Nun ist es soweit: Mit dem Ende der Ampel und der Ansetzung des Wahltermins sind die Parteien faktisch zum Wahlkampf übergegangen. Sofort haben sich auch ihre designierten wie auch Möchtegern-Kanzlerkandidaten (aber auch die „Eher-nicht“-Kanzlerkandidaten) zu Wort gemeldet. Voraussichtlich wird Deutschland 2025 mehr Kanzlerkandidaten haben denn je. Eine neue Ausgabe der O-Töne.
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht am 15. November 2024
„Moderator: Planen Sie auch eine Kanzlerkandidatur? In manchen Umfragen sind Sie sehr nahe an den Grünen dran. Die haben einen Kanzlerkandidaten mit Robert Habeck. Machen Sie das auch?
Wagenknecht: Ich finde, um ehrlich zu sein, diese Kanzlerkandidateninflation schon etwas befremdlich, wenn die Grünen mit zehn Prozent einen Kanzlerkandidaten aufstellen. Irgendwann stellt jede Partei einen Kanzlerkandidaten auf. Spätestens wenn Herr Lindner sich auch dazu ausrufen lässt, dann machen wir das auf jeden Fall auch. Ansonsten werden wir es entscheiden danach, wo wir im Januar stehen.
(…)
Ob Merz oder Scholz – ich finde, das ist gar nicht die relevante Frage. Olaf Scholz steht den Cum-Ex-Bankern nah, Friedrich Merz kommt von BlackRock, also auch für die Finanzhaie. Wer vertritt eigentlich den Mittelstand, wer vertritt die ärmere Hälfte der Bevölkerung, wer vertritt die Mittelschicht?“
(Quelle: NTV ab Minute 1:22 und ab Minute 2:42)
Wirtschaftsminister Robert Habeck am 9. November 2024
„Als Minister, als Vizekanzler habe ich gelernt, wie man Krisen bewältigt. Ich weiß, wie verwoben Entscheidungsprozesse sind, und dass man auch menschlich schwierigsten Situationen nicht ausweichen kann. Ich habe Entscheidungen getroffen, die Konsequenzen haben für Menschen, für das Land, für Sie und für euch. Ich habe Probleme gelöst, Rückschläge erlebt und mich daran gemacht, das nächste Problem zu lösen. Ich habe Fehler gemacht. Ich lerne daraus, jeden Tag, wie wir alle lernen. Ich habe Demut vor der Größe der Herausforderung erfahren. Ich habe den Mut gefunden, diese Herausforderung anzunehmen.
(…)
Ich bin bereit, meine Erfahrung, meine Kraft und meine Verantwortung anzubieten, wenn Sie wollen, auch als Kanzler. Aber das ist nicht meine – das ist Ihre Entscheidung. Nur Sie können das entscheiden. Ich bewerbe mich als Kandidat von den Grünen für die Menschen in Deutschland.“
(Quelle: gruene.de ab Minute 4:03 und ab Minute 6:10)
AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel am 13. November 2024
„Zur Union. Sie wollen keine Politikwende für Deutschland, sonst würden Sie sich nicht hinter ihrer Brandmauer verstecken und ganz offen darauf spekulieren, dass diese abgewirtschaftete SPD und die Grünen Sie zum Kanzler machen, Herr Merz. Was Sie an vernünftigen Forderungen zu bieten haben, haben Sie ohnehin bei uns abgeschrieben. Sie wollen aber gar nichts davon umsetzen, sondern lediglich Ihre Wähler täuschen. Sie geben es ja auch ganz offen zu. Sie haben Angst, noch irgendwelche Anträge zur Migrationspolitik zu stellen, denn sie könnten ja durchgehen mit unseren Stimmen. Und das wollen Sie ja nicht, Herr Merz.
(…)
Mit Ihnen als ‚Ersatz-Scholz‘ kommt Deutschland nicht voran. Sie können nichts von dem umsetzen, was Sie versprechen. Sie sind keine Alternative zu dieser Regierung und zu diesem Kanzler.“
(Quelle: phoenix ab Minute 3:32 und ab Minute 6:03)
CDU-Chef Friedrich Merz am 13. November 2024
„Deutschland braucht eine grundlegend andere Politik, vor allem in der Migrationspolitik, in der Außen-, Sicherheits- und Europa-Politik und in der Wirtschaftspolitik. Und da Sie (die AfD-Abgeordneten – Anm. der Red.) ständig dazwischen schreien, will ich Ihnen eines sagen: Weder vorher noch nachher noch zu irgendeinem anderen Zeitpunkt gibt es eine Zusammenarbeit meiner Fraktion mit Ihren Leuten – egal mit wie vielen Leuten Sie hier im nächsten Deutschen Bundestag sitzen werden.
