Leserbriefe zu „Wie der Versuch, das Rauchen aufzugeben, mich abermals am Verstand der Politik zweifeln lässt“

Ein Artikel von:

In diesem Erfahrungsbericht diskutiert Jens Berger über den Markt für Tabak-Ersatzprodukte. Der Markt für E-Zigaretten habe sich verschoben und liege nun „fest in der Hand der großen Tabakkonzerne und chinesischer Tech-Multis“. Paradox sei das, weil es einen Tabakersatz gebe, der bei der Entwöhnung helfen könne und aus gesundheitlicher Sicht der Zigarette klar vorzuziehen sei. Aber um Raucher, die aufhören wollten, gehe es nicht mehr. Stattdessen würden „vor allem Jugendliche über E-Zigaretten zu süchtigen Neukunden gemacht“. Wir haben hierzu interessante E-Mails erhalten. Danke dafür. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe. Christian Reimann hat sie für Sie zusammengestellt.


1. Leserbrief

Sehr geschätzter Jens Berger,

wenn die verantwortliche Politik mit der Großindustrie/dem Großkapital zusammenarbeitet und gegen die (Gesundheits)Interessen der (betroffenen) Menschen Dinge “einfädelt” und damit den weiteren Verlauf diktiert, wie nennt man das?

Was Sie hier beschreiben Jens Berger passiert ja ständig (auch in sehr großem/viel größerem Stil) und ist Hauptzweck einer Politik welche die Profit-/Kapitallogik im Zentrum seiner Politik sieht und höher stellt als die Gesundheit/die Bedürfnisse der Menschen! Es wird von der Mehrzahl der Menschen leider nicht so wahrgenommen, denn sonst würde eine solche Politik nicht (mehr) in der Verantwortung stehen und auch nicht in Verantwortung kommen!

Allan Carr hat mir geholfen mit dem Rauchen aufzuhören – damals gab es noch kein “Vapen”. Die meisten dürften Allan Carr und sein damals sehr bekanntes/erfolgreiches Büchlein “Endlich Nichtraucher” nicht (mehr) kennen.

Herzliche Grüße
Andreas Rommel


2. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

Wenn Sie tatsächlich mit dem Rauchen aufhören wollen und ein wenig empfänglich für “Gehirnwäsche” sind, empfehle ich Ihnen, sich diese Videos anzuschauen.

Am Sonntag, den 17. Januar 2010 schaute ich mir eine CD mit dem Inhalt der Videos an, da meine damalige Partnerin mich dazu drängte, mit dem Rauchen aufzuhören.  Lies mich auf den Inhalt der CD ein und befolgte die Ratschläge von Herrn Frädrich . Ich schaute in meine Tabakdose, habe damals Zigaretten mit Menthol-Tabak gestopft, sah, dass der Vorrat noch bis Mittwoch reicht, verstopfte den Vorrat und beschloss am Mittwoch, den 20. Januar abends meine letzte Zigarette zu rauchen. Seit Donnerstag, den 21. Januar 2010 bin ich Nichtraucher. Und das Irre: Es fiel nicht schwer.

Viel Erfolg.
Hajo Zeller


3. Leserbrief

Sehr geehrte NachDenkSeiten,

Ich habe Ihren Artikel über die Sucht des Rauchens gelesen. Da ich selbst über Erfahrungen auf diesem Gebiet verfüge, möchte ich Ihren Lesern schildern, wie Rauchen aufgeben bei mir funktioniert hat. Es fing damit an, dass ich aus unerfindlichen Gründen Kopfschmerz bekam und mit Übelkeit zu kämpfen hatte. Zuerst sah ich den Zusammenhang zum Rauchen nicht und schmauchte weiterhin starke Zigaretten, bis es nicht mehr zu ignorieren war. Der Grund für Kopfschmerzen und Übelkeit waren meine Rauchgewohnheiten.

