Peru: USA bieten gebrauchte Metro-Waggons – China den Bau eines neuen Tiefseehafens

Peru: USA bieten gebrauchte Metro-Waggons – China den Bau eines neuen Tiefseehafens

Peru: USA bieten gebrauchte Metro-Waggons – China den Bau eines neuen Tiefseehafens

Ein Artikel von amerika21

Im November 2024 war die peruanische Regierung Gastgeberin des Forums der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation (APEC). Dieses Treffen von 21 Ländern, das 1989 ins Leben gerufen wurde, bringt die wichtigsten Länder des Verbands Südostasiatischer Nationen (Asean) mit den größten Ländern rund um den Pazifischen Ozean zusammen, darunter die USA und China. In der APEC-Abschlusserklärung hieß es: „Noch nie dagewesene und schnelle Veränderungen prägen die heutige Welt.” Ein Blick auf die Aktivitäten der USA und China in dem südamerikanischen Land macht deutlich, wie diese Veränderungen konkret aussehen. Von Vijay Prashad.

Gebrauchte Metro-Waggons

US-Präsident Joe Biden kam zur APEC mit einer recht merkwürdigen Auswahl an Angeboten. An der Seite der peruanischen Präsidentin Dina Boluarte verkündete Biden, dass die USA 150 Waggons und Lokomotiven für das Metrosystem in Lima spenden wollen. Normalerweise wäre dies eine sehr willkommene Ankündigung gewesen, sie hatte jedoch einen Haken: Die Waggons und Lokomotiven waren nicht neu, sondern wurden schon im Caltrain-System[1] eingesetzt. Die US-Regierung hatte zuvor erwogen, sie an Peru zu verkaufen, sich dann aber beeilt, stattdessen eine Schenkung daraus zu machen.

Es kamen zwar auch neue Güter nach Peru, aber diese waren nicht für den zivilen Gebrauch bestimmt: Die USA stellten Peru neun Black-Hawk-Hubschrauber zur Verfügung (circa 65 Millionen US-Dollar, die von den US-Steuerzahlern an Sikorsky Aircraft gezahlt wurden). Diese Hubschrauber sollen zur Bekämpfung von Drogenhändlern eingesetzt werden. Aber es gibt keine Garantie dafür, dass die peruanische Regierung sie nicht gegen ihre Bürger einsetzt.

Neben diesen Militärhubschraubern sorgte das US-Militär für die Sicherheit des APEC-Gipfels, obwohl sich das Militär Perus als durchaus fähig erwiesen hat, einen Gipfel dieser Größenordnung zu managen.[2]

Ein Hafen für Südamerika

Zwei Stunden nördlich von Lima, an der herrlichen Küste Perus, liegt Chancay, eine Küstenstadt, die berühmt ist, weil sie Schauplatz im Pazifikkrieg (1879-1884) zwischen Chile und Peru war. Was früher eine ruhige Stadt war, ist heute ein wichtiger Hafen. In einem Joint Venture besitzt das peruanische Unternehmen Volcan Compañí Minera S.A.A. 40 Prozent des Hafens, während Cosco Shipping Ports of China die restlichen 60 Prozent hält. Cosco ist ein staatliches Unternehmen, das bereits einen Teil eines Hafens an der US-amerikanischen Pazifikküste, in Seattle/Washington, besitzt.

Die Chinesen investierten 3,6 Milliarden Dollar in das peruanische Projekt, das 2021 begann und kurz vor der Fertigstellung steht. Die tiefste Stelle des Hafens wird 17,8 Meter betragen, sodass sehr große Frachtschiffe mit einer Kapazität von 18.000 TEU (Twenty-foot Equivalent Units, das Standardmaß für die Kapazität von Frachtschiffen) anlegen können; das größte Frachtschiff ist die in China gebaute MSC Irina mit einer Kapazität von 24.346 TEU. Während des APEC-Gipfels weihten die Präsidenten Xi Jinping (China) und Boluarte (Peru) den Hafen ein.

