Comedy gegen Wokeness, Klima und Corona – oder besser: Seid ihr bereit für den Booster-Witz?

Comedy gegen Wokeness, Klima und Corona – oder besser: Seid ihr bereit für den Booster-Witz?

Comedy gegen Wokeness, Klima und Corona – oder besser: Seid ihr bereit für den Booster-Witz?

Ein Artikel von Heiko Link

Direkt gegen die „Woke Kultur“, wendet sich das niederländische Comedy-Kollektiv „Hart voor Humor“ (Herz für Humor). Mit Witzen über Klimawahnsinn, Corona-Maßnahmen, Einwanderung und Genderwahn kritisiert die aus sieben Männern bestehende Gruppe den herrschenden Diskurs und setzt sich für die radikale freie Rede ohne Zensur ein. Von Heiko Link.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Nachdem er als Ungeimpfter (offiziell) zwei Jahre lang ausgeschlossen war, tritt Wouter Meijs wieder auf, und zwar am liebsten vor einem Publikum, das ausschließlich aus Geimpften besteht! Das sagt er auf der Bühne, und sein Publikum biegt sich vor Lachen, denn die Begründung ist genauso genial wie einleuchtend: „Ich erzähle schlechte Witze, die nicht funktionieren. Einen Witz, der nicht funktioniert hat, erzähle ich noch mal. Dann funktioniert er wieder nicht. Dann erzähle ich ihn noch ein drittes und ein viertes Mal, und schließlich frage ich das Publikum: Seid ihr bereit für den Booster-Witz?“ Die Antwort ist natürlich ein laut gerufenes „Wir wollen mehr!“, was Meijs freut, denn so wird ein einziger schlechter und nicht funktionierender Witz abendfüllend.

„Wouter ist der einzige unseres Comedy-Kollektivs, der immer noch beim Thema Corona bleibt. Ich nehme an, dass er die Corona-Zeit so verarbeitet“, berichtet Jonathan Krispijn. Der 27-Jährige mit jüdisch-kolumbianischer Abstammung und dunkler Hautfarbe hat das Kollektiv, das in den niederländischen Medien als rechtsextrem, sexistisch, antisemitisch und rassistisch bezeichnet wird, in der Corona-Zeit gegründet. Als die Virus-Panik losging, rief er ein paar Kollegen an. Er fragte sie, ob sie bei Hart voor Humor mitmachen und trotz Lockdown und ohne jegliche Corona-Regeln an geheimen Orten auftreten würden: „Natürlich gab es Reaktionen, dass das viel zu gefährlich sei. Einer der Kollegen, der so reagiert hat, ist später dann doch zu uns gekommen.“ Rogier Kahlmann hatte sich impfen lassen, wollte die Corona-App aber nicht auf seinem Smartphone installieren, weil ihm Privatsphäre und Datenschutz wichtig sind. Deswegen hatte er keinen QR-Code (das niederländische Pendant zu 3G), als seine ungeimpfte Tochter mit ihm zu McDonald’s wollte: „Für seine Tochter tat ihm das leid, und er realisierte in dem Moment, dass es genau das ist, was Ungeimpfte täglich mitmachen.“ Weil das seiner Meinung nach so nicht sein konnte, begann er, zu den Demonstrationen zu gehen und schloss sich den damals noch illegalen Auftritten des Comedy-Kollektivs an.

Voll schräg: Flucht nach Deutschland, um frei zu sein

„Ich habe Künstler miteinander verbunden, die Freiheit wichtig finden“, betont Krispijn. Aufgetreten wurde auf Bestellung auf Bauernhöfen, in Hühnerställen, privaten Gärten und Wohnzimmern. Mal kamen 30 Zuschauer, mal 100, den Rekord verbucht ein Auftritt in Friesland, wo sich in einem ehemaligen Kuhstall 200 Leute versammelten. Die Zuschauer kauften ihre Karten vorab, ohne den genauen Ort zu kennen. Der wurde erst kurz vor dem Auftritt bekannt gegeben: „Wer uns verpetzen wollte, der musste Eintritt bezahlen.“ Wobei die Karten sich preislich im Rahmen hielten und halten. Da die Gruppe ihre Auftritte für jedes Budget anbieten und allen zugänglich machen will, bestimmen die Zuschauer innerhalb einer Preisspanne von 2,50 € bis 20 € selbst, was sie bezahlen möchten. Vor dem Eingang durfte es natürlich keine lange Schlange geben, weswegen der Einlass häppchenweise organisiert wurde.

