Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern ein frohes Osterfest.
Zugleich geben wir allen Nutzern der NachDenkSeiten unseren letzten Newsletter zur Kenntnis.
Liebe Besucherin, lieber Besucher der NachDenkSeiten,
heute können wir Ihnen etwas schreiben, was uns selbst überrascht. Um aktuell zu sein haben wir unsere Zugriffsstatistik angeschaut und festgestellt: Im März gab es über eine Million, genau 1.061.392 Zugriffe auf die NachDenkSeiten. Das verdanken wir weder einer teuren Werbung und schon gar nicht einem Medienrummel, das verdanken wir Ihnen, unseren Nutzern, die die NachDenkSeiten aus Überzeugung weiterempfehlen und natürlich unserer gemeinsamen Arbeit. Dazu zählen auch jene, die uns täglich mit Argumenten und mit Hinweisen auf interessante Fakten versorgen, nicht zuletzt auch Kai Ruhsert, der in seiner Freizeit immer häufiger unsere Hinweise des Tages bündelt. Allen, die an diesem Erfolg mitwirken, ein herzliches Dankeschön.
Wir Herausgeber der NachDenkSeiten melden uns ja nicht so oft bei Ihnen. Das empfinden Sie hoffentlich nicht als zu schlimm. Immerhin können Sie ja fast jeden Tag auf unserer Website nachlesen, was wir so machen und was uns so umtreibt. Dennoch möchten wir heute noch einmal ein uns bedrückendes Problem ansprechen: Mit der schon erwähnten steigenden Besucherzahl ist der erfreuliche Umstand verbunden, dass wir immer mehr E-Mails bekommen. Wenn wir morgens unser E-Mail-Programm starten, dann schlagen uns auf unserem E-Mail-Ordner in der Rubrik „Zur Nachverfolgung“ eine große Zahl von Mails auf das Gewissen, die wir zur Beantwortung gekennzeichnet haben, aber es bis jetzt nicht geschafft haben, darauf in angemessener Form zu antworten – gar nicht zu reden von der riesigen Menge an Post, die wir zwar angeklickt haben, aber von vorneherein zu uns sagen müssen, dass wir darauf nicht reagieren können. Wir sind also mal wieder bei ganz Vielen unter Ihnen in der Schuld, dass wir noch nicht einmal banalste Formen der Höflichkeit erfüllen, nämlich uns für Ihre Post zu bedanken.
Damit Sie das verstehen können – und nicht zu unserer Entschuldigung – müssen wir Ihnen einfach eingestehen: Wir schaffen es beim besten Willen nicht, uns bei jeder und jedem Einzelnen von Ihnen für die Hinweise und Argumente zu bedanken. Unser Tagewerk wäre allein damit erschöpft. Wir freuen uns über jede Rückmeldung und wir versuchen sie auch zu lesen und vielleicht sogar gleich umzusetzen, aber ein auch nur kleines Wort des Dankes ist bei manchmal bis zu zweihundert Mails am Tag einfach nicht machbar. Wir müssen Sie also einmal mehr um Generalpardon bitten, wenn Sie von uns keine Reaktion auf Ihre Mails erhalten. In Abwandlung des Brecht Gedichtes „An die Nachgeborenen“ können wir Sie nur bitten: Aus der Flut, in der wir untergegangen sind, gedenkt, wenn ihr von unseren Schwächen sprecht, unser mit Nachsicht.
Sie haben das ja kaum übersehen können, seit Ende letzten Jahres werben wir bei unseren Nutzerinnen und Nutzern um Fördermitgliedschaften und Spenden in unserem gemeinnützigen Förderverein „Initiative zur Verbesserung der Qualität politischer Meinungsbildung e.V.“ (IQM). Über dreihundert Überweisungen sind inzwischen bei uns eingegangen. Dafür wollen wir uns auch auf diesem Wege bei Ihnen von ganzem Herzen bedanken.
Hoffentlich haben alle inzwischen ein kleines Dankschreiben dafür erhalten und auch eine Zuwendungsbescheinigung für Ihre Steuererklärung. Manche von Ihnen haben versäumt, uns Ihre E-Mail- oder Ihre Postadresse zu melden. Vielleicht haben wir Sie deshalb noch nicht erreicht.
