Leserbriefe zu „81 Prozent der Jugend haben Angst vor einem großen Krieg in Europa – Niemanden scheint das zu interessieren“
Marcus Klöckner kommentiert hier die kürzlich veröffentlichte Shell Jugendstudie 2024. 81 Prozent der Jugendlichen in Deutschland würden die Angst vor einem großen Krieg in Europa teilen. Das sei die größte Angst der Jugend. Erschreckend sei jedoch, mit welcher Ignoranz sowohl Politik als auch Medien und Gesellschaft dem begegnen. Die verantwortliche Politik werde nicht konfrontiert, nicht zur Rede gestellt. Wir haben dazu interessante Leserbriefe erhalten. Danke dafür. Es folgt nun eine Auswahl, zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Sehr geehrter Marcus Klöckner, liebes Team der Nachdenkseiten,
als Reaktion auf Ihren im Betreff genannten Artikel über die Jugend und deren Angst vor einem großen Krieg und der Tatsache, dass die Regierung in Form von Verteidigungsministerium und Militär in die Schulen vordringen will, oder es schon tut, es für Kinder und Jugendliche angedachte Cartoons und Filmchen gibt, möchte ich Ihnen und den Lesern der Nachdenkseiten ein Gedicht von Erich Kästner ans Herz legen, von dem ich denke, DAS sollte in jeder Schule Pflichtlektüre – auch der Eltern – sein, um den Generälen und Politikern etwas entgegensetzen und sie der Schulen verweisen zu können.
Es ist fast Eins zu Eins Dasselbe wie zu Kästners Zeiten!
Wir müssen für den Frieden und unsere Kinder zusammenstehen!
Viele hoffnungsvolle und verzweifelte Grüße
Christine Salomon
Gedicht hier als Link
2. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Klöckner,
es ist doch erstaunlich zu erfahren, dass 81% der deutschen Jugend Angst vor einem großen Krieg hätte.
Mir ist da in den letzten 20 Jahren keinerlei Hinweis darauf gekommen, obwohl ich mich immer wieder bei Bewegungen gegen die rechtsstaatswidrige deutsche Regierung eingebunden habe.
1989 war in Plauen der Startpunkt der sog. Wende, die letztendlich von in der „Wir sind das Volk“ in der Marshallplanwährung D-Mark und der Reisefreiheit ersoffen ist. Darüber klärt aber die Jugend niemand auf und so kommt es, dass ihre Kritik: „Die verantwortliche Politik wird nicht konfrontiert, nicht zur Rede gestellt.“ keinen Hintergrund auftut, dass die Herrschenden im sog. Deutschland mit keinerlei rechtlichen Hintergrund gefordert sind, Rechenschaft gegenüber dem Volk für ihr Handeln abzugeben.
Ein Artikel (27.9.2024) von Herrn Blenz wies darauf hin, dass wieder einmal in Plauen mutige Menschen für Frieden einstehen. Ich habe davon nichts gewusst, bin aber seit dem zumindest montags bei jenen. Als Geblendeter begleitet mich natürlich meine privat persönliche Chefin, denn auch dieser ist daran gelegen, dass ihre Kinder und vor allem Kindeskinder weiter in Frieden leben können. Ein Frieden, der auf deutschem Boden nicht herrscht, denn es wird Krieg gegen das Volk geführt, was aber die meisten nur untergründig (Bauchgefühl) ins Bewusstsein bekommen, dann aber ohne weiteres Wissen dem Geschehen ausgeliefert zusehen, weil ihnen die selbstbewusste Eigenverantwortung genommen wurde.
Das sieht man auch in Plauen, wo bei der Demo für Frieden zwar bei jeder die Anzahl der Teilnehmer steigt, aber inzwischen diese Anzahl noch nicht über zwei Dutzend hinausgekommen und dabei keine Jugend zu finden ist.
Seit Jahrzehnten stehe ich dafür ein, dass das deutsche Volk sich endlich eine wahrhafte und vom Volk tatsächlich in Kraft gesetzte Verfassung schaffen muss, um all das widrige Geschehen in des deutschen Michels Heimatland zu beenden um endlich wieder nach vorn schauen zu können. Dazu haben meine ppC und ich uns extra Plakate anfertigen lassen, deren Entwurf ich ihnen in den Anhang stelle.
Es ist also der Knackpunkt, ob die Angst gegen den Krieg mehr aus der Angst der dazugehörenden Pflicht entspringt oder die tatsächliche Angst vor Krieg und warum nicht die oberste Menschenpflicht, die selbstbewusste Eigenverantwortung, erfüllt wird, um das oberste Menschenrecht, die Würde des Menschen zu schützen. Diese Frage aber findet bei der ehrlich und aufrichtigen deutschen Opposition weniger Widerhall, wobei es diesen Widerhall gerade aus den alternativen Medien bräuchte, um auch der deutschen Jugend begreiflich zu machen, woran das widrige Geschehen in ihrem Heimatland wirklich liegt.
