Wehrpflicht für ultra-orthodoxe Juden: Israel will sie loswerden und als Kanonenfutter im Krieg verheizen
Israel will erstmals in seiner Geschichte ultra-orthodoxe Juden (Haredim) in die Armee einberufen. Die israelische Armee kündigte an, ca. 6.000 Einberufungsbescheide an ultra-orthodoxe Juden zu verschicken, was umgehend zu Demonstrationen ultra-orthodoxer Juden führte, bei denen die israelische Polizei als „Nazis“ bezeichnet wurde. Es sollen zunächst nur solche Haredim eingezogen werden, die eine Arbeit aufgenommen haben oder die das Torah-Studium abgebrochen haben.[1] Von Ernesto Loll.
Ultra-orthodoxe Juden bezeichnen die israelische Polizei und die israelische Armee bei Demonstrationen regelmäßig als Nazis, weil sie einen Staat repräsentieren, den sie oftmals ablehnen[2], und weil sie sich nicht nur gegenüber den ultra-orthodoxen Juden gewalttätig verhalten, sondern natürlich auch gegenüber den Palästinensern.
Der oberste Gerichtshof Israels hatte im Juni 2024 die Ausnahme der Haredim von der allgemeinen Wehrpflicht gekippt, die seit der Gründung Israels bestand und somit den Staat dazu verpflichtet, sie einzuziehen.[3]
Manchen kann die Umsetzung dieses Urteils gar nicht schnell genug gehen: „Es besteht eine große Kluft zwischen den unmittelbaren Bedürfnissen der Armee, wie sie den politischen Führern angesichts des starken Personalschwunds aufgrund des anhaltenden Krieges in Gaza und mit der Hisbollah präsentiert werden, und dem Tempo, mit dem die israelische Armee plant, junge ultraorthodoxe Männer zu rekrutieren. Der Generalstab sprach von einer Notwendigkeit, zusätzliche