Ergänzung zum Beitrag vom 20.4.06: Sind in Deutschland die Löhne zu hoch?
Ein Leser der NachDenkSeiten gab uns dazu folgenden Hinweis, den wir für berechtigt halten:
Meines Erachtens sind für die Wettbewerbsfähigkeit nicht die REALEN, sondern die NOMINALEN Lohnstückkosten entscheidend. Dies gilt zumindest für Länder innerhalb des Euro-Raumes. Denn hier fällt der Wechselkurs als Ausgleich für divergierende Inflationsraten aus (d.h. die Währung von Ländern mit hoher Inflation kann wegen der festen Bindung an den Euro nicht mehr abgewertet werden).
Schaut man sich die Entwicklung der nominalen Lohnstückkosten an, stellt man fest, dass diese sich im Vergleich zu den wichtigsten Handelspartnern (im Vergleich zu den realen Lohnstückkosten) unterdurchschnittlich entwickelt haben (wegen der verleichsweise niedrigen deutschen Inflationsrate).
Die beiliegende Tabelle zeigt, dass Deutschland sich im europäischen Vergleich noch unterdurchschnittlicher entwickelt hat als bei den realen Lohnstückkosten.
Quelle 1: Tabelle – Nominale Lohnstückkosten I [PDF – 54KB]
Quelle 2: Tabelle – Nominale Lohnstückkosten II [PDF – 54KB]
Ob im Zusammenhang mit Nicht-Euro-Ländern der Wechselkurs die “korrekten” Währungsrelationen abbildet, ist fraglich. In den vergangenen Jahrzehnten resultierten Verschlechterungen der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands i.d.R. nicht aus zu hohen Lohnabschlüssen (Ausnahme: unmittelbar nach der Wiedervereinigung zu Beginn der 90er Jahre), sondern aus zu hohen Aufwertungen des DM-Wechselkurses. Entscheidende Ursachen hierfür waren die traditionell restriktive Geldpolitik der Bundesbank sowie traditionell hohe Handelsbilanzüberschüsse (mit Ausnahme der Jahre nach der Wiedervereinigung, als Westdeutschland durch Warenlieferungen in die ostdeutschen Bundesländer den Zusammenbruch der dortigen Industrie ausgleichen musste).