Leserbriefe zu „Mittäterschaft – Unser eigener Anteil am sukzessiven Verlust unserer Autonomie“

Ein Artikel von:

Magda von Garrel diskutiert hier über „Mittäterschaft im Sinne einer von uns in ganz unterschiedlichen Bereichen und teilweise schon sehr früh praktizierten Anpassungsbereitschaft an die von außen kommenden (zumeist profitorientierten) Weichenstellungen“. Insbesondere die Corona-Jahre hätten sich als „Brandbeschleuniger vieler Entwicklungen erwiesen“. Wir seien auch in politischer Hinsicht im Begriff, uns entmündigen zu lassen. Wir sollten uns „der Rolle unserer Mittäterschaft bewusst werden und diese einstellen oder zumindest reduzieren“. Noch besser sei es jedoch, wenn wir „unsere Apathie abschütteln und uns zu einem kritisch hinterfragenden Widerstand durchringen könnten“. Wir danken für die interessanten Zuschriften. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

“…bewusst schwammig gehaltener Straftatbestände („Delegitimierung des Staates“) sowie durch den Aufbau einer „Früherkennungseinheit“ statt, an der neben dem Verfassungsschutz und dem Bundeskriminalamt auch etliche mit Bedacht ausgewählte Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden sollen.”

Wieso erinnert mich das sehr stark an die Vorgehensweise der DDR Behörden???

Besonders die Mitbürger, die für die Firma “Horch und Guck” requiriert werden.

Fazit: Unfähige Politiker/innen neigen zu Despotismus, Zwang und Zerstörung demokratischer Strukturen, was sie dann als nötige Schritte zur Verteidigung ebenjener Demokratie behaupten.

Es ist zum ….

Roswitha Kerz


2. Leserbrief

Liebe Redaktion,

ein sehr interessanter Artikel, der dazu anleitet auch mal wieder sein eigenes Verhalten zu reflektieren.

Darüber hinaus sollte auch so schnell wie möglich mit der “Rückeroberung des gewohnten Wohn- und Lebensraums”  begonnen werden bzw. fortgeführt werden.

So gab es vor Kurzen einen interessanten Artikel über die Wiedereröffnung von Lebensmittelläden in Dörfern. Bewusst sollten auch keine Sachen bei amazon bestellt werden. Kleidung kann man (und frau) in einheimischen Geschäften kaufen,… und , und, und.

Rolf Göddertz


3. Leserbrief

Danke, Martha v. Garrel, für diesen sehr wichtigen Beitrag, der verdeutlicht, in welcher Weise „wir alle“ auch zu Entwicklungen  beitragen, die wir dann letztlich beklagen.

Zu all der Ohnmacht, die oft angesichts dieser (selbst) ausbeutenden Entwicklungen aufkommen kann, gibt es zum Glück auch ermutigendes Engagement und viele gute Ideen.

Z.B. die Idee „Sorgender Städte“

Zitiere daraus:

„Jede linke Strategie braucht drei Elemente: eine Analyse und Kritik der Gegenwart, die klare Vision einer besseren Zukunft und schließlich konkrete Angebote, um von einem zum anderen zu kommen.

In diesem Sinne öffnet das Konzept der Sorgenden Stadt einen Horizont für einen linken Feminismus. Die (Sorge-)Bedürfnisse aller Bewohner*innen stehen im Zentrum und werden demokratisch ausgehandelt. Es geht um Einstiegsprojekte einer feministisch-sozialistischen Kommunalpolitik, die dort ansetzen, wo die alltägliche Care-Krise stattfindet und überwunden werden kann.

Die gute Nachricht ist: Es gibt bereits Ansätze und Erfahrungen, von denen sich lernen lässt und die für hiesige Projekte fruchtbar gemacht werden können. Die interessantesten Beispiele stammen aus den munizipalistischen Bewegungen in Spanien und Lateinamerika.