Unser Förderverein hat bisher rund sechzehntausend Euro eingeworben und darüber freuen wir uns sehr. Das ist eine schöne Stange Geld, aber wenn wir dem unsere Kosten über das Jahr gegenüberstellen, sind wir leider immer noch in roten Zahlen. Damit kein Missverständnis entsteht: Wir als Herausgeber arbeiten nach wie vor rein ehrenamtlich und bewilligen uns auch keine Entschädigung für unseren Aufwand.
An große Einzelspender haben wir uns bislang nicht herangetraut, weil wir nicht in die Verlegenheit geraten wollen, dass wir uns eine „Schere in den Kopf“ implantieren. Es ist für uns auch klar, dass wir uns bei den meisten etablierten Institutionen nicht gerade Freunde schaffen, selbst wenn einzelne Personen uns klammheimlich ihre Sympathie versichern.
Wir möchten Sie deshalb herzlich bitten, lassen Sie mit Ihrer Unterstützung für die NachDenkSeiten nicht nach und sagen sie uns nicht nur weiter, sondern fragen Sie doch einfach bei denjenigen, bei denen Sie meinen, dass sie es sich leisten können, ob sie uns unterstützen könnten.
Mit sog. Werbebannern wollten wir Sie bisher auch nicht malträtieren. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass einige wenige unter unseren Lesern schon die Hinweise auf Albrecht Müllers Bücher kritisch sehen. Dazu möchten wir klipp und klar sagen: der Hinweis auf die „Reformlüge“ und den „Machtwahn“ ergänzen sich mit dem, was Sie in den NachDenkSeiten, finden. Nicht nur dass sich die Inhalte überschneiden, diese Bücher sind zu Bestsellern geworden – der „Machtwahn“ steht eine Woche nach Erscheinen auf Anhieb schon auf Platz 9 der Spiegel-Bestseller-Liste und aufs Platz 13 bei Focus – und das macht natürlich auch die NachDenkSeiten bekannter. Die vielen Lesungen und öffentlichen Auftritte sind hilfreiche Multiplikatoren für unsere Website. In den beiden Büchern, war es zudem möglich, zusammenhängend darzustellen, was wir in den NachDenkSeiten mit vielen Einzelbeispielen belegen.
Warum wir die NachDenkSeiten machen, das können Sie – hoffentlich – in den Einzelbeiträgen erkennen. Sie können unsere Anliegen aber auch nachlesen, wenn Sie auf unserer Hompage „Warum NachDenkSeiten.de“ anklicken. Dem fühlen wir uns nach wie vor verpflichtet und wir hoffen, dass wir diese Selbstverpflichtung auch einigermaßen erfüllen können. Manchmal hören wir von Kritikern, dass wir mit unseren Beiträgen thematisch zu eng wären, dass wir nur Leute erreichten, die ohnehin schon überzeugt wären, von dem, was wir aufspießen oder anprangern, dass wir uns thematisch und politisch öffnen sollten. Dem können wir nur entgegenhalten, wir sind prinzipiell sehr offen. Wir schaffen es allerdings zu Zweit schlicht nicht, auch solche Themen zu behandeln, die auch von anderen Medien aufgegriffen werden. Wir verstehen unsere Aufgabe so, dass wir vor allem solche Daten und solche Argumente zu liefern versuchen, die anderswo gar nicht oder allenfalls verschämt am Rande vorkommen. Wenn man sich vorgenommen hat, nicht im allgemeinen Chor mitzusingen, dann muss man Dissonanzen in Kauf nehmen. Wir nehmen Anstoß an vielen Dingen, wie sie bei uns im Lande laufen, und erregen deshalb Anstoß – und das ist auch unsere Absicht. Ja, wir stehen gegen den Strom der Meinungen und wir wollen Stromschnellen auslösen. Dass da mancher, der in ruhigem Fahrwasser mittreiben will, in Turbulenzen gerät und sich ärgert, damit müssen wir rechnen, noch mehr: das sehen wir als unser Ziel an.