Der Hafen von Chancay wird durch eine von den Chinesen gebaute Bahnlinie ergänzt, die vom Hafen in den brasilianischen Bundesstaat Amazonas zur Freien Wirtschaftszone in der Stadt Manaus führt. Der Handel zwischen Südamerika und China wird auf direktem Wege erfolgen und muss nicht mehr über Mittel- oder Nordamerika abgewickelt werden. Die Transportzeiten werden sich drastisch verkürzen, was den Handel für beide Seiten profitabler macht.

Zunächst wird der Hafen ein Gewinn für landwirtschaftliche Erzeugnisse (Avocados, Blaubeeren, Kaffee und Kakao) sein. Letztendlich hofft die peruanische Regierung jedoch, im Hinterland des Hafens Industriezonen zu errichten, um Produkte, einschließlich Holz, zu verarbeiten und sicherzustellen, dass die Gewinne aus der Wertschöpfung in Peru bleiben. Ein Beispiel, der Industriepark von Ancón, ist bereits in Planung und soll im nächsten Jahr eröffnet werden.

Eine Studie peruanischer Wissenschaftler über dieses Projekt geht davon aus, dass Peru und das übrige Südamerika innerhalb weniger Jahre davon profitieren werden.

Investitionen oder Verunsicherung

Die USA haben versucht, chinesische Investitionen in Peru zu unterbinden. Im Jahr 2020 gelang es ihnen, chinesische Investitionen aus dem Hafen La Unión in El Salvador zu verbannen. Auf die peruanische Regierung konnte kein solcher Druck ausgeübt werden, trotz ihrer militärischen Verbindungen zu den USA.

Im vergangenen Jahr äußerte sich die pensionierte US-Generalin Laura J. Richardson, damals Leiterin des Southern Command, gegenüber dem Center for Strategic and International Studies in Washington zu den chinesischen Investitionen: „Ich würde gerne sagen, dass das, was die Volksrepublik China tut, wie eine Investition aussieht, aber ich nenne es letzten Endes Extraktion. Und ich sage, dass es in der roten Zone stattfindet, nur um eine Analogie zu verwenden. Sie befinden sich an der 20-Meter-Linie zu unserem Heimatland. Man könnte auch sagen, dass sie sich auf der ersten und zweiten Inselkette zu unserem Heimatland befinden. Und aufgrund der Nähe zu dieser Region und der Bedeutung der Region denke ich, dass wir das, was diese Region mit sich bringt, und die Sicherheitsherausforderungen, denen diese Länder gegenüberstehen, hoch bewerten müssen.”

Die USA versuchten, die Investition als sicherheitsrelevant darzustellen, aber für die lateinamerikanischen Länder war dies einfach eine Investition. Der ehemalige peruanische Finanzminister Alex Contreras erklärte gegenüber der Financial Times, dass „jede Investition in einer Region mit einem enormen Investitionsdefizit willkommen ist. Wenn man die Wahl zwischen keiner Investition und einer chinesischen hat, wird man immer die Investition vorziehen.”

Auf dem G20-Treffen in Brasilien im Anschluss an den APEC-Gipfel kam Xi Jinping erneut auf das Thema der Belt and Road Initiative (Neue Seidenstraße) zu sprechen. China, so sagte er, „wird immer ein Mitglied des Globalen Südens sein, ein verlässlicher langfristiger Partner der anderen Entwicklungsländer”.

Aus der Sicht Perus sieht der von China gebaute Hafen nicht wie eine Sicherheitsbedrohung aus. Er sieht vielmehr nach Entwicklung aus.

Übersetzung: Amerika21

Titelbild: Quelle: Presidencia del Perú


[«1] Pendlerbahnlinie in Kalifornien, die die Halbinsel von San Francisco und das Santa Clara Valley (Silicon Valley) bedient

[«2] Zur Absicherung des APEC-Forums hatte die Regierung Boluarte den Einsatz von bis zu 600 US-Militärs ermöglicht. Die Kosten für den Einsatz übernahm das US-Außenministerium