Erste Erfahrungen mit kollektiver Mitbestimmung im Bereich der Daseinsvorsorge gibt es aber auch in Deutschland.“

Auch wenn ich mit den Begriff „Feminismus“ , spätestens seit der deutschen feministischen Außenpolitik in die Tonne getreten sehe,  lohnt es, sich  „Sorgende Städte“ mit zu erschaffen.

L.G.
Ute Plass


4. Leserbrief

Sehr geehrte Frau von Garrel,

gerade las ich meinen Wasserzähler ab, notierte den Wert auf der eigens dazu vorgesehenen Karte und warf diese, einen kleinen Umweg auf dem Weg zum Einkauf in Kauf nehmend, noch eben in den Briefkasten der Gemeindeverwaltung. Ich hätte auch gegen Entgelt die Post bemühen können, doch bietet das keinen wirklichen Vorteil. Vor einigen Jahren zogen noch echte Menschen von Haus zu Haus, die im Auftrag der Gemeinde die Zählerstände erfassten. Irgendwann erhielt ich nur noch eine Karte mit dem Auftrag zur Selbstablesung, Porto bezahlt Empfänger. Heute darf ich dieses auch noch selbst bezahlen.

Demnächst lese ich noch den Strom- und Gaszähler für meine Versorger ab. Wenn der Gaszählerstand der KI bei der Übermittlung verdächtig niedrig erscheint, wird der Wert nur gegen Einsendung eines Fotos akzeptiert. Das übernehme ich doch jederzeit gern.

Kaufleute halten diese Art der Kostenexternalisierung für eine prima Sache. Wir sehen Sie in allen Lebensbereichen. Am Ende arbeitet der Kunde oder der Patient immer mit.

Vom ehrenamtlichen Betreuer möchte das zuständige Gericht nun im Rahmen des Berichtswesens nicht mehr die eingesendeten Belege selbst prüfen, sondern erwartet eine komplette Einnahmen- und Ausgabenrechnung, was mich doch sehr an die Buchführung meines Unternehmens erinnert. Demnächst werde ich einen Steuerberater und mindestens eine Buchhaltungssoftware benötigen.

Für mein Unternehmen reicht eine solche ab dem nächsten Jahr leider auch nicht mehr, da unsere Regierung die E-Rechnung verpflichtend einführt. Auch die Lohnabrechnung muß dann für die neue elektronisch unterstützte Betriebsprüfung den Anforderungen der Deutschen Rentenversicherung genügen. In dieser schönen neuen digitalen Welt werden sich die Kosten für ein kleines Unternehmen dadurch etwa verdreifachen.

Auch im Gesundheitswesen setzt sich der Trend fort. In unserem Landkreis wurden drei Krankenhäuser abgewickelt. Dafür erhielten wir einen modernen Neubau auf der grünen Wiese. Fachärzte sind Mangelware. Falls überhaupt vorhanden, wird man wegen Überlastung abgewiesen oder wartet monatelang auf einen Termin. Das gehört nun bald der Vergangenheit an. Dank des neuen Versorgungswürfels erhalten wir die Diagnose direkt nach dem Einkauf im Supermarkt, nachdem wir mit unserem Smartphone an der voll digitalisierten Kasse noch eben die Inventur für diesen erledigt haben: aerzteblatt.de/nachrichten/133201/Cube-Helios-baut-Versorgungswuerfel

Investieren Sie also am besten schon heute in die Zukunft und sichern Sie sich atemberaubende Renditen, die Ihnen mitarbeitende Patienten erwirtschaften werden: unidoctor.com/

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dietmar Stanke


5. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten,

dieser Artikel bietet viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren.

Magda von Garrell beschreibt Tendenzen, die von Interessengruppen angestoßen wurden und sich scheinbar urwüchsig verbreiten, unter der unbewussten Mittäterschaft der Konsumenten.

