Gestern sind wir mal wieder mit Freundlichkeiten und Feierlichkeiten zur NATO überspült worden. Zum Beispiel beim ZDF mit einem Interview zwischen ZDF-Mann Sievers und dem neuen NATO-Generalsekretär Rutte. Siehe hier. Fast vier Minuten Einleitung mit militärischem Brimborium, dann 7 Minuten Interview. Insgesamt über 10 Minuten. Wer Frieden mit möglichst wenig Militär will, erinnert sich mit Wehmut an den folgenden Text. Albrecht Müller.
Auszug aus dem Berliner Grundsatzprogramm der SPD vom 20. Dezember 1989:
Am Text seitlich mit (1) markiert:
„Unser Ziel ist es, die Militärbündnisse durch eine europäische Friedensordnung abzulösen.“
Und mit (2) markiert:
„Der Umbruch in Osteuropa verringert die militärische und erhöht die politische Bedeutung der Bündnisse und weist ihnen eine neue Funktion zu: Sie müssen, bei Wahrung der Stabilität, ihre Auflösung und den Übergang zu einer europäischen Friedensordnung organisieren. Dies eröffnet auch die Perspektive für das Ende der Stationierung amerikanischer und sowjetischer Streitkräfte außerhalb ihrer Territorien in Europa.“
Die sowjetischen Streitkräfte sind abgezogen, die US-amerikanischen Truppen sind immer noch da, auch nach weiteren 35 Jahren der Besatzung. Heute sind etwas über 35.000 US-amerikanischen Soldaten in Deutschland stationiert.
Es ist höchste Zeit, dass wir uns auf den Geist von 1989 besinnen. Das wäre aktuell und für die Zukunft notwendig. Denn unter den herrschenden Umständen sind wir im Falle eines Konflikts mit Russland eines der ersten militärischen Ziele – Deutschland insgesamt und ganz besonders der Südwesten, die Heimat der NachDenkSeiten.
Zum Ende noch das passende Foto zum herrschenden Zeitgeist, gestern im Kanzleramt zu Berlin aufgenommen und vom ZDF ausgestrahlt:
P.S.: Passend zu dem ganzen Brimborium meldet meine Regionalzeitung auf der ersten Seite und auf Basis einer dpa-Meldung:
„Rutte fordert von Berlin mehr Geld für Verteidigung“
und weiter:
„Der Neue Nato-Generalsekretär Mark Rutte hält die deutschen Verteidigungsausgaben trotz der jüngsten Erhöhungen für zu niedrig.“
Es ist höchste Zeit, gegen diesen Wahnsinn aufzustehen!
Bilder: Screenshots ZDF