Nicht nur in eigener Sache: Probleme beim E-Mail-Verkehr
Bereits letzten September machten wir Sie darauf aufmerksam, dass es unter Umständen passieren kann, dass Ihre E-Mails an die NachDenkSeiten ungerechtfertigterweise als Spam eingestuft werden und nicht bei uns ankommen. Damals betraf dies Kunden des großen Internetdienstleisters T-Online, der daraufhin auf den öffentlichen Druck reagierte und sein Servermanagement überarbeitete, so dass das Problem binnen weniger Wochen behoben werden konnte. Diese Woche haben uns mehrere Hinweise von Lesern erreicht, die vermuten lassen, dass nun wieder das gleiche Spam-Problem auftritt und es diesmal nicht nur T-Online, sondern auch andere Dienstleister betrifft. Im Folgenden möchten wir Ihnen die Hintergründe schildern und Ihnen Hinweise geben, wie Sie sich gegen ungerechtfertigt abgewiesene Mails zur Wehr setzen können – hier geht es um ein Problem, das weit über die NachDenkSeiten hinausgeht und zweifelsohne eine gesellschaftliche Relevanz hat. Von Jens Berger
Vielleicht haben Sie ja schon einmal eine E-Mail erhalten, an deren Beginn folgende Sätze standen:
Sorry, we were unable to deliver your message to the following address.
<[email protected]>:
Remote host said: 554 Refused. Your IP address is listed in the RBL at bl.spamcop.net [RCPT_TO]
So erging es zumindest mehreren unserer Leser, die uns per E-Mail wertvolle Hinweise zusenden oder mit der Redaktion Kontakt aufnehmen wollten. Die Leser vermuteten hinter dieser Fehlermeldung ein technisches Problem bei den NachDenkSeiten. Bei genauerer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass die Fehlerursache recht komplex ist und vielmehr beim E-Mail-Provider dieser Leser liegt. Ihre Mail wurde von unserem Mailserver nicht angenommen, da der Mailserver, über den sie die Mail verschickt haben, beim weitverbreiteten Spamfilter SpamCop auf der schwarzen Liste steht. Natürlich setzen nicht nur die NachDenkSeiten SpamCop ein, so dass es sehr wahrscheinlich ist, dass Ihre Mails, wenn Sie einmal diese Fehlermeldung bekommen haben, für einen bestimmten Zeitraum auch bei vielen anderen Empfängern nie angekommen sind. Anders als der Mailserver der NachDenkSeiten schicken viele andere Mailserver nämlich keine Fehlermeldung zurück, sondern löschen verdächtige Mails, ohne Empfänger oder Absender der Mail eine Nachricht zukommen zu lassen.
Wie kommt es zu dieser Fehlermeldung?
Wenn Sie eine E-Mail versenden, so tun Sie dies in der Regel entweder mit einem Mailprogramm über den Postausgangsserver Ihres Internet- bzw. Mailproviders oder über die Webmail-Oberfläche Ihres Providers. In beiden Fällen wird die IP-Adresse des Postausgangsservers Ihres Providers mit übertragen. Da Spam sich mittlerweile zu einem riesigen Problem entwickelt hat, müssen vor allem Nutzer, die wie die NachDenkSeiten ihre E-Mail-Adressen öffentlich im Netz anzeigen, Schutzmaßnahmen ergreifen, um nicht täglich die „echten“ Mails in einem Wust von Tausenden Spam-Mails suchen zu müssen. Eine bewährte Methode, Spam auszufiltern, stellen sogenannte „schwarze Listen“ dar, in die die IP-Adressen von bekannten Spamversendern eingetragen werden. Wenn ein solches Schutzsystem genutzt wird, lehnt der eigene Mailserver jede E-Mail, die von einem Postausgangsserver verschickt wurde, der auf dieser schwarzen Liste steht, automatisch ab. Die NachDenkSeiten nutzen unter anderem die bekannte und kostenlose Liste des zum Cisco-Konzern gehörenden Anbieters SpamCop, die vor allem deshalb so effektiv ist, da sich ihre Betreiber nicht von den Branchengrößen unter Druck setzen lassen.
