren ermöglichte, also einstmals nicht nur durch Artikelauswahl und den Mut auch zu divergenter Berichterstattung – in alle Richtungen des gesellschaftlichen und, trotz erkennbarer Links-Orientierung, auch politischen Spektrums -, sondern eben auch durch Veröffentlichung der zugehörigen Diskussionen als entscheidendes Element der öffentlichen Meinungsfreiheit, die Fackel des kritischen und dem öffentlichen Diskurs zugeneigten Journalismus hochhaltend.
Nunmehr reiht man sich also ein, nicht nur thematisch, sondern v.a. auch kommunikationstaktisch, bei SPON, ZON, tagesschau online, etc. ein, wozu es dann auch der Beseitigung der eigenen, mittlerweile kritisch zu sehenden weil linienabweichenden, Vergangenheit bedarf. Nicht nur gehören jetzt Diskussionen verbannt, kritische Stimmen erstickt, Foren geschlossen, sondern eben auch Archive bereinigt und einstige Standpunkte nach Jahren “korrigiert”, möglichst noch ohne Spuren zu hinterlassen.
Soll halt keiener mehr darauf referenzieren können, dass Telepolis einst selbst z.B. 2014-2022 eine andere Haltung zum Ukraine-Konflikt hatte, wo man auch kritisch über die ATO Poroshenkos, über Flechette-Munition auf Spielplätzen im Donbass, über die Blockade russischer Hilflieferungen an die von Renten, Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten Bewohner von Krim und Ostukraine, über mangelnde Beweise für angebliche Waffentransporte trotz OSZE-Kontrollen, über das ganze (zu Sanktionen führende!) Skripal-Drama und die abstrusen Stories über die Vergiftung(en) Nawalnys, etc. berichtete.
Ich bin gespannt, ob und wie diese Berichterstattung wieder auftauchen wird und ob sich das redaktionelle Narrativ “an den Zeitgeist angepasst” präsentieren wird.
Aus meiner Sicht werden hier Zeitdokumente und somit dereinst wichtige Quellen für zukünftige Historiker gefälscht und ein gesellschaftlicher Konsens geheuchelt, den es so nie gegeben hat, und der beängstigend an die allumfassende deutsche Kriegsbegeisterung zu Beginn des 1.WK erinnert, wo es im Nachhinein auch keine Kritik im öffentlichen Raum gegeben zu haben scheint. Quo vadis, Telepolis, quo vadis Germania, quo vadis homine?!?
Mit freundlichen Grüßen
Christian Heche
14. Leserbrief
Hallo NDS,
diesmal kommt mein Beitrag vielleicht nicht erst nach Christian Reimanns Redaktionsschluss an (wie letztens zu “Die SPD geht in den Wahlkampf”) …
Der Artikel von Jens Berger war für mich besonders wegen der Hintergründe und der Verflechtung mit seinem eigenen CV aufschlussreich, danke.
Mit meinem heutigen Beitrag kann ich vielleicht seine Ausführungen ein wenig ergänzen.
Sollten Sie sich für eine Veröffentlichung entscheiden, bitte ich Sie, dafür nur den Text unterhalb der Doppellinie zu verwenden. Da dieser etwas länger als ein typischer Leserbrief geraten ist, habe ich ihn zusätzlich in die PDF-Anlage gepackt. So können Sie ihn auch mit einer kurzen Einleitung auf der HTML-Seite einfach nur verlinken.
Beste Grüße,
Wenzel Ruckstein
P.S.: Unten erwähnte ich, dass ich u.a. auf LabourNet publiziert habe. Dort gab es zwar auch schon mal eine “große Kehrwoche” im Archiv, die Suche mit “Wenzel Ruckstein” lieferte aber vor einigen Tagen noch eine Handvoll Treffer.
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ANLAGE: 2nds241210.pdf 63.912 10.12.24 22:32
Zu „Telepolis löscht auf einen Schlag 25 Jahre Geschichte“
15. Leserbrief
Sehr geehrte Redaktion, lieber Herr Rötzer,
Auf diesem Wege möchte ich Herrn Rötzer danken, daß ich Telepolis unter ihm erfahren durfte.