Die Große Koalition scheint sich wie Mehltau über die öffentliche Debatte zu legen ein wirklicher Meinungsstreit über den von CDU und SPD getragenen Kurs findet immer weniger statt und interessengeleitete Kampagnen und Desinformationen nehmen eher zu. Selbst die unsinnigsten Argumente des neoliberalen Mainstreams bleiben unwidersprochen. Nehmen Sie als ein Beispiel unter vielen nur einmal den neuesten „Deutschland Report 2030“ der Beratungsgesellschaft Prognos. Da wird in einer kritiklos vom „Handelsblatt“ wiedergegebenen, angeblich wissenschaftlichen Studie vorhergesagt, es „werde in den nächsten zehn Jahren nur wenig Positiv-Meldungen vom Arbeitsmarkt geben. Erst nach 2015 dürften sich die Beschäftigungsprobleme spürbar entspannen. In den dann folgenden 15 Jahren wird die Arbeitslosenquote laut Prognos auf 5,9 Prozent sinken.“
Wer nur ein bisschen Ahnung von Nationalökonomie hat, weiß, dass man solche langfristigen Prognosen prinzipiell nicht machen kann.
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber nur noch hohnlachen: Da wird ein Niedriglohnsektor propagiert, da wird bis 2030 (!) eine Arbeitszeitverlängerung von derzeit 1440 auf 1573 Stunden pro Jahr prophezeit, da wird eine Steigerung des Lebensstandards allenfalls noch im „Zeitlupentempo“ herbeigeredet, um dann zu resümieren, das Wirtschaftswachstum sei zu schwach, „um dem Arbeitsmarkt eine Perspektive in Richtung Vollbeschäftigung zu eröffnen.“ Merken diese Ökonomen eigentlich gar nicht mehr, dass sie damit die von ihnen als zwingend notwendig vorausgesagten „Reformen“ selbst als völlig wirkungslos erklären. Wer, wie es diese „wissenschaftliche Studie“ tut, heute für das nächste Vierteljahrhundert eine jährliche Steigerung des Wirtschaftswachstums von 1,4 Prozent prognostiziert, der müsste angesichts der inzwischen schon halbjährlichen Korrekturen der Wachstumsprognosen mit Hohn und Spott überzogen werden. Was aber viel schlimmer ist, mit diesem Wachstumsskeptizismus beweisen diese Ökonomen eigentlich nur, dass ihr neoliberales Wirtschaftsdogma keinerlei Konzept beinhaltet, wie die Wirtschaft wieder angekurbelt werden könnte. Eine totale Bankrotterklärung für das herrschende angebotsorientierte Wirtschaftscredo also.
Wo bleibt nur das Kind aus Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“, das diesen ökonomischen Scharlatanen das Handwerk legt, indem es in die Menge ruft, die Politiker, die auf sie hereingefallen sind, „haben ja gar nichts an“.
Das Märchen endete übrigens so: „“Aber er hat ja gar nichts an!” sagte endlich ein kleines Kind. “Hört die Stimme der Unschuld!” sagte der Vater; und der eine zischelte dem andern zu, was das Kind gesagt hatte. “Aber er hat ja gar nichts an!” rief zuletzt das ganze Volk. Das ergriff den Kaiser, denn das Volk schien ihm recht zu haben, aber er dachte bei sich: ‘Nun muss ich aushalten.’ Und die Kammerherren gingen und trugen die Schleppe, die gar nicht da war.“
Der Erfolg der NachDenkSeiten und die Reaktion unserer Leserinnen und Leser zeigen uns, dass immer mehr Menschen rufen und sich immer mehr herumspricht: Der „Kaiser“ namens Neoliberalismus hat ja gar nichts an. Unsere Regierenden halten aber aus und ihre Kammerherren in Wissenschaft und Medien tragen immer noch die Schleppe, die gar nicht ist. Deshalb dürfen und wollen wir mit unserem Rufen nicht nachlassen.
Mit herzlichen Ostergrüßen
die Herausgeber Wolfgang Lieb und Albrecht Müller
unser Webmaster Lars Bauer