Der spektakuläre Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen war am Wochenende ein internationales Top-Thema. Beide Seiten waren bemüht, das Ereignis medienmäßig maximal auszuschlachten. Ein Schwerpunkt für Deutschland war dabei die Auslieferung des „Tiergartenmörders“. Offen bleibt vorerst, welche Auswirkung dieses einmalige Event auf die weitere Entwicklung des internationalen Geschehens haben wird – wenn überhaupt. Ein neuer Teil aus der Serie „O-Töne“.
Putin begrüßt russische Gefangene, die im Austausch mit den USA freigelassen wurden, bei ihrer Ankunft in Moskau
(Quelle: AP)
Wladimir Putin. Begrüßung der Heimgekehrten am 2. August 2024 am Moskauer Flughafen Wnukowo-2
„In erster Linie möchte ich Sie alle zu Ihrer Rückkehr in die Heimat beglückwünschen. Ich möchte mich jetzt an diejenigen wenden, die unmittelbar mit dem Militärdienst verbunden sind. Ich möchte mich bei Ihnen für Ihre Treue zum Eid, zu Ihrer Pflicht und zum Heimatland bedanken, das Sie für keinen Augenblick vergessen hat. Und nun sind Sie zu Hause. Sie alle werden zu Staatsauszeichnungen vorgeschlagen. Wir werden uns noch treffen und uns über Ihre Zukunft unterhalten. Und jetzt möchte ich Sie zur Rückkehr in die Heimat beglückwünschen. Vielen Dank Ihnen allen und mein Glückwunsch!“
(Quelle: kremlin.ru)
Joe Biden. Ansprache am 2. August 2024 im Oval Office zum Austausch-Deal
„Es ist eine unglaubliche Erleichterung für alle Familien, die sich hier versammelt haben. Es ist eine Erleichterung für alle Freunde und Kollegen im ganzen Land, die so lange auf diesen Tag gewartet haben. Der Deal wurde möglich dank Diplomatie und Freundschaft. Eine Reihe von Ländern waren daran beteiligt. Sie haben sich auf meine Bitte einem komplexen Verhandlungsprozess angeschlossen. Und ich persönlich danke ihnen allen noch einmal.
Russland hat 16 Gefangene freigelassen. Acht Russen, die im Westen inhaftiert sind, werden ebenfalls nach Hause geschickt. Zu den 16 Inhaftierten aus Russland gehören vier Amerikaner, fünf Deutsche und sieben russische Staatsbürger, die politische Gefangene in ihrem eigenen Land sind. Einer dieser Russen war Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Memorial, die 2022 den Nobelpreis erhielt. Putin hat ihn ins Gefängnis gesteckt, weil er in Opposition zum Krieg in der Ukraine stand. Vier weitere arbeiteten mit Alexej Nawalny zusammen, dem Führer der politischen Opposition, der in diesem Jahr im Gefängnis starb. Jetzt, da sie sicher im Ausland angekommen sind, können sie ihren Kampf für Demokratie weiterführen, wenn das ihre Entscheidung sein wird.“
(Quelle: CBS News)
Biden am Flughafen in Bildern
(Quelle: CBS Austin)
Olaf Scholz zur Auslieferung des „Tiergartenmörders“ Vadim Krassikow
„Niemand hat sich diese Entscheidung einfach gemacht, einen zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilten Mörder nur nach wenigen Jahren der Haft abzuschieben. Das staatliche Interesse an der Vollstreckung der Freiheitsstrafe war in Abwägung zu bringen mit der Gefahr für Leib und in einigen Fällen auch für Leben unschuldig in Russland inhaftierter Personen und zu Unrecht politisch Inhaftierter.“
(Quelle: ARD)
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow über Vadim Krassikow
„Krassikow ist Mitarbeiter des Föderalen Sicherheitsdienstes FSB. Er hat in der Alpha-Gruppe gedient. Interessant ist, dass er in der Alpha-Gruppe zusammen mit einigen Mitarbeitern des Schutzdiensts des Präsidenten gedient hat, die auch jetzt im Schutzdienst des Präsidenten tätig sind. Natürlich haben sie auch einander begrüßt, als sie einander gesehen haben.“
(Quelle: CBC TV Azerbaijan)
Andrei Pivovarov, freier Journalist, einer der freigelassenen Gefangenen, bei der Pressekonferenz in Bonn am 3. August 2024
„Wichtig wäre, dass das Weltbild, das die Propaganda serviert und von der ich tagtäglich übergossen wurde, laut dem wir in einer belagerten Festung sitzen würden und rundherum nur Feinde seien, zu bröckeln beginnt. Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen und an die internationale Gemeinschaft und an die Länder des Westens appellieren, damit sich diese nicht der Macht, sondern den Menschen in Russland zuwenden und ihre Hand reichen. Das könnten Kleinigkeiten sein, womit man den Druck auf Menschen verringern würde, zum Beispiel Bildungsvisa für Jugendliche anzubieten. Damit würden wir den einfachen Russen die Möglichkeit geben, zu sehen, dass im Westen nicht lauter Feinde leben, wie das mein Fernseher zeigt, sondern Menschen, die Leuten helfen zu überleben und sich zu befreien und eine Ausbildung zu bekommen. Das wären Schritte, die uns allen helfen würden.“
(Quelle: DW.de)
Dmitri Medwedew, Vizechef des Sicherheitsrates Russlands
„Man möchte natürlich, dass die Verräter Russlands im Kerker verrotten oder im Gefängnis sterben, wie das nicht selten geschehen ist. Aber es ist nützlicher, unsere eigenen Leute freizubekommen, die für das Vaterland, für uns alle gearbeitet haben. Und die Verräter mögen jetzt fieberhaft neue Namen auswählen und sich aktiv im Rahmen des Zeugenschutzprogramms tarnen.“
(Quelle: t.me/medvedev_telegram)
Titelbild: Screenshot CBS News