Vor ein paar Tagen ließ mir der Econ-Verlag ein Buch mit dem Titel: „Putins Angriff auf Deutschland“ schicken. Hauptautor ist Arndt Freytag von Loringhoven. Sein Text ist so unappetitlich, dass ich die ursprüngliche Absicht, es für die NachDenkSeiten zu besprechen, aufgab. Aber dann schickte NDS-Autor Ernesto Loll einen Text zu einer im Berliner Tagesspiegel erschienenen Würdigung des Buches von Loringhoven. Die Würdigung durch den Tagesspiegel zeigt, dass die Propaganda gegen Russland Fahrt aufnimmt. Deshalb geben wir Ihnen den kritischen Text von Ernesto Loll zur Kenntnis. Siehe unten. Albrecht Müller.
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Vorweg noch eine Anmerkung in eigener Sache: Der Autor und PR-Agent der NATO Arndt Freytag von Loringhoven versucht in seinem Buch auch den NachDenkSeiten-Mitarbeiter Florian Warweg zu diskreditieren. Die einschlägigen Passagen, die Seiten 149-153 finden Sie hier.
Kurzkommentar zu einschlägigen Stellen:
Zu (1): Auf Seite 149 oben wird sichtbar, wie sich die Herrschaften vom Schlage des Arndt Freytag von Loringhoven Demokratie und den freien Austausch zwischen den Völkern vorstellen: die Medien der Nachbarn werden verboten. Dabei wäre es sinnvoll, die jeweiligen Medien wie zum Beispiel die Deutsche Welle und RT Deutsch bzw. Sputnik frei senden zu lassen. Dann kann sich jeder Mensch seine Meinung bilden.
Zu (2): Auf Seite 150 oben werden Behauptungen über die NachDenkSeiten und ihre Arbeit aufgestellt. Dabei hätte man erwarten können, dass die Fußnote dann wenigstens ein paar Belege zutage fördert. Wenn man aber bei der Fußnote 70 nachschaut, dann findet man den Hinweis auf einen Text der Amadeu Antonio Stiftung. Soll das ein Beleg für die Vorwürfe gegenüber den NachDenkSeiten sein?
Zu (3): Auch für die Behauptungen in diesem Absatz finden sich in der Fußnote keine Belege, stattdessen der Hinweis auf einen Spiegel-Artikel.
Zu (4): Auf die hier markierte Passage und den gesamten Absatz weise ich hin, weil hier beispielhaft der Jargon und das inhaltslose Geschwätz dieses Buches sichtbar wird. „In der Radikalisierung der Mitte liegt die eigentliche Herausforderung der ‘alternativen Medien’.“ – So viel Blödsinn in einem kurzen Satz! Das ist schon bewundernswert.
Es folgt der angekündigte Text von Ernesto Loll:
Ein paar Sätze zu einem Interview von Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven im Tagesspiegel, der insbesondere versucht, AfD und BSW als russische Agenten und somit als Staatsfeinde darzustellen. Siehe: Ex-NATO-Geheimdienstkoordinator über russische Desinformation: „Deutschland ist nie richtig aufgewacht“, von Christopher Ziedler und Claudia von Salzen, Tagesspiegel, 26.09.2024, 15:44 Uhr.
Ein ehemaliger BND-Vizepräsident, der später NATO-Geheimdienstchef wurde, versucht, demokratische Wahlen zu beeinflussen, indem er die Parteien AfD und BSW als russische Agenten und somit als Staatsfeinde darstellt. Wahrscheinlich tut er dies im Auftrag oder zumindest mit Zustimmung seiner ehemaligen Kollegen bei BND und NATO. Das ist natürlich die gleiche Propagandakampagne, die die Clintons, US-Bundesagenten und NATO-Vertreter schon gegen Donald Trump gefahren haben („Trump-Russia collusion“), bei der ungewählte Akteure Wahlbeeinflussung für die Partei der „Demokraten“ betrieben.
Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven erzählte dem Tagesspiegel, der ganz auf der Linie Washingtons und New Yorks liegt, u.a.:
„In Deutschland verfolgt Russland drei Ziele: die AfD und BSW groß zu machen. Die Entsolidarisierung mit der Ukraine zu verstärken. Und das Misstrauen in Regierung und traditionelle Medien zu schüren. In allen drei Bereichen entwickelt sich die öffentliche Meinung in die von Russland gewünschte Richtung. Ich behaupte nicht, dass dies allein auf russische Manipulation zurückzuführen ist. Aber dass sie diese Prozesse befördert, ist wahrscheinlich.“
Wenn man das als „wahrscheinlich“ bezeichnen darf, dann darf man es auch als „wahrscheinlich“ bezeichnen, dass BND und NATO den Inhalt dieses „Interviews“ abgesegnet oder vielleicht sogar inhaltliche Vorgaben oder Empfehlungen gemacht haben.