Hier scheint mir ein Mangel an ökonomischem und gesellschaftlichem Wissen vorzuliegen, der in Elternhaus, Schule und Universität nicht ausgeglichen wird. Ganz zu Schweigen von den Medien, die ihre informierende und aufklärende Funktion überwiegend in Form von Indoktrination/Propaganda wie z.B. durch Faktenchecker, wahrnehmen.

Umso wichtiger sind Artikel wie dieser, der aufzeigt, wohin wir und unsere Gesellschaft seit einigen Jahren steuern und dazu aufruft, diesen Tendenzen etwas entgegenzusetzen, so dass wir die Lebendigkeit unseres analogen Lebens wieder entdecken und für uns einfordern.

I. Göddertz 


6. Leserbrief

Sehr geehrte Frau Magda von Garrel,

was für ein grandioser wie verständlicher Artikel zu einem so komplexen wie wichtigen Thema der “Mittäterschaft” der Bevölkerung! Diese Mittäterschaft der Bevölkerung läßt sich nach meiner Meinung auf fast alle wichtigen gesellschafts-, innen- sowie außenpolitischen Themen anwenden die sich hinter vermeintlich schönen/demokratischen oder friedlichen Worten verstecken und sich gegen ebenjene Mittäter (also gegen die Bevölkerung) richten!

Am dem sehr einfachen Beispiel wie den Selbstzahler-Kassenautomaten ist sehr schön zu verdeutlichen wie die Bevölkerung gegen ihre eigenen Interessen mißbraucht wird:
Nicht nur das jeder der an den Selbstzahler-Kassen zahlt als unentgeltlicher Mitarbeiter mißbraucht wird und eigentlich mindestens einen guten Rabatt auf seinen Einkauf erhalten müsste, nein, darüber hinaus spart der Betreiber Personalkosten und die Kunden werden durch z.B. ständige elektronische Ansagen gedrängt zu scannen oder zu bezahlen. Darüber hinaus wird der Kunde/Selbstzahler/unentgeltliche Mitarbeiter durch nervige nervige Piepstöne zur Eile ermahnt. Jeder Kunde wird dadurch nicht nur mißbraucht sondern auch noch gestresst durch ständiges elektronisches “drängeln” was Stress verursacht! Ganz abgesehen davon trägt das nutzen von Selbstzahler-Kassenautomaten dazu bei das Bargeld abzuschaffen (sofern nur Kartenzahlung möglich). Schöne neue Welt – und das ist nur der Anfang!

Herzliche Grüße
Andreas Rommel


7. Leserbrief

Sehr verehrte Frau Magda von Garrel, geschätztes NDS Team,

ihr Artikel über unsere “Mittäterschaft” beschreibt zutreffend, wie es zum nachhaltigen Verlust unserer Autonomie kommen konnte. Dieser Artikel sollte in den Mainstream Medien stehen und Menschen zum Nachdenken über ihr Verhalten bewegen, die sich ihre Informationen aus den Quellen beziehen, die nicht über die negativen Konsequenzen der zunehmenden Digitalisierung fast aller Lebensbereiche berichten. Ich vermute, dass die Leser der Nachdenkseiten und anderer sogenannter “alternativen Medien” die von ihnen aufgeführte Problematik durchaus erkennen und ihr Verhalten danach ausrichten.

Aber wie steht es z.B. um die Jugend, die voll am Tropf dieser Digitalisierung hängt ? Mir ist bei diversen Demos, aber auch z.B. bei einem Vortrag von Herrn Albrecht Müller in Anger aufgefallen, dass es sich bei den Demonstranten und Zuhörern um Menschen jenseits der Fünfzig handelt, die wahrscheinlich, so wie ich, schon von frühester Jugend an kritisch gegenüber Politik und Gesellschaft waren und dazu erzogen wurden, alles zu hinterfragen.