Auch war ich dort recht aktiver Forent, zumindest bis zu meiner finalen Sperre vor einiger Zeit.
In den Wirren der Corona-Zeit und dem russischen Einmarsch in die Ukraine kam es auch zur Redaktionsübergabe bei Telepolis.
Kurze Zeit später begann eine große Säuberungswelle in den Foren, der sehr viele langjährige Forenten zum Opfer fielen.
Die mir damals entgegengebrachten Begründungen schlummern irgendwo in meinen alten e-mails.
Sie hervor zu kramen ist nicht der Mühe wert.
Zu flach und zu nichtssagend, soweit meine Erinnerungen.
Das es nun die redaktionellen Inhalte betrifft, ist nur logisch und konsequent. Aber selbiges gilt für die Reaktion der Leser, bzw. in meinem Fall, des Ex-Lesers.
Aber es war schön, nochmals von Herrn Rötzer zu lesen. Obwohl oder eher gerade weil ich mit ihm nicht immer einer Meinung war, ist er mir in guter Erinnerung. Telepolis hingegen werde ich über kurz oder lang vergessen.
Ob’s schade ist? Ich denke nicht.
mit freundlichen Grüßen
Georg Meier
16. Leserbrief
Moin,
ich kann Herrn Rötzer vollends verstehen:
“Ich habe schon länger mit Telepolis abgeschlossen und schaue heute so gut wie nie auf der Seite vorbei.”
Als mit dem Wechsel der Chefredaktion Kommentare zensiert wurden, die zuvor unbeanstandet stehen blieben, und mir die Moderation hinter vorgehaltener Hand zu verstehen gab, daß diese neue Leitlinie nicht geändert würde, habe ich mein Konto, das auch für andere Kommentarfunktionen bei heise genutzt werden konnte, sofort gelöscht. Wenn ich nicht meine Meinung frei äußern darf, dann will ich auch kein Teil des Systems sein oder es gar mit meiner Teilnahme unterstützen.
Auf Telepolis selbst war ich schon Jahre zuvor ganz bewußt nicht mehr. Hauptursache waren die vielen Artikel mit einschlägigen Autoren zum Thema “menschengemachter Klimawandel”, die in meinen Augen hochgradig unseriös waren, weil sie Panik verbreiteten und gefährliche “Gegenmaßnahmen” forderten, wie es auch viele andere Kommentatoren sahen. Dieses, meiner Meinung nach, sehr große Manko konnten auch die guten, kritischen Beiträge nicht wieder wett machen. Man kann nicht auf der einen Seite dem Mainstream, der Geldverteilung von unten nach oben (nichts anderes ist das CO2-Gedöns) das Wort reden, während man auf der anderen Seite fundierte Kritik äußert. Wie paßt das denn zusammen, vor allem im Hinblick auf eine journalistische Leitlinie?
Das Umschreiben von Artikeln ist ein großer Schritt in eine nächste Ära des Totalitarismus, der die Meinungen in der Bevölkerung gleichschalten soll. Bezeichnenderweise ist mir dieses Phänomen aber nicht neu, denn insbesondere bei der Erforschung, was nun bei CO2 als sogenanntem Treibhausgas dran sei, sind mir im Laufe der Jahre auch Berichte & sogar Studien mehrfach über den Weg gelaufen, die man stillschweigend änderte, um das öffentliche Narrativ nicht zu gefährden. Mit der öffentlichen Bekanntmachung hat Herr Neuber also im Grunde nur das fortgeschrieben, was bereits unter der öffentlichen Wahrnehmungsschwelle seit Jahren stattfindet.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Schauberger
17. Leserbrief
Sehr geehrte NDS-Redaktion,
ich bin jahrelang gelegentlicher Leser von für mich interessanten Artikeln auf Telepolis gewesen. Schwerpunktmäßig war dies die Zeit, als die “Eurokrise” Griechenland erstickte. Im Telepolis-Forum war ich mit einigen Beiträgen dabei.