Wenn ein Postausgangsserver des Providers T-Online auf einer solchen schwarzen Liste steht, so ist dies weder ein Versehen, noch ein Konfigurationsfehler, wie der Kundenservice von T-Online ratlosen Kunden immer wieder suggeriert. T-Online hat es schlicht jahrelang versäumt, seine Server gegen den Missbrauch von Spammern abzusichern und ist dabei in „guter“ Gesellschaft mit anderen großen Anbietern. Lange handelte man nach der Devise, Sicherheitsmaßnahmen nur dort vorzunehmen, wo sie vom Kunden als Mehrwert erkannt werden. Die Sicherheitsüberprüfung ausgehender Mails brachte dem Kunden – der davon gar nichts mitbekam und -bekommt – jedoch lange Zeit keinen nennenswerten Mehrwert, weshalb die großen Provider ausgerechnet an dieser Stelle gespart haben. Wer an der Sicherheit spart, wird jedoch schnell zum Opfer von Spammern, die diese Sicherheitslücken ausnutzen. So geschehen bei T-Online und Co. Trotz mehrfacher Warnungen wegen des steigenden Spamvolumens durch neutrale Sachverständige, wie beispielsweise die zum Heise-Verlag gehörende Fachzeitschrift iX, unterließ es T-Online bis zum September letzten Jahres, die Postausgangsserver wirkungsvoll abzusichern. Im letzten September kam es dann auch folgerichtig zum großen Knall, T-Online-Server landeten auf der schwarzen Liste von SpamCop und tausende Kunden konnten keine Mails mehr verschicken. T-Online besserte nach und der Technik-Vorstand machte einen Kotau, indem er sich bei den Nutzern entschuldigte.
Auch wir dachten, dass diese Posse seitdem beendet wäre. In dieser Woche mehren sich jedoch die Hinweise, dass nicht nur T-Online, sondern auch Yahoo-Deutschland wieder auf der schwarzen Liste vertreten sind. Wir wissen nicht, ob es sich nur um ein vorübergehendes Problem handelt, das nur einen Server dieser Unternehmen betrifft, oder ob das Problem sich in den nächsten Tagen oder Wochen wieder zu einem Totalausfall dieser Anbieter entwickeln wird.
Was können Sie als Kunde tun?
T-Online und Co. verdienen mit ihren Dienstleistungen sehr viel Geld. Selbst wenn Sie das Angebot dieser Provider kostenlos nutzen, verdienen diese Geld an Ihnen, da Sie (und die Empfänger ihrer Mails) schließlich mit Werbung bombadiert werden. Als Kunde haben Sie das Recht, dass Ihr Provider die Server, die Sie nutzen, auch fachgerecht gegen Missbrauch absichert. Tut er dies nicht, ist dies nicht der Fehler der gut administrierten Mailserver, die Ihre Mails ablehnen, sondern der Fehler Ihres Providers. Beschweren Sie Sich! Schließlich zahlen Sie direkt oder indirekt für diese Dienstleistung und haben somit auch ein Anrecht darauf, dass Ihre Mails ordnungsgemäß verschickt werden. Wenn die Provider Ihrer Beschwerde nicht nachkommen, wechseln Sie den Anbieter. Dies ist die einzige Sprache, die diese Unternehmen verstehen.
Spammer sind Kriminelle. Es ist unter Fachleuten unumstritten, dass man diese Form der Kriminalität nur dann lösen kann, wenn man nur solche Rechner am internationalen Datenverkehr teilnehmen lässt, die sich an anerkannte Sicherheitsrichtlinien halten. Wenn ein Branchenriese wie T-Online (oder auch Yahoo) es aus Kostengründen unterlässt, vor der eigenen Haustür zu kehren, muss er nun einmal vom internationalen Datenverkehr abgeschnitten werden. Das Kapital SpamCop dürfte da nur der Auftakt einer ganzen Reihe von Problemen sein, die uns in der nächsten Zeit noch erwarten.
Sollten Sie eine Fehlermeldung der oben zitierten Art bekommen, weisen Sie bitte Ihren Provider darauf hin und machen Sie Druck. Drohen Sie mit einem Vertragswechsel. Bis der Fehler behoben ist, können Sie übergangsweise auch einen anonymen Webmailer, wie beispielweise Mixmaster nutzen. Als Betreiber der NachDenkSeiten bedauern wir diese Unannehmlichkeiten, sehen uns selbst jedoch nicht in der Verantwortung, da wir – anders als T-Online und Co. – uns an die Sicherheitsregeln halten. Wir bedanken uns bei Ihnen für Ihr Verständnis.