Mit wirklich freundlichen Grüßen
Olaf Thomas Opelt
3. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Klöckner,
Es ist schon erschreckend, dass laut dieser Studie 81 Prozent der Jugendlichen Angst vor einem Krieg haben. Sie kritisieren auch zu Recht, dass diese Studie in unseren “Qualitätsmedien” nur beiläufig erwähnt worden ist. Verantwortungsbewusste Journalisten hätten unsere Politiker hierzu befragen müssen. Sie hatten in Ihrem Artikel genau dies erwähnt. Der Aufruf “Deutschland muss kriegstüchtig werden” ist unserer politischen Führungsspitze aber wichtiger. Was ich aber nicht verstehe ist, dass unsere Jugend nicht auf die Straße geht, um gegen diese Kriegspolitik zu protestieren. Sind diese jungen Menschen, denn von der ständigen Kriegspropaganda schon so betäubt? Ich hatte vor einiger Zeit an die “Letzte Generation” geschrieben, dass sie doch ihre Protestaktionen mal vor der Konzernzentrale von Rheinmetall durchführen sollten, oder vor dem Bundesverteidigungs-(Kriegs-)Ministerium, da Rüstung und Krieg die größten Umweltzerstörer sind. Sie sollten sich darum mit Friedens-Bewegungen verbinden. Die Kurzfassung einer Antwort lautete: Wir protestieren für einen geringeren CO2-Ausstoß, für Friedensforderungen sind andere Organisationen zuständig. Ich habe ihnen noch einmal geschrieben, dass sie nichts begriffen haben. Nun sind natürlich bei der “Letzten Generation” nicht nur Jugendliche aktiv.
Oder, wo bleibt der Protest der Lehrkräfte, wenn die Bundeswehr in die Schulen eindringt? Klar ist natürlich, dass protestierende Lehrer mit staatlichen Sanktionen rechnen müssten, weil sie nicht zur Regierungsmeinung stehen würden.Ich nehme auch an, dass, wenn Florian Warweg auf einer BPK fragen würde, wie die Bundesregierung zu diesem Umfrageergebnis steht, die Herren auf dem Podium von einer solchen Umfrage noch nie etwas gehört haben.
Wir leben in einer wirklich bedrohlichen Zeit.
Ulrich Kleinecke
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Klöckner, sehr geehrtes Nachdenkseitenteam
Wie Sie schreiben, und damit bin ich mit Ihnen voll einverstanden, haben die Jugendlichen zurecht Kriegsangst, weil die Verhältnisse offensichtlich auf einen Krieg hinauslaufen könnten bzw. zumindest darauf hin deuten.
Wo ich nicht mit Ihnen einverstanden bin ist, dass Angst ein Gefühl sei, das man unbedingt vermeiden wollen sollte und das Politiker und Medien in keinem Fall bei der Bevölkerung auslösen sollten, schon gar nicht bei Jugendlichen, So verstehe ich ihren Artikel zumindest.
Diese Angst vor der Angst ist aber meines Erachtens nicht sinnvoll. Genauso wie der Schmerz ein Alarmsignal ist, der uns hilft eine Bedrohung zu erkennen und es erst ermöglicht sie einzugrenzen und möglichst zu vermeiden zumindest klein zu halten, so ist auch Angst ein Warnsignal, auf das wir nicht verzichten wollen sollten, sondern das wir kultivieren sollten in zweierlei Hinsicht. Zum einen um Gefahren auch emotional aufgeladen wahrzunehmen, um dann auch die nötige Motivation zu spüren, etwas dagegen zu tun, und andererseits aber auch so zu kultivieren, dass wir dadurch nicht gelähmt bzw. handlungsunfähig werden.
Wenn Angst nur noch lähmt, macht es Sinn, sie zu pathologisieren und zu behandeln, ähnlich wie es auch sinnvoll ist, chronische Schmerzen, die keine neue Gefahren mehr anzeigen, oder Gefahren auf die man nicht mehr sinnvoll reagieren kann, unter denen man nur noch leidet, weil sie extrem nerven, ohne einen Vorteil zu verschaffen, mit Schmerzmitteln behandeln sollte.
Ich denke es macht auch keinen Sinn, speziell die Jugend gegenüber den Zumutungen des Lebens in Watte zu packen. Den Kontakt mit dem wirklichen Leben sollte man der Jugend nicht vorenthalten. Wir leben alle ohnehin schon viel zu sehr in illusionären Kontexten.
Dass unsere Politiker alles daran setzen müssen, um den Frieden zu sichern, was gegenwärtig überhaupt nicht der Fall ist, und dass Zwangsrekrutierung der Jugend eine ungeheure Zumutung darstellt, die zumindest solange nicht gerechtfertigt ist, wie diejenigen, die darüber befinden nicht selbst ihre Privilegien aufgeben und selbst in die eigene Rekrutierung einwilligen, darin bin ich wieder voll mit ihnen einverstanden. Sie haben vieles von dem, auf das ich mich in ihrem Artikel bezogen habe, so nicht explizit geschrieben, aber ich denke, ich habe es sinngemäss richtig in ihren Text hinein gedeutet.
Fritz Gerhard
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