Die größte Angst der Jugendlichen in Deutschland ist die Angst vor einem großen Krieg in Europa. Das hat die gerade veröffentlichte Shell Jugendstudie 2024 zum Vorschein gebracht. Demnach teilen diese Angst 81 Prozent der Jugend. 2019 lag diese Angabe noch bei 46 Prozent. Dass die Jugend in Deutschland in großer Zahl Angst vor einem Krieg hat, ist Folge einer unverantwortlichen Politik der Konfrontation mit Russland. Ein Kommentar von Marcus Klöckner.
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Was muss diese Jugend noch ertragen? Politiker haben durch eine unverantwortliche Maßnahmenpolitik in der Coronazeit Jugendlichen ihrer besten Jahre beraubt. Und jetzt, nach Corona, herrscht Kriegsangst in der Jugend.
Kriegsangst? Das ist die Angst vor Zerstörung, Leid und Tod. So düster sieht es aus, wenn politische Unverantwortlichkeit am Ruder der Republik sitzt. Junge Menschen haben oft ein feines Gespür. Sie nehmen wahr, dass hier etwas aus dem Ruder läuft. Sie spüren die heraufziehende Gefahr.
Wenn 81 Prozent der jungen Menschen eines Landes Angst vor einem Krieg haben, dann ist das ein Befund, der sowohl die Politik als auch die Gesellschaft aufschrecken lassen sollte. Die Kriegsangst kommt nicht von ungefähr. Sie kommt nicht etwa daher, dass über 80 Prozent der Jugendlichen unter einer verzerrten Wahrnehmung leiden.
Vielmehr ist es doch so: Wenn die politische Führungsspitze des Landes unaufhörlich beschwört, dass „wir“ kriegstüchtig werden müssen, dann dringt das auch an das Ohr der Jugend. Wenn vom „Aufbau des Heimatschutzes“ und von der „Ostfront“ die Rede ist, dann werden sich auch Jugendliche ihre Gedanken machen.
Die NachDenkSeiten haben es die Tage schon angesprochen: Der Staat fängt an, nach der Jugend zu greifen. Wiedereinführung der Wehrpflicht, allgemeine Dienstpflicht – auch für Frauen!, Grundgesetzänderung, die Bundeswehr an Schulen. Die Zeichen sind eindeutig. Nachdem Europa im vergangenen Jahrhundert in Schutt und Asche lag und sich die Politik wenigstens dahingehend einig war, dass es zukünftig besser ist, keine Kriege mehr zu führen, wollen heutzutage Politiker in Deutschland „den Krieg nach Russland tragen“ und wieder gegen den angeblichen „Feind“ aus dem Osten mobil machen.
Doch erschreckend ist nicht nur diese Grundhaltung oder, dass fast alle Jugendliche in Deutschland Angst vor einem Krieg in Europa haben. Erschreckend ist, mit welcher Ignoranz all dem sowohl Politik als auch Medien und Gesellschaft begegnen.
Die Shell-Studie wurde vor ein paar Tagen veröffentlicht. Es gab Schlagzeilen dazu. Das war es dann aber auch. Journalisten der großen Medien behandeln die Studie wie ein Nachrichtenereignis. Heute ein Unwetter, morgen ein Konzert und übermorgen sonst etwas.
Die verantwortliche Politik wird nicht konfrontiert, nicht zur Rede gestellt. All die falschen Grundannahmen, die Verdrehungen, die Verzerrungen im Hinblick auf die deutsche Haltung zum Krieg in der Ukraine bleiben unangetastet.
Obendrauf ist dann auch noch zu lesen: „BND-Chef schlägt Alarm: Russland ist 2030 zum Angriff auf uns bereit!“, so „berichtete“ die Bild-Zeitung.
Auf diese Weise entsteht Kriegsangst. Und Medien agieren, mal wieder, als Treiber der Angst.
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Titelbild: fizkes / Shutterstock