Russlands Präsident Wladimir Putin hat mit einer eindeutigen Warnung an die NATO-Staaten für den Fall eines Einsatzes weitreichender Waffen gegen Ziele in Russland reagiert. Eine Zusage des Westens für die Anwendung dieser Waffen blieb trotz mehrmaliger Bitten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vorerst aus. Kanzler Olaf Scholz gab indes bereits jetzt zu verstehen, dass er dieses riskante Spiel nicht mitmachen wird. Ein neuer Teil aus der Serie O-Töne.
ATACMS-Abschuss in der Ukraine
(Quelle: „Telegraph“)
„The Guardian“ am 11. September 2024
Der US-Außenminister Antony Blinken gab seinen bisher stärksten Hinweis, dass das Weiße Haus im Begriff sei, seine Beschränkungen für den Einsatz von vom Westen gelieferten Langstreckenwaffen durch die Ukraine auf wichtige militärische Ziele innerhalb Russlands aufzuheben, wobei eine Entscheidung offenbar bereits getroffen wurde.
In einer Rede in Kiew zusammen mit dem britischen Außenminister David Lammy sagte Blinken, die USA seien „vom ersten Tag an“ bereit gewesen, ihre Politik an die veränderte Lage auf dem Schlachtfeld in der Ukraine anzupassen. „Das werden wir auch weiterhin tun“, betonte er. (…)
Der Außenminister schlug vor, dass der diese Woche bekanntgegebene Versand ballistischer Raketen durch den Iran an Moskau das strategische Denken in London und Washington verändert habe. Es handele sich um eine „erhebliche und gefährliche Eskalation“, sagte er.
(Quelle: „The Guardian”)
Russlands Präsident Wladimir Putin am 12. September 2024
„Die ukrainische Armee ist nicht in der Lage, mit modernen, im Westen hergestellten hochpräzisen Langstreckensystemen anzugreifen. Sie kann das nicht machen. Dies ist nur mithilfe von Aufklärungsdaten von Satelliten möglich, über die die Ukraine nicht verfügt. Dabei handelt es sich um Daten ausschließlich von Satelliten der Europäischen Union oder der Vereinigten Staaten – also von NATO-Satelliten. Dies ist das Erste.
Das Zweite und dabei sehr Wichtige, vielleicht sogar der Kernpunkt, besteht darin, dass eigentlich nur das Militärpersonal der NATO-Staaten in der Lage ist, Flugaufgaben für diese Raketensysteme zu erteilen. (…)
Dies bedeutet nichts anderes als eine direkte Beteiligung von NATO-Staaten, den Vereinigten Staaten und europäischen Ländern am Krieg in der Ukraine. Dies ist ihre direkte Beteiligung, und dies verändert natürlich das Wesen, die Natur des Konflikts erheblich.
Dies würde bedeuten, dass sich die NATO-Staaten, die USA und die europäischen Länder im Krieg mit Russland befinden. Und wenn dem so ist, dann werden wir angesichts der Veränderung im Wesen dieses Konflikts angemessene Entscheidungen auf der Grundlage der Bedrohungen treffen, die für uns entstehen.“
(Quelle: Kremlin.ru)
John R. Bolton, ehemaliger nationaler Sicherheitsberater von Ex-Präsident Donald Trump
„Meine Antwort auf Putins Erklärung, wie auch auf seine früheren Drohungen, darunter auch mit Kernwaffen, wäre, ihm privat wie auch öffentlich zu sagen: Sollte Russland Kernwaffen in der Ukraine einsetzen, würde Wladimir Putin sich selbst ein Todesurteil unterschreiben.“
(Quelle: Times Radio)
Großbritanniens Premierminister Keir Starmer am 13. September 2024
„Frage: Haben Sie (Präsident Biden) davon überzeugt, dem (ukrainischen) Präsidenten Selenskyj zu erlauben, Raketen auf russisches Territorium abzufeuern?
Starmer: Nun, wir haben eine lange und produktive Diskussion an mehreren Fronten geführt, einschließlich der Ukraine und, wie zu erwarten, auch zu einer Friedenslösung für den Nahen Osten. Wir sprachen strategisch über eine taktische Entscheidung. Dabei geht es nicht um eine bestimmte Entscheidung, die wir natürlich in nur wenigen Tagen mit einer größeren Gruppe von Personen wieder aufgreifen werden. Aber dies ist eine wirklich wichtige Einladung an den Präsidenten, diese kritischen Themen auf diesem Niveau zu diskutieren.“
(Quelle: CRUXnews)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj
„Russische Raketen und vom Iran gelieferte ‚Shaheds‘ ‚arbeiten‘ leider auch, aber sie arbeiten an unserem Himmel und gegen unser Volk. Und Putin braucht für Fernschläge keine Genehmigungen oder Zusagen.“
(Quelle: CRUXnews)
Generalmajor Christian Freuding
„Also, ich kann das nur aus militärischer Sicht beurteilen. Da sind solche Langstreckenwaffen natürlich sehr gut geeignet, gegen Hauptquartiere, gegen logistische Knotenpunkte, aber auch gegen Flugplätze zu wirken, gegen Ansammlungen von Flugzeugen zu wirken. Das ist ein besonderes Problem für die Ukrainer an der Front, dass sie mit diesen Gleitbomben, die immer stärkeres Ausmaß, immer größere Sprengkraft auch bekommen, dass sie von denen getroffen werden, was zu erheblichen Verlusten führt. Und die einzige Möglichkeit, sich dieser Gefahr zu erwehren, ist eigentlich, die Flugzeuge, die Flugplätze noch anzugreifen, sodass diese Gefahr gar nicht erst entstehen kann …“
(Quelle: heute-journal)
Bundeskanzler Olaf Scholz am 14. September 2024
„Das bleibt so. Das ist die Frage gewesen und deshalb bleibe ich bei meiner Haltung bei dieser Frage. Sie ist ganz, ganz klar. Auch wenn andere Länder anders entscheiden.“
(Quelle: Welt.tv)
Titelbild: Screenshot Kremlin.ru