Da ich große Probleme mit der Maßnahme der (temporären?) Löschung der Artikel vor 2021 habe, habe ich am 07.12. eine “Protestnote” an den neuen Chefredakteur von TP geschickt, die als Kopie (CC:) auch an andere leitenden Personen des Verlags und eines Print-Magazins des Heise-Verlags ging. Ich kündigte darin an, dass ich nicht nur meine RSS-Feed-Abfrage löschen und die TP-Webseite nicht mehr aufsuchen werde, sondern auch mehr als geneigt bin, meine laufenden Abos für 2 Print-Magazine des Verlages zu kündigen. Diesen zuletzt genannten Schritt habe ich gestern vollzogen. Die Abo-Kündigungen sind ausgesprochen.
Ich kann dieser Weichspülerei und sich abzeichnenden Anbiederung an den “Meinungs-Mainstream” nichts positives abgewinnen. Ich war zwar mit einigen Artikeln des TP-Magazins (auch von Herrn Rötzer) nicht meinungskonform, aber das war auch nie ein Problem, weil ich dadurch dennoch merkte, dass es auch andere Sichtweisen bzw. -möglichkeiten gibt. Auch manch kontroverse Beiträge im dazugehörigen Leserforum gehörten dazu. Dies weitet(e) manchmal auch die eigenen Scheuklappen.
Viele Grüße und bleiben Sie, wie Sie sind
T. S.
18. Leserbrief
Guten Morgen NDS-Team,
Im Zusammenhang mit den Ereignissen bei Telepolis möchte ich darauf hinweisen, dass etwas Ähnliches beim Westendverlag vorgefallen ist. Wolfram Elsner berichtete davon im einem Gespräch mit Walter van Rossum
Sein Buch, „Das chinesische Jahrhundert“ ist aus dem Verlagsprogramm verschwunden, ebenso die parallel zum Buch erschienenen Ergänzungsseiten u.a. von Madelaine Genzsch.
Eine Nachfrage bei ChatGBT ergab Folgendes:
„Ja, das Buch Das chinesische Jahrhundert: Vom Ende des westlichen Kapitalismus und der Zukunft der Welt von Wolfram Elsner wurde tatsächlich aus dem Programm des Westend Verlags genommen. Die Entscheidung des Verlags wurde nach Berichten über negative Reaktionen und mögliche Vorwürfe bezüglich der inhaltlichen Ausrichtung des Buches getroffen.
Der Autor, Wolfram Elsner, ist Ökonom und China-Experte und befasste sich in dem Buch mit Chinas Aufstieg und einer kritischen Analyse westlicher Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen. Die Veröffentlichung löste kontroverse Diskussionen aus, teils weil Elsner in seinem Buch positiv über das chinesische Wirtschaftsmodell und seine weltweite Bedeutung sprach, was manchen Lesern als zu unkritisch gegenüber der chinesischen Politik erschien.
Der Westend Verlag teilte mit, dass die Entscheidung auf Grundlage interner Überlegungen und der Wahrnehmung des Buches in der Öffentlichkeit getroffen wurde.“ (Ende ChatGBP)
Es wird eng fürs Denken, aus den Korridoren werden Laufställe.
Mit freundlichem Gruß
Bernhard Meyer
19. Leserbrief
Hallo NDS, Hallo Florian,
Ich war schockiert von dieser Nachricht, als ich das – nicht bei Telepolis – gelesen habe. Aber das ist nur die unvermeidliche Folge dessen, was heute passiert, und nicht nur bei Heise.
Danke an die NDS, diesen Vorgang zu dokumentieren.
Wer in der IT arbeitet, liest auch Heise – oder hat gelesen. So bin ich auch vor bestimmt 20 Jahren zu Telepolis gekommen.
Das Forum war immer ein Schatz für Wissen. Hier haben Kommentatoren mit fundiertem Fachwissen Beiträge oder Posts kommentiert, ergänzt, richtig gestellt oder aufgeklärt (oder eben ohne Kenntnis irgendwas geschwätzt). Oftmals waren die Kommentare informativer als der eigentliche Artikel. Für mich war das Forum der interessanteste Teil überhaupt, gerade bei Telepolis!
