Leserbriefe zu „Deutsche Panzer rollen wieder in Russland – bei der „PR-Schlacht” in Kursk“
In diesem Beitrag hat Tobias Riegel die ukrainische Offensive auf russischem Gebiet kommentiert. Neben der „Wirkung als mutmaßliche PR-Aktion und Durchhalteparole“ trage die Offensive die „destruktive Wirkung gegen Verhandlungen zu einem Waffenstillstand in sich“. Bei der Offensive nutze die Ukraine auch deutsche Panzer: „Die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg scheinen in Deutschland weitgehend vergessen zu sein oder sie werden als irrelevant empfunden“. Wir haben hierzu interessante E-Mails erhalten und bedanken uns dafür. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Liebe Mannschaft der Nachdenkseiten,
mein Vater hat die Schlacht im Kursker Bogen mit einer Verwundung und mit unglaublich viel Glück überlebt. Er hat uns über die Verbrechen der deutschen Wehrmacht berichtet, wie Kommissare und Partisanen ermordet wurden und wie auf dem Rückzug mit der „Taktik der verbrannten Erde“ alles zerstört wurde, was für die russische Bevölkerung lebenswichtig war.
Nach Moskau 1941 und Stalingrad 1942/43 wurde im Kursker Bogen im Juli 1943 die letzte große Offensive der faschistischen Wehrmacht zurückgeschlagen und ihr Offensivpotential endgültig vernichtet. Von Kursk an ging die Rote Armee auf breiter Front und schließlich an allen Fronten von Leningrad bis zur Krim zur Gegenoffensive und zur Befreiung Europas von der deutschen Besatzung über. Von Kursk an war die deutsche Wehrmacht nur noch auf dem Rückzug.
Kursk hat deshalb eine so hohe symbolische Bedeutung für Russland, dass es verantwortungslos hoch drei ist, wieder deutsche Panzer auf Kursk rollen zu lassen, gegenüber Russland eine weitere Provokation ohnegleichen und deshalb das Signal, dass Deutschland Verhandlungen unter allen Umständen verhindern will und den Krieg „bis zur Vernichtung der russisch-asiatischen Bedrohung“ (so hieß das 1943) weiterführen will.
Die Behauptung, dass Russland angeblich „die ganze Ukraine“ und sogar „Polen und Deutschland“ besetzen wolle, ist absurd, weil Russland hierfür gar nicht das militärische Potential hat. Obendrein: vom Kursker Bogen bis zur Befreiung Berlins benötigte die Rote Armee noch fast 2 Jahre und hatte hierfür das gesamte Land auf Kriegswirtschaft umgestellt.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Fauser
2. Leserbrief
Lieber Herr Riegel und NDS Team,
Dass in Deutschland, der EU und NATO komplette Geschichtsvergessenheit vorliegt dürfte ziemlich offensichtlich sein.
Ob das gleiche Problem auch außerhalb des Wertewestens vorliegt ist eine wichtige Frage.
Sollte in der Zukunft die USA mit NATO Unterstützung sich noch einmal in militärische Abenteuer stürzen wie im Irak oder Serbien, könnte das unangenehme Folgen haben.
Der Angegriffene könnte sich an die Worte von Josep Borrell erinnern und zur Überzeugung kommen dass er sein Selbstverteidigungsrecht gegen eine widerrechtliche Aggression ausüben darf, einschließlich das Recht den Angreifer, also dann den NATO Feind auf dessen Territorium anzugreifen um seine territoriale Integrität wieder herzustellen.
Dazu ein zeitnahes Beispiel: wenn es da welche gibt die meinen in einer Hauptstadt eines anderen Landes Leute in die Luft sprengen zu dürfen, wie passen denn die Worte des Herrn Borrell in diese Situation?
Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens
3. Leserbrief
Lieber Herr Riegel,
der letzte Absatz Ihres lesenswerten Artikels hat mich zu einem satirischen Cartoon angeregt. Ich hoffe, es gefällt Ihnen!
Mit freundlich-pazifistischen Grüßen
Bruno de Barry
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Tobias Riegel,
es könnte sich auch um eine Verzweiflungstat der nationalistischen Regierung der Ukraine handeln. Das durch diese Aktion die Gefahr der vollständigen militärischen Niederlage droht, kann eventuell dazu führen, dass einige europäische Staaten mit eigenen Soldaten in den Krieg eingreifen (müssen), um eben diese zu verhindern. Nach dem Geschwafel führender europäischer Politiker:innen, dass es bei dem Krieg der Ukraine gegen Russland auch um die Freiheit Europas geht, bleibt ihnen eigentlich auch gar nichts anderes mehr übrig, zumal der Ukraine so langsam aber sicher das militärische Personal ausgeht. Damit ginge endlich auch ein Wunschtraum der Ukraine in Erfüllung, die sich, einvernehmlich mit bellizistischen Kreisen in den USA und Europa, zu einer militärischen Auseinandersetzung mit Russland hat aufstacheln lassen, obwohl vorhersehbar war, dass sie diesen gar nicht gewinnen kann. Unter diesem Gesichtspunkt darf postuliert werden, dass die Niederlage bewusst von dieser erkannt wird, indem sie nun mit Harakiri in Russland einmarschiert. Ein solch selbstmörderischer Akt ist kein unbekanntes Phänomen, wie die militärisch letztlich nur noch sinnlosen Aktionen der Nazis und Japaner am Ende des zweiten Weltkrieges gezeigt haben, die ebenfalls, im Angesicht der sich bereits abzeichnenden Niederlage, dass Harakiritum umfänglich praktizierten, welches sie dazu auch noch mit allerlei Glorifizierung unterlegten.
Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass europäische Staaten sich von dieser sinnlosen Opferbereitschaft der ukrainischen Militärs in die Selbstvernichtung mitreißen lassen. Denn das könnte schließlich die vollständige atomare Zerstörung Mitteleuropas zur Folge haben. Die Bellizisten in den USA werden es auf jeden Fall zu verhindern wissen, dass sich ein in Europa womöglich atomar geführter Krieg auf ihr Territorium ausbreitet. Schließlich haben sie nach Ende des zweiten Weltkrieges der Weltgemeinschaft immer wieder gezeigt, das sie ihre Kriege zwar im eigenen Land planen, diese aber immer nur auf dem Territorium anderer Länder führen. So soll es auch in Zukunft bleiben. Gute Nacht Europa!
Mit freundlichen Grüßen
Günter Brinkhoff
5. Leserbrief
hallo, zur erinnerung befindet sich die russische föderation nach ihrer auffassung nicht im krieg mit der ukraine. in ihrem verständnis ist das ja bekanntlich eine militäroperation. zudem wurden sie ja auch von den seitens der ukraine angegriffenen ländern um militärische hilfe ersucht. man kann zu dieser russischen auffassung ja geteilter meinung sein.
mit dem militärischen angriff der ukraine in der umgebung von kursk auf das staatsgebiet der russischen föderation will die führung seitens der ukraine die russische föderation letztendlich in einen krieg zwingen, den diese ja nicht will. und die frage bleibt ja unbeantwortet, ob die russische föderation der ukraine nun den krieg erklärt.
in diesem sinne freundliche grüße stephan richard popovic
6. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Riegel,
so schrecklich das auch ist, volle Zustimmung zum Inhalt und den Worten in Ihrem Artikel, nur sage ich an der Stelle jedes Mal: Es bekommt jeder, was er verdient.
In dem Fall der Westen in seiner Gesamtheit, der mit seinem Zulassen des Verfalls sämtlicher echter Werte (bewährter) im Kleinen, die Voraussetzungen fürs Ist heute geschaffen hat.
Was sind denn echte Werte? So viel Geld verdienen wie nur möglich, „AUCH MAL zu den Reichen“ gehören? MIR den Posten, nicht dem anderen?
Mit einem Wort: Nur dieses Materielle plus nur das Ich? Ablenkung, Spaß – oder nicht doch auch mal etwas Wertvolles zu schaffen? Zu produzieren, statt nur zu verbrauchen?
Bei allen anderen Fehlern (die immerhin jeder macht): Dieser Wert galt mal in der DDR und dahingehend war der Osten damals richtig gut, eben wert-voll. Heute denken nur noch „die ganz Alten“ dort so. (Wozu freilich auch ich gehöre.)
Die erneut deutschen Panzer in Russland sind „folgerichtig“. Es wurde sozusagen alles dafür getan (im Westen, aber dann auch im Osten), dass sie wieder „rollen dürfen“.
Neokolonialismus, weil der Kolonialismus im Kapitalismus nie verschwunden ist, er gehört zu seinem Wesen.
Das russische Volk will seine Werte, und die unterscheiden sich vom Westen gewaltig, lediglich in Ruhe leben – dürfen. Und dagegen hat „der Kapitalist was“, von jeher.
Er will HABEN. Wenn es geht alles und ständig auch das, was eindeutig anderen gehört. Fängt schon bei der (Arbeits)Kraft und dessen Ergebnis an.
So lange es diesen Kapitalismus in seiner typischen Form gibt, wird es auch Panzer in Russland geben – denn die Russen „besitzen“ und nicht mal wenig. Oder woanders, wenn der etwas hat.
Und die westlich denkenden Menschen werden nicht eher „neu beginnen“ (und klüger werden), ehe sie nicht endlich auch mal alles (!) verloren haben.
So wie die des Ostens damals, meine Eltern, Großeltern, und jene Menschen gerade auch in Russland. Im bzw. nach dem Krieg.
Meine Generation nicht, die hatte hernach mit aufgebaut. Und dann wurde genau das auch uns genommen. Wo ist denn dieses von uns Erarbeitete hin?
Auch durch ein paar der eigenen Leute geklaut, das sei noch ergänzt, denn westliches Denken beschränkt sich nicht nur auf “den Westen”.
Mit freundlichen Grüße,
H. Sommer
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