Erwischt wurden die Jungs nie, aber bei einem Auftritt nahe der deutschen Grenze war es einmal ziemlich knapp. Am Auftrittsort angekommen, ging das Gerücht um, dass jemand die BOA’s – oder auch die Stasi, wie Krispijn die niederländischen Ordnungsbeamten nennt – informiert hatte. Ein deutscher Zuschauer bot seine Garage als Zufluchtsort an, damit die Show doch noch stattfinden konnte. „Als wir losfuhren, dachten wir, dass das wohl ein sehr kleines Ding sein wird“, erinnert sich der 27-Jährige. Am Ende gab es wirklich eine – für Normalsterbliche schon recht ordentliche – Garage. Die Show ging aber in der riesigen Villa mit Swimmingpool gleich nebenan über beziehungsweise auf die Bühne. Weil an diesem Ort nach der Show noch gefeiert und gebadet werden konnte, waren die Jungs von Hart voor Humor natürlich begeistert. Das war aber noch längst nicht alles, denn im Grunde war der Ort schon der sehr gelungene, allererste Witz des Abends: „Wir mussten nach Deutschland, um frei zu sein. Was für eine Ironie! Das fanden wir echt schräg.“

Das Publikum hat sich nach Corona etwas gewandelt. Heute sind es laut Krispijn Ungeimpfte und Geimpfte, größtenteils aber immer noch „Wappies“, die sozusagen das niederländische Pendant zu den Deutschen „Verschwörern“ sind. „Es kommen aber auch viele Menschen, die für Meinungsfreiheit und gegen den Woke-Wahnsinn sind, weil wir dafür sorgen, dass wir beim Sprechen nicht unfrei werden“, sagt Krispijn, der sich selbst aufgrund seiner Hautfarbe in einem seiner Gags als Transneger bezeichnet. Dem 27-jährigen ist es wichtig, dass „es die Freiheit gibt, über Schwarze, Juden, Moslems oder was auch immer Witze zu machen“. Festgeschrieben ist das auch in dem Hart voor Humor Manifest, dessen erster Absatz lautet: „Die Grundlage unseres Humors ist, dass ein guter und ein schlechter Witz derselben Sache entspringen, nämlich dem Versuch, lustig zu sein. Man weiß nie im Voraus, bevor man es gesagt hat, ob etwas lustig ist. Wir Comedians kämpfen für den Versuch, lustig sein zu dürfen. – Patrice O’Neal (*07. Dezember 1969, †29. November 2011)“

Beim Witze Machen gibt es keine Grenzen

Auf die Frage, ob es beim Witze Machen Grenzen gibt, antwortet Krispijn mit einem klaren Nein: „Was mich betrifft, kann man auch über ein totes Baby einen Witz machen.“ Als Beispiel bringt er seinen Kollegen Paul Schoolderman, der mit einem solchen Witz auf die Situation in niederländischen Asylantenunterkünften aufmerksam machen will. Als in den Nachrichten kam, dass in einer überfüllten Unterkunft in Ter Apel ein Baby in einer Turnhalle gestorben ist, sagte er noch in derselben Woche auf der Bühne: „Es gibt Menschen, die gegen diese Unterkünfte mit Asylanten-Raus-Plakaten demonstrieren und Feuerwerk abfeuern, und am Ende kommen sie dann doch. Es funktioniert also nicht. Was du wahrscheinlich tun musst, ist ein totes Baby in einer Turnhalle ablegen. Dann wird das Problem gelöst.“ Den Witz würde Krispijn auch im Fernsehen bringen, wenn theoretisch auch die Eltern des Babys zugucken könnten: „Du musst es Dir ja nicht ansehen. Es geht einfach um das freie Wort.“