Ich habe gerade die Bücher von Prof. Michael Meyen “cancel culture” und “Der dressierte Nachwuchs” gelesen und wurde darin in meiner Ansicht bestätigt, dass die heutige Jugend  durch die sogenannten “sozialen Medien” konformistisch und stromlinienförmig gehalten wird. Individualismus wird zwar großgeschrieben, endet aber da, wo die eigene Meinung oder das eigene Verhalten von dem der Masse abweicht. Hinterfragen ist out, Anpassung in. Nur nicht auffallen oder noch schlimmer, aus der Reihe tanzen, denn das kann die Kariere kosten. Mir scheint es wächst eine Generation von Lemmingen heran. (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel)

Wie kann man diese Jugend erreichen und sie zum Nachdenken bringen ? Sie ist es, die von der Dystopie  einer voll kontrollierten, digitalen Welt betroffen sein wird. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um meine Enkelkinder, die schon jetzt den in der Jugend herrschenden Zwängen ausgeliefert sind.

Ich informiere mich ausschließlich über alternative Medien, muss aber feststellen, dass wir uns in einer Blase befinden, die kaum noch Berührungspunkte zur Welt da draußen hat. Und die schert sich (bis auf ein paar dilettantische Zensurbemühungen) nicht um unsere Kritik und macht einfach weiter. Fortschritt muss sein, koste es was es wolle und wenn es uns alle zu Sklaven macht.

In tiefer Trauer um die Welt, die einmal war°

Jürgen Dennerlein

° damit meine ich die

  • Ostpolitik Willy Brandts
  • die angedachte Zwei Staaten Lösung in Nahost mit Jitzchak Rabin und Schimon Peres
  • die Abrüstungsverhandlungen mit Michail Gorbatschow
  • die Abrüstungsbemühungen Olof Palmes (Palme Kommission)
  • die Meinungs- und Pressefreiheit, die in dieser Zeit noch möglich war
  • die analoge Zeit, in der die Zukunft noch rosig und human erschien, im Gegensatz zu heute, wo das Ziel des Fortschritts im Transhumanismus endet, also dem Ende der Menschheit.

8. Leserbrief

Moin,

schon bei der Überschrift wußte ich: das wird ein interessanter Artikel. Danke dafür!

Besonders bei den privatisierten, ehemaligen Staatsunternehmen Deutsche Bahn & Deutsche Post ist ein Digitalzwang eingetreten, den ich ablehne, weil sich dadurch der “gläserne Kunde” hervorragend abbilden läßt, primär durch sogenannte “Apps” (neudeutsch für: Anwendung, Programm) auf dem Smartphone. Das Smartphone an sich ist nicht das Problem, sondern die damit ausgelieferten Betriebssysteme Android & iOS, die ihre eigenen Marktplätze für Anwendungen verschiedenster Art anbieten. Nicht nur erheben die Betriebssysteme selbst schon Metadaten, die sich einer bestimmten Person zuordnen lassen, sondern auch der Großteil der darin befindlichen Programme wie im “Play Store” und “App Store”. Es wäre für mich ein geringeres Problem, wenn alternative Betriebssysteme wie LineageOS mit F-Droid verwendet würden, die ihrerseits sicherstellen, daß man die Nutzer weder nachverfolgen noch Profile ihrer Gewohnheiten anlegen könnte.

Genau das tun aber sowohl die Bahn als auch die Post. Nicht ohne Grund ist beispielsweise bei der Bahn ein Gerichtsverfahren anhängig [1]. Als Grundlage für eine fristlose Kündigung meiner BahnCard habe ich genau die im Artikel angeführten Gründe angegeben, was zu meinem Erstaunen klaglos akzeptiert wurde [2]. Hinzu kommt eine Alternativlosigkeit, wie im Artikel angesprochen. Die Post verstößt mit ihrer “App”-Pflicht bei Packstationen sogar gegen das neue Postgesetz [3]. Aber auch die weitreichenden Schließungen von Postfilialen hat unter anderem dazu geführt, daß sich Anwohner beschwerten, woraufhin die Post die eine oder andere Filiale wieder öffnen mußte, denn hier gibt es Radien, in denen Filialen angeboten werden müssen. Meckern bzw. den Verantwortlichen auf die Nerven gehen kann eine wirksame Form des zivilen Widerstands sein. Man muß allerdings auch seine Rechte kennen.