(…)
Diese grundlegend andere Politik ist nur mit einer neuen Bundesregierung möglich, die ihrer nationalen, ihrer europäischen und ihrer internationalen Verantwortung gerecht wird, die etwa mit Zurückweisungen an den Grenzen die Kontrolle über die Zuwanderung zurückgewinnt und die vor allem dafür sorgt, dass in Deutschland wieder mehr investiert wird und dass die Arbeitsplätze in unserem Land erhalten bleiben. Vor allem diese letzte Aufgabe ist mit der erneuten Wahl von Donald Trump in den USA dringlicher denn je.
(…)
Wir wollen weg von der einseitigen Festlegung auf Wind- und Sonnenenergie, auf E-Mobilität und Wärmepumpe. Wir wollen hin zu einer wirklich technologieoffenen Energie- und Verkehrspolitik. Das ist doch mit Ihrer Koalition, mit Ihren Leuten an keiner Stelle zu machen.“
(Quelle: phoenix ab Minute 7:27, ab Minute 8:24 und ab Minute 11:39)
Bundeskanzler Olaf Scholz am 13. November 2024
„Und nun entscheiden die Bürgerinnen und Bürger im Februar auch über die Frage, ob wir unser Land zusammenhalten oder ob wir es gegeneinander spalten. Ich will sagen: Das ist keine Frage für irgendein Feuilleton, wo man sich irgendwie darüber Gedanken macht, wie das so sein könnte. Es ist eine reale Frage, über die die Bürgerinnen und Bürger zu entscheiden haben. Und das ist auch die zentrale Frage der kommenden Wahl. Darum geht es im Februar. Ich will vermeiden, dass es zu Verteilungskämpfen ‚Jeder gegen Jeden‘ kommt. Ich will nicht, dass das Eine gegen das Andere ausgespielt wird. Ich will, dass unser Land und unsere Demokratie stark bleiben. Und natürlich gehört dazu, dass wir mehr in Sicherheit investieren, und das tun wir. Daran soll gar kein Zweifel bestehen. Aber ich sage mit derselben Klarheit: Das darf nie zu Lasten unseres Zusammenhalts gehen, niemals zu Lasten von Rente, Gesundheit oder Pflege. Sicherheit und Zusammenhalt – das Eine ist ohne das Andere nicht zu haben. Und deshalb habe ich es am letzten Mittwoch gesagt und wiederhole es hier: Ich werde die Bürgerinnen und Bürger niemals vor die Wahl stellen, entweder wir investieren in unsere Sicherheit oder in gute Arbeitsplätze und Wirtschaft und Infrastruktur. Entweder wir geben Geld für die Bundeswehr oder wir haben sichere Renten. Entweder wir unterstützen die Ukraine oder wir investieren in Deutschland.
(…)
Ich habe klargemacht und wiederhole, wofür ich stehe, wofür ich kämpfe. Und ich bin sicher, die kommende Bundestagswahl wird breiten Rückhalt bringen für diesen Kurs.“
(Quelle: phoenix ab Minute 17:46 und ab Minute 22:40)
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius am 17. November 2024
„Wir haben einen wirklich herausragenden Kanzler, der in einer der schwierigsten Zeiten der Republik in einer schwierigen Dreier-Konstellation das Ruder in der Hand hatte. Der hat entschieden, dass er weitermachen will, und die Partei wird darüber spätestens am 11. Januar entscheiden beim Parteitag. Vorher wird es eine Nominierung geben, und ich gehe nach wie vor fest davon aus, dass Olaf Scholz nominiert werden wird.“
(Quelle: ARD ab Minute 26:06)
Bundeskanzler Olaf Scholz am 10. November 2024
„Moderatorin: Sind Sie denn weiterhin sicher, dass sie der nächste Kanzlerkandidat Ihrer Partei sein werden?
Scholz: Ja.
Moderatorin: Hatten Sie da jemals Zweifel?
Scholz: Nein.“
(Quelle: ARD ab Minute 56:36)
Titelbild: Screenshot gruene.de