Ich stieg auf schwächere Zigaretten um, doch Kopfschmerz und Übelkeit blieben. So ging das weiter und ich versuchte alle Zigaretten durch, die es zu kaufen gab, doch mein Körper streikte auch bei den schwächsten Zigaretten, die ich bekommen konnte. Eines Tages wurde mir wieder nach dem Rauchen übel und ich bekam Kopfweh. Da platzte mir der Kragen und ich sagte mir selbst: “So geht das nicht weiter” und gab von Stund´ an das Rauchen auf. Jetzt bin ich seit 20 Jahren Nichtraucher und mir gehen die Glimmstängel nicht ab. Ich erfreue mich im Gegenteil bester Gesundheit und meine Lunge, die sich regenerieren konnte, ist wieder völlig frei von Teer und Schmutz. Ich kann zum Bus rennen, wenn ich spät dran bin, ohne außer Atem zu kommen.

In einem YouTube-Video wurde ein Computer geöffnet, der in einem Raucherhaushalt gestanden hatte. Auf den elektronischen Bauteilen lag eine ein Zentimeter hohe Schmutzschicht und die Flügel der Lüfter waren schmierig. Da ich auch keinen Alkohol zu mir nehme, bin ich frei von stofflichen Süchten und befinde mich wohl. Ich brauche weder das eine noch das andere. Ich hoffe, dass mein kleiner Beitrag Rauchern, welche die NachDenkSeiten lesen, helfen kann, auf Ihren Körper zu hören, der weiß, was ihm guttut und was nicht.

Mit freundlichen Grüßen
Alexander Majer-Wendelstein


4. Leserbrief

Mit dem Rauchen aufhören – Ein Erfahrungsbericht

Reden wir nicht über den Verstand der Politik. De mortuis non est diskutandum, oder so ähnlich.

Warum eigentlich mit dem Rauchen aufhören? Wenn es Freude macht, dann raucht man eben. Aber natürlich gemäß Paragraph 1 der Raucherverkehrsordnung: “… so zu verhalten, dass kein Anderer mehr als nach den Umständen unvermeidlich behindert oder belästigt wird”.

Ich habe mit 16 angefangen. Aber mit Pfeife, das sieht seriös aus und macht Eindruck. Später, als Frankophiler, jedes Jahr Urlaub in Frankreich, zwischendurch auch Zigarette, natürlich schwarz und filterlos, Gauloise, besser Gitane. Die klebt dann so lässig an der Unterlippe, wie man es bei Brel oder Belmondo bewundern konnte.

Mit Anfang 30 hatte ich dann eine Gastprofessur in den USA. Natürlich musste eine Grundausstattung meiner Pfeifensammlung mit in den Koffer: 3 Pfeifen, von den besten, Etui mit Pfeifenreiniger, -stopfer und genug Tabak.

Die Zeit ging dann auch zu Ende. Und als ich, zurück zu Hause, den Koffer ausgepackte, habe ich verwundert festgestellt, dass ich die Pfeifen die ganze Zeit nicht angerührt hatte, einfach vergessen. Seitdem habe ich nie wieder geraucht. Aber nicht aus Enthaltsamkeit, es fehlt einfach das Bedürfnis.

Fazit: Die einfachste Möglichkeit von einer Sucht wegzukommen, ist was sinnvolles zu tun, was einen überzeugt und beschäftigt.

Die zeitgemäße Sucht heißt nicht mehr Rauchen sondern Smartphone. Und da ist China der beste Dealer (Huawei). Aber auch hier gilt: Tu was sinnvolles und vergiss das bescheuerte Gewische und Geflipse. – Auch nicht mein Problem.

Viele Grüße,
Rolf Henze


5. Leserbrief

Ich bin zum Glück nicht betroffen, kenne die Problematik aber von einem Kollegen, der seit Jahren dampft, und selbst sagt, daß er sich seitdem gesundheitlich deutlich fitter fühlt, als noch zu Rauch-Zeiten. Auch der fühlt sich – auf Deutsch gesagt – ziemlich vera…t von der Politik.