Was die “Corona-Tests” betrifft: Schnelltests sind keine PCR-Tests, sondern Antigen-Tests. Das ist ein ganz anderes Verfahren, abgesehen davon, daß beide völlig unsinnig und mit etlichen falschen Ergebnissen behaftet sind und keine Diagnosen stellen können & auch nicht dürfen. Die “Freiwilligkeit” wurde mit den “G”-Protokollen ad absurdum geführt, denn Verstöße dagegen wurden mit empfindlichen Bußgeldern bewehrt. Man konnte sich aber schon vielen Tests entziehen, wenn es um Veranstaltungen in der Freizeit ging. Für mich war das kein Problem, da es mir um das Prinzip geht. Leider sind viele Menschen aus meinem Bekanntenkreis an der daraus resultierenden sozialen Isolierung fast verzweifelt.

Die Verdrängung des Bargelds hat auch einen Namen: “Better than cash”-Initiative, nachzulesen etwa bei Norbert Häring [4]. Diese wird sogar noch von unserer Bundesregierung finanziert. Zusammen mit kommunalen Änderungen, kaum noch Bargeld in den Ämtern anzunehmen, tut der Staat selbst Einiges dafür, um die Verwendung des Bargelds zurückzudrängen [5].

Wenn ich Menschen sehe, welche die Selbstbedienungskassen benutzen, dann schießt mir sofort in den Kopf: “Die sorgen für die Abschaffung des Bargelds!” Dazu paßt auch:

Der Verantwortliche bei der Bundesbank hat sinngemäß geäußert, daß Bargeld (nur) noch so lange existieren wird, wie eine Nachfrage besteht. Wir als Bürger haben es also selbst in der Hand. Nutzen wir die Chance!

Besonders schlimm beim Einkaufen sind auch Kunden- sowie Rabatt-Karten in Form von etwa PayBack: all diese Unternehmen erfahren detailliert, wann wer was wo gekauft hat (bei Bezahlung per Giro- oder Debitkarte auch die Bank). In den USA soll sogar schon das FBI bei einem Paar nach ihrem Einkauf vor der Tür gewartet haben, weil mutmaßlich automatisierte Auswertungssysteme erkannt haben wollen, daß sich mit den Reinigungsmitteln, die sie für ihren geplanten Hausputz erwarben, eine Bombe bauen ließe — wovon der Normalbürger in der Regel nichts weiß.

Die Unternehmen wissen um die Bequemlichkeit von etwa Kundenkarten: sie werden damit gelockt (“angefixt”), indem man ihnen satte Rabatte anbietet, wenn man diese nutzt. Doch wenn diese Karten erst einmal in großem Stil unter die Leute gebracht worden sind, dann schwenkt man um und macht sie verpflichtend: ohne Karte kein Einkauf! Dann werden auch die Rabatte verschwinden: man zahlt dann den normalen Preis, nur dann nicht mehr bar und ohne Möglichkeit, die Ausforschung des eigenen Verhaltens zu verhindern. Dann verknüpft man beispielsweise den Alkoholkonsum mit der Höhe des Krankenversicherungsbeitrages.

Wenn mir gegenüber jemand argumentiert, daß man nichts zu verbergen hätte (weil man ein ehrlicher Bürger sei), dann stelle ich die Gegenfrage: “Würdest Du Dir eine Internetkamera ins Schlafzimmer installieren, auf die jeder Zugriff hat?” Man hat etwas zu verbergen, nämlich die eigene Privatsphäre, und das mit allem Recht. Es ist naiv zu glauben, daß der Staat mit den Daten über seine Bürger nur Gutes täte. Im 2. Weltkrieg zum Beispiel fielen etliche Juden den Nazis zum Opfer, weil im Melderegister auch die Glaubensrichtung aufgelistet war. Der beste Datenschutz ist & bleibt die Datenvermeidung.