Besser nicht angesehen hat man sich in Zeiten von Corona die ein oder andere Satire- / Comedy-Show im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen, in der über Ungeimpfte, Maßnahmenkritiker und viele mehr kräftig hergezogen wurde. Bis heute scheint man bei den jetzt aktuellen Themen weder Grenzen noch Gnade zu kennen, wenn es darum geht, die Zuschauer zu verhöhnen. Auf die Frage, ob das nicht vergleichbar wäre, antwortet Krispijn: „Ja, das kenne ich auch. Das weckt Widerstand, weil es im Humor normalerweise um Macht geht.“ Für ihn ist Humor immer ein „Tritt gegen die Macht“. Witze über eine Gruppe zu machen, die sowieso schon ausgeschlossen wird, die man nirgendwo reinlässt, die aus welchen Gründen auch immer der Underdog ist, ist für den Niederländer mit jüdisch-kolumbianischer Herkunft eine sehr schräge Auswahl der Zielgruppe: „Normalerweise würdest du den König oder den Regierungschef wählen, aber die Comedians von heute gehören zum Establishment.“ Früher haben die Kollegen laut Krispijn von weit links gegen das Establishment geschossen, heute sind sie selbst die Bosse der Institutionen: „Vor allen Dingen in der Regierung, den Gerichten und Hochschulen. Sie sind jetzt an der Macht, haben einen Gott-Komplex und besitzen ideologisch gesehen die Medien.“

Jonathan Krispijn ist libertärer Kommunist und Yoga-rechts

Medienmacher ist Jonathan Krispijn selbst auch. Während er und seine Kollegen Hart voor Humor nebenbei als Hobby betreiben, berichtet der 27-Jährige im Hauptberuf für den alternativen Rundfunk „ON! – Ongehoord Nederland“ (Nicht gehörte Niederlande) aus der zweiten Kammer des niederländischen Parlaments. Dort stellt er (vermutlich so ähnlich wie Florian Warweg in der Bundespressekonferenz) Fragen, die die Politiker nicht hören wollen: „Vieles wird negiert und ich bekomme wenig zurück, aber trotzdem finde ich es wichtig, diesen Job zu machen.“ Praktisch ist, dass dieser Job auch Futter für sein Comedy-Programm liefert. Auf der Bühne nimmt Krispijn sich selbst auf die Rolle, wenn er erzählt, wie er den Parteivorsitzenden des als rechtspopulistisch angesehenen Forum voor Democratie (FVD), Thierry Baudet, nachts um vier im Unterhaus trifft. Baudet ist laut Krispijn für seinen Alkoholkonsum bekannt und auch dafür, ein „Wappie“ und Gegner der Corona-Maßnahmen zu sein. Der Comedian spielt eine Szene, in der er den betrunkenen Baudet auf die Verantwortung hinweist, die Politiker übernehmen müssen. Und er lallt – selbst auch total besoffen –, dass das Gleiche natürlich auch für Journalisten gelte: „In der Szene gehöre ich dazu. Ich bin auch ein Trottel, und du kannst die ganze Zeit sehen, dass ich auch zu nichts tauge.“

Auf die Frage, ob er selbst ein Rechter sei, antwortet Krispijn: „Ich bezeichne mich als Yoga-rechts.“ Die Bezeichnung „libertärer Kommunist“ empfindet der 27-Jährige aber auch als passend: „Ich bin ein bisschen libertär und will weniger Staat. Sozial finde ich aber auch gut und bin trotzdem gegen Zwang. Das Verrückte ist, dass ich ein bisschen was von beiden Seiten habe und nirgendwo dazugehöre.“ Wenn Jonathan Krispijn mit Journalisten aus dem Mainstream spricht, dann sagt der Dunkelhäutige aber einfach nur, er sei rechts: „Dann können sie unser Comedy-Kollektiv in einen Rahmen packen, und für jeden ist deutlich, wo wir stehen. Wir sind anti-globalistisch, anti-woke und so gesehen pro-nationalistisch für die Menschen.“ Natürlich könne er mit der Mainstream-Presse auch über Verbindung reden, aber „das ist dann für einen Artikel natürlich nicht sexy“.