Auch die Alternative, die er jetzt nutzt, kommt ja in dem Artikel vor, und da kam mir schon der Gedanke, daß hier ein großes Problem entstehen könnte. Wiederum ein gesundheitliches. Denn die kleinen Dampfershops und Onlineanbieter von Liquids waren noch vergleichsweise leicht zu kontrollieren (weswegen sie ja nun auch ihre Tätigkeit einstellen) und deren Produkte nachzuverfolgen, falls etwas damit nicht stimmt. Wer aber kann in Zukunft noch sicherstellen, daß die in der Halb/illegalität erworbenen Substanzen für die Vaper noch das enthalten, was draufsteht? Und nicht billigere Ersatzstoffe, die die Gesundheit angreifen oder latent giftig sind? 

Es ist dann wie im Drogenmarkt: illegale (vom Staat illegal gemachte) Produkte werden gepanscht, die Konsumenten können sich nicht wehren, weil sie sich ja selbst strafbar machen, und der Staat hat nichts besseres zu tun, als die Schlupflöcher zu stopfen. So könnte ich mir gut vorstellen, daß Apotheken künftig bei der Abgabe der Grundstoffe für die “Base” reglementiert werden, womit dann wohl die letzte streng qualitativ kontrollierte Bezugsquelle wegfiele. 

Gruß, Ole.


6. Leserbrief

Guten Tag Herr Berger,

als Nichtraucher  verfolge ich neugierig den Affentanz um das Nikotin. Über die Macht der Tabaklobby brauchen wir nicht diskutieren. Schön, dass Sie dem Leser noch einmal das Lobbyistenschicksal des ehemaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein Torsten Albig (SPD) ins Gedächtnis gerufen haben. Ein Traum wird wahr: Weniger Arbeit, mehr Geld. Irgendwann stellt sich jeder Berufspolitiker die Frage quo vadis?

Neben der steuerlichen Diskriminierung von Vapes wurde Snus erfolgreich vom legalen Markt verbannt.

de.wikipedia.org/wiki/Snus

Während meiner Zeit als Erasmus-Student 1997/98 in Schweden lernte ich diese Art der Nikotinzufuhr kennen. Auch beim Snusen sind die gesundheitlichen Nebenwirkungen geringer als bei der klassischen Zigarette. Passivrauchen ist dem Snus total fremd. Doch wurde erfolgreich gegen seine legale Etablierung Lobbyismus betrieben. Allerdings finde ich regelmäßig benutzte Beutelchen mit portioniertem Snus rund um öffentliche Sitzgelegenheiten im Freien entsorgt. Unter jungen Menschen genießt diese Art des Nikotinkonsums hohe Beliebtheit. Jede Nachfrage sucht sich ihr Angebot, wie uns die Wirtschaftswissenschaft empirisch haltbar belegt.

Mein persönliches Fazit lautet:

Die Volksgesundheit hat hinter pekuniären Interessen zu stehen. Die Nikotinabhängigkeit in Teilen der Weltbevölkerung erzeugt eine so hohe Zahlungsbereitschaft, deren unternehmerische oder staatliche Nichtausbeutung an Untreue grenzt. Etablierte Anbieter von nikotinhaltigen Konsumprodukten betreiben neben dem klassischen Marketing auch Abwehrarbeit im Hintergrund, um neue Konkurrenz beim Angebot zu unterbinden.

Nichts verringert so zuverlässig die Lebenserwartung wie dauerhafter Zigarettenkonsum. War das Rauchen früher ein Männerding, haben sich Frauen diese Art des Genuss‘ erfolgreich angeeignet. In den letzten Dekaden wurde das übermäßige Rauchen verpönter in den oberen Schichten, was sich in divergierender Lebenserwartung äußert.

Sollten von heute auf morgen keine (steuerpflichtigen) Zigaretten mehr konsumiert werden, belastet das gestiegene Langlebigkeitsrisiko mittelfristig das Rentensystem sowie Anbieter privater Altersvorsorge, und kurzfristig jammert der Bundesfinanzminister, weil ihm eine ertragreiche Bundessteuer flöten geht. Wer (legal) raucht, verteilt um.

Liebe Grüße
Jan Schulz


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