Viktor Orbán und die Farce im EU-Parlament

Viktor Orbán und die Farce im EU-Parlament

Viktor Orbán und die Farce im EU-Parlament

Tobias Riegel
Ein Artikel von: Tobias Riegel

Mit peinlichen Protestaktionen wurde Orbán von Mitgliedern des EU-Parlaments empfangen. Der Vorgang belegt eine aktuelle Tendenz in politischen Debatten: Nicht mal mehr ein Mindestmaß an Umgangsformen und an Toleranz mit Andersdenkenden wird aufgebracht – und Debatten, bei denen man unterliegen könnte, werden lieber verhindert. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Bereits am vergangenen Mittwoch hat der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán vor dem Europäischen Parlament gesprochen, noch bis Ende des Jahres hat Ungarn die EU-Ratspräsidentschaft inne, wie Medien berichten.

Der Auftritt Orbáns wurde begleitet von peinlichen, feindseligen und als undemokratisch zu bezeichnenden Protestaktionen von Mitgliedern des EU-Parlaments. Vor allem die Gruppe der Europäischen Grünen tat sich mit einer pathetischen und unangemessenen Aktion hervor, während die Grüne Terry Reintke behauptete, das gewählte europäische Staatsoberhaupt Viktor Orbán sei im europäischen Parlament „nicht willkommen“:

Vom Inhalt über die Mimik bis zum Outfit – dieser Auftritt ist einfach nur zum Fremdschämen. Infos zu Reintke finden sich auf ihrer Webseite:

„Terry wurde im Herbst 2022 mit überwältigender Mehrheit zur Ko-Vorsitzenden der Grünen-Fraktion gewählt, der sie acht Jahre zuvor als damals jüngste Abgeordnete im Europäischen Parlament mit 27 Jahren beigetreten war. Und sie hat sich einiges vorgenommen.“

Es gab weitere Aufreger – unter anderem haben nach Orbáns Rede Abgeordnete im EU-Parlament das antifaschistische Lied „Bella Ciao“ angestimmt, was man nur als weitere absurde Episode verbuchen kann.

Keine Umgangsformen, keine Toleranz

Der Vorgang um Orbán belegt einmal mehr eine aktuelle Tendenz in politischen Debatten: Oft wird inzwischen nicht mal mehr ein Mindestmaß an Umgangsformen und an Toleranz gegenüber Andersdenkenden aufgebracht. Wer sagt, ein gewählter Staatschef sei im EU-Parlament „nicht willkommen“, maßt sich nicht nur eine lächerliche Rolle als Torwächter an, sondern verweigert zusätzlich inhaltliche Debatten. Denn wer ausschließt, will nicht kritisieren, sondern will eine Debatte ganz verhindern. Auch völlig unabhängig von der Person Orbáns werden dadurch demokratische Prinzipien verletzt. Ich würde es auch kritisieren, wenn ein demokratisch gewählter grüner Staatschef in dieser Form im EU-Parlament empfangen würde.

Friedrich Pürner vom BSW hat einige richtige Worte zu den unangemessenen Vorgängen im EU-Parlament gefunden. Zum einen erinnert er an Orbáns wichtige Friedensinitiativen in der jüngeren Vergangenheit und er stellt einmal mehr Selbstverständliches fest – eben, weil es heute nicht mehr selbstverständlich ist:

„Die Demokratie gebietet es, dass Menschen ihre Meinung äußern dürfen.“

Einige Punkte aus Orbáns Rede (und der Reaktion von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen) wurden vom Medium Nius in diesem Artikel zusammengefasst. Hier folgt ein Ausschnitt als Video:

Titelbild: lev radin/shutterstock.com

Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!