Wichtig ist dem Gründer des Kollektivs, dass Comedians mit unterschiedlichen Meinungen dabei sind, die diese frei äußern. So steht es auch im Manifest der Gruppe an dritter Stelle festgeschrieben: „Die Comedians von Hart voor Humor sind unterschiedlicher Meinung, aber sie halten es für wichtiger, über die Unterschiede der anderen zu lachen, als sie zu verabscheuen. Uns interessiert nicht, welchen Standpunkt jemand vertritt, sondern nur, ob er ihn lustig formulieren kann.“ Oder mit den Worten von Krispijn: „Wir sind weder rechts noch links, denn wir alle wissen, dass das ein vergehendes Konzept ist, auch wenn darüber in der öffentlichen Debatte leider noch gesprochen wird.“

Wappie oder nicht: Jeder kriegt sein Fett weg!

Der geimpfte Comedian Taco Eijzenbach ist einer, der im Comedy-Kollektiv gegen den Strom schwimmt. „Seit anderthalb Jahren trete ich bei Hart voor Humor auf, und genauso lange wird mir gesagt, dass ich sterben werde. Ich lebe aber immer noch! Vielleicht ist es das, was die anderen meinen, wenn sie sagen, dass die Impfung nicht funktioniert?“, sagt er während seiner Auftritte. Paul Schoolderman ist laut Jonathan Krispijn zwar nicht geimpft, aber ansonsten ein gemäßigter Typ, der noch nicht mal glaubt, dass man in den Niederlanden auf ein Sozialkredit-System nach chinesischem Vorbild zusteuert: „Er findet, dass die Politik nichts taugt, und ist anderer Meinung als die Regierung. Aber zu sagen, dass wir uns auf ein Sozialkredit-System zubewegen, so weit würde er nicht gehen.“ Dafür sagt der genauso glatzköpfige wie dunkelhäutige und linke Marokkaner Badr Maghrani ständig etwas, was das Publikum nicht hören will, wie beispielsweise: „Habt ihr die ukrainischen Frauen mit den Molotowcocktails und Waffen im Fernsehen gesehen? Und habt ihr euch im Corona-Widerstand auf dem Museumsplatz in Amsterdam auch so gefühlt wie diese Menschen?“ Jonathan Krispijn findet es schön, wenn dem Publikum so der Spiegel vorgehalten wird: „Es verändert deine Perspektive, wenn jemand den Widerstand nach dem Überfall auf ein Land mit den Widerstand-Rufen bei den Corona-Demos vergleicht.“

Im Publikum kriegt jeder sein Fett weg, und da es keine Grenzen gibt, kommt es natürlich auch schon mal vor, dass jemand findet, auf der Bühne sei man zu weit gegangen. Das ist laut Krispijn einer der Gründe, warum die Gruppe für jedes Budget spielt: „Jeder entscheidet selbst, was er bezahlt, und es können nur 2,50 Euro sein. Wenn du dann mittendrin rausgehen willst, kannst du das gerne machen. Wir haben keine kommerzielle Pflicht, anders aufzutreten, als wir wirklich sind. Unsere Stärke ist, dass wir auf der Bühne komplett unabhängig sind und die totale Freiheit haben.“

Mit der selbst geschaffenen Freiheit und all dem Humor geht der 27-jährige Gründer von Hart voor Humor zwar von einem lachenden, nicht jedoch von einem Happy End aus. Obwohl in unserem Nachbarland eigentlich der Grundsatz „Alles wird gut“ gilt, sagt Krispijn: „Alles, was wir machen können, ist herrlich lachen und uns ein bisschen verbinden.“ Es gäbe sicherlich eine kleinere Gruppe von Menschen, die begreift, wohin sich alles entwickelt, aber davon würde es nicht gut: „Wir können so lange wie möglich hierbleiben und kämpfen, aber letztendlich müssen wir wahrscheinlich irgendwann ins Ausland flüchten.“ Nur: Wohin?!? Vielleicht nach Afrika, sagt Krispijn: „Wenn die Afrikaner uns dann in unseren Ruderboten sehen, denken sie wahrscheinlich: Sch**ße! Jetzt kommen die zu uns! Aber nicht als Flüchtlinge, sondern um den Laden hier zu übernehmen!“ In Afrika angekommen, stellt sich dann natürlich noch eine weitere Frage: Kann Wouter Meijs weiterhin die leichten Abende vor einem Publikum mit 100 Prozent Geimpften spielen?

Titelbild: © Jonathan Krispijn

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