Und speziell bei Telepolis hat sich auch die Fraktion der Trolle geoutet. Mit der Zeit bekannte Namen, von denen immer nur Verleumdung und Beleidigung kam.
Und Telepolis war ein Medium, das nicht dem Mainstream nacheiferte, sondern versuchte, differenzierte Sichtweisen zu schaffen. Und gerade hier ein Hoch aufs Forum.
Ich habe in Diskussionen immer Mundpropaganda für Telepolis gemacht. Hier bekam man politische Hintergründe, die es sonst fast nirgendwo zu finden gab, außer auf ‘Schwurbelportalen’. Hier gab es sozusagen seriöse alternative Sichtweisen. Und gefühlt stemmte sich Telepolis gegen den Strom der Einheitsmedien.
Ja, Florian wurde häufig angegangen, wenn er mal wieder einen Beitrag (angeblich) ‘dahingerötzert’ hat.
Mir ist auch nicht bewußt, daß Kommentare wegzensiert wurden, wenn ich bedenke, was so mancher Troll von sich gegeben hat. Aber man hat mit der Zeit gelernt, das zu ignorieren, man kannte ja die meisten von denen.
DANN KAM CORONA!
Noch vor der Ausrufung der Pandemie gab es Politiker, die orakelten, die Welt wird danach nie mehr dieselbe sein. Wie Wahr! (die kannten wahrscheinlich schon das Event 201)
Plötzlich gab es (fühlbare) Zensur im Forum, Tendenz exponentiell ansteigend, als Herr Neuber übernommen hatte.
Interessanterweise wurden die Trolle mit Samthandschuhen angefaßt und eigentlich nur dann weggesperrt, wenn sich die Nutzer beschwerten. Gab es aber fundierte Kritik an irgendwelchen Corona Dingen, dann war man schnell gesperrt oder ganz gekickt.
Ich maßte mir an, den Nobelpreisträger zu zitieren, der den PCR Test erfunden hat und explizit sagte, dieser sei für die Diagnose nicht geeignet, wo im Gegenzug der Herr Drosten genau diesen Test zum Nachweis benutzt. Auf meinen ironischen Satz dazu ‘ein Nobelpreisträger ist eben auch nur ein Schwätzer’ war ich dann -mit wutentbrannter Mail- 3 Tage gesperrt und der Post natürlich gelöscht. Sowas darf keiner lesen.
Als ich woanders mich erdreistete zu behaupten – also Dinge, die man nachlesen kann – dass die ersten Bomben in der Ukraine von ukrainischen Kampfjets auf das Lugansker Parlament (glaube November) 2013 geworfen wurden. flog ich ganz raus, mitsamt dem Post. Passt nicht in die offizielle Darstellung.
Nach etwa einem Jahr Neuber kam von ihm der Artikel ‘SAGEN WAS IST’. Darin rief er dazu auf, bei der Wahrheit zu bleiben und keinen Hass in Postings abzulassen. So schnell konnte man gar nicht lesen, wie dort Posts wegzensiert wurden, die _sagten_was_ist_.
Ich habe etwa in der Zeit dann Heise auf meine Ignore-Liste gesetzt, sehr sehr schweren Herzens. Es war aber für mich unmöglich, Artikel und Kommentare zu lesen, ohne Kommentare geben zu können, wenn sie doch die Fakten vollkommen ignorieren. Die Zensurorgie hatte hier absoluten Erfolg.
Ich bin da auch nicht alleine, viele mir damals bekannte Poster waren plötzlich verschwunden, kamen unter anderem Namen vielleicht kurz wieder und waren dann für immer weg. Ich erinnere mich da z.B. an hat_se_nicht_mehr_alle, der immer sehr nüchtern und realistisch war und offensichtlich beliebt bei Vielen.
Ich denke bei solchen Dingen an ein chinesisches Sprichwort: zu jedem Anfang gehört ein Ende. Es mag heute noch bei Heise die Rubrik mit Namen Telepolis geben. Aber TELEPOLIS ist zu Ende. Begonnen und gestorben mit Florian Rötzer.
Florian, bei aller Kritik in der Vergangenheit, vielen Dank.
Ulli Schott
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