Deswegen gibt es durchaus Möglichkeiten, sich gegen all das zu wehren: nur noch Barzahlung, so gut wie nie mit Karte zahlen und vor allem weder Kunden- noch Rabattkarten verwenden. Alles, was außerhalb der Bargeldkasse und einem anonymem Bon erfaßt wird, ist grundsätzlich zu meiden. Das führt weiter zum e-Rezept und der digitalen Gesundheitsakte: hier muß man die noch vorhandenen Spielräume voll ausnutzen, sprich: kein e-Rezept nutzen, sondern auf Papierform bestehen, sowie der digitalen Gesundheitsakte so weit wie möglich widersprechen. Keine “Apps” von Google & iOS nutzen, sondern datenschutzfreundliche Varianten wie etwa F-Droid (dann dünnt die Attraktivität der “Tracker-Apps” aus und es werden sich mehr Menschen engagieren, datenschutzfreundliche, nützliche Anwendungen zu entwickeln). Keine Benutzung von Packstationen und Kündigung der BahnCard. Wenn es für das Lieblingsfußballspiel im Stadion nur noch digitale Karten in “Apps” gibt, dann muß man in den sauren Apfel beißen und fern bleiben, dito bei Konzerten (Eventim zum Beispiel soll nur noch digitale Tickets anbieten). Wenn das Tausende tun, dann gehen den Betreibern so viele Einnahmen flöten, auf daß sie gezwungen sein werden, Alternativen anzubieten. Wer erinnert sich noch an die “Tankstellen-Boykotte”? Die Herrschenden wissen: Wenn sie all die kleinen Lichter zusammenschließen, werden sie machtlos sein. Genau deswegen will man ja all ihre Verhaltensdaten, um sie besser separieren zu können. Es ist naiv zu glauben, daß diese nicht politisch verwertet würden.

Es haben sich teilweise auch schon alternative Lebensgemeinschaften gebildet, die sich außerhalb von der digitalen Welt organisieren, unter anderem mit Tauschhandel und gegenseitiger Hilfe auf Basis von “Geben & Nehmen”. Selbst alternative Währungen, die nicht einer staatlichen Willkür unterliegen, wurden schon ausprobiert. Wenn die Repressionen zu groß werden, bilden sich Organisationen, die sich dem zu entziehen versuchen.

Übrigens:
Nicht nur die Datensammelei & Überwachung, sondern auch die Zensur fängt schon bei Kleinigkeiten wie der Benutzung von Facebook, Instagram, YouTube WhatsApp etc. an. Es gibt Alternativen. Ich empfehle als Messenger beispielsweise XMPP/Jabber, der WhatsApp in kaum etwas nachsteht, und für das es für so gut wie jede Plattform ein Programm gibt. “Conversations” hat bestimmt schon der Eine oder Andere gehört. Als YouTube-Alternative hat sich beispielsweise Rumble etabliert, für Twitter/X gibt es Mastodon als Alternative. Der Erfolg solch datenschutzfreundlicher Alternativen hängt vom Mitmachen ab, genauso wie beim Bargeld, wie oben schon beschrieben.

Mit freundlichen Grüßen,

Michael Schauberger

Anmerkungen:

[1] Mike Kuketz: Update: Klage gegen die Deutsche Bahn
[2] Norbert Häring: Bahn schließt ab heute Menschen ohne Digitalanbindung von BahnCard-Ermäßigungen aus
[3] Norbert Häring: DHL bricht ungeniert seine Zusage und das Postgesetz – Bundesnetzagentur schaut tatenlos zu
[4] Norbert Häring: Regierung finanziert die Bargeldbekämpfungsallianz Better Than Cash Alliance
[5] Norbert Häring: Wie Frankfurt Barzahlung im Bürgeramt stillschweigend abschafft und Menschen ohne Internetzugang aussperrt


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