Russland soll nach Ansicht Sergei Karaganows seiner Bereitschaft, Atomwaffen einzusetzen, mehr Glaubwürdigkeit verleihen. Es könne ein begrenzter nuklearer Angriff auf ein NATO-Land starten, ohne einen großen Atomkrieg auszulösen, so der russische Politikwissenschaftler. Die USA würden lügen, wenn sie behaupten, ihren Verbündeten nuklearen Schutz zu gewähren. Von Oskar Lafontaine.
Dass kein US-Präsident die Existenz New Yorks oder San Franciscos aufs Spiel setzen würde, um Berlin oder Paris zu retten, wussten die Außen- und Sicherheitspolitiker Deutschlands in früheren Zeiten. Die heutige Politikergeneration weiß das nicht mehr.
Zur selben Zeit besucht US-Außenminister Antony Blinken zusammen mit seinem britischen Kollegen David Lammy den ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Sie sprechen über die Freigabe von Langstreckenwaffen westlicher Staaten, um Ziele mehrere hundert Kilometer hinter der ukrainischen Grenze angreifen zu können, also auch in Moskau.
Das ist abenteuerlich und an Leichtfertigkeit und Verantwortungslosigkeit nicht mehr zu überbieten. Gleichzeitig befürworten deutsche Politiker und Journalisten diese Freigabe mit dem Argument, es sei doch selbstverständlich, dass die Ukraine mit westlichen Raketen auch Ziele tief in Russland zu ihrer Verteidigung angreifen könne.
Karaganow hat in einem Punkt recht: Wenn es zu einem nuklearen Inferno kommt, dann trifft es Europa und nicht die USA. Und die die Eskalation immer weiter vorantreibenden US-Politiker haben die Folgen ihrer sich ständig ausbreitenden Provokationen für die Vereinigten Staaten ebenfalls nicht bedacht. Die Russen könnten doch auf die Idee kommen, die von den USA völkerrechtswidrig angegriffenen Länder wie Irak oder Libyen oder „Schurkenstaaten“ wie Nordkorea oder Iran mit weitreichenden Raketen auszustatten, die US-Kommandozentralen und militärische Einrichtungen in aller Welt und sogar das amerikanische Festland erreichen könnten.
Wer stoppt diese Verrückten?
Titelbild: Shutterstock / Bandzrio