Der ungewählte Tiefe Staat schreibt hier jedenfalls dem Wähler vor, welche Parteien er zu wählen hat und welche nicht wählbar seien. AfD und BSW seien angeblich durch „russische Manipulation“ der öffentlichen Meinung „groß“ geworden und das sei auch das Ziel von Russland. Dass Russland so eine Art Staatsfeind sei, wird dabei wie selbstverständlich angenommen. Ich kann mich jedenfalls noch gut daran erinnern, wie die AfD jahrelang wie Staatshelden durch die konservative Presse gereicht wurden, die endlich mal „die Wahrheit“ aussprachen. Insbesondere die Springer-Presse kennt ohnehin nur drei Themengebiete, die da wären „Asylchaos“, „Ausländerkriminalität“ und „Islamismus“, ohne natürlich jemals zu sagen, woher das Geld und die Waffen für „den Islamismus“ kommen (USA/Israel/US-freundliche sunnitische Diktaturen), und ohne jemals zu sagen, warum die Leute aus ihren Ländern flüchten müssen (Kriegsführung der USA/Israels). Wer also hat hier die AfD groß gemacht? Russland soll das gewesen sein?
Weiterhin sagte der ehemalige BND- und NATO-Mitarbeiter Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven gegenüber dem Tagesspiegel, welcher schon im „Kalten Krieg“ ein Organ der psychologischen Kriegsführung war, „wenn ein äußerer Akteur wie Russland Mechanismen der sozialen Medien in unserer Öffentlichkeit so manipuliert, dass einseitig bestimmte Positionen millionenfach verstärkt werden“, dann sei das „das Gegenteil von freier Meinungsbildung und Meinungsfreiheit“. „Wehrhafte Demokratien“ müssten „in diesem Punkt aktiv werden“.
„Wehrhafte Demokratie“ ist eines der Propagandaschlagworte und der Vorwände, mit dem alle demokratischen Rechte wieder zur Disposition gestellt werden und teilweise wieder einkassiert werden.
Laut Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven etwa müssten die „wehrhaften Demokratien“ die sozialen Medien stärker zensieren. Aber es sind nicht die Einzelnutzer der sozialen Medien, sondern es sind vielmehr die Organe der psychologischen Kriegsführung der USA/NATO, wie der Tagesspiegel, die der freien Meinungsbildung und der Meinungsfreiheit entgegenstehen und sie tagtäglich untergraben.
So gab auch Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven gegenüber dem Tagesspiegel freimütig zu: „Als ich von 2016 bis 2019 im Nato-Hauptquartier arbeitete, standen die hybride Kriegsführung, Cyberangriffe und die Manipulation der öffentlichen Meinung schon weit oben auf unserer Agenda.“ Genau das aber ist gerade die Hauptaufgabe der Organe der psychologischen Kriegsführung: Beeinflussung der öffentlichen Meinung = psychologische Kriegsführung. Solche Organe wären da insbesondere die NATO an sich, der sogenannte „Atlantic Council“ sowie all die unzähligen Informationskrieger-NGOs, GONGOs und Lobbyorganisationen wie etwa die Atlantik-Brücke.
Allerdings behaupten natürlich all diese staatlichen Informationskrieger, Geheimdienstler und Militärs, dass nur Russland einen „hybriden Krieg“ führt, insbesondere einen Informationskrieg gegen den Westen, das bemitleidenswerte Opfer Russlands. So sagte auch Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven: „Diesen (hybriden) Krieg führt Russland seit mehr als zehn Jahren. Man kann das an zwei Daten festmachen. Das eine war die Gründung des Senders „Russia Today“ 2005, der später „RT“ hieß und von Anfang an ein Propagandasender für die ganze Welt war. Das andere war die Rede des russischen Generalstabschefs Gerassimow 2013, in der er die taktischen Vorzüge des hybriden Krieges pries.“
Der US-Propagandasender CNN International, der insbesondere in den Golfkriegen wichtig bei der Manipulation der öffentlichen Meinung war, wurde bereits 1985 gegründet und der Begriff des sogenannten „hybriden Krieges“ wurde bereits 2005 vom US-Navy-Offizier und Militärtheoretiker Frank G. Hoffman geprägt. Der dem Begriff „hybride Kriegsführung“ nahestehende Begriff der „Kriegsführung der fünften Generation“ wurde bereits 2003 vom CIA-Agenten Robert David Steele geprägt. All das geschah also lange vor der angeblich wichtigen Rede des russischen Generalstabschefs Gerassimow im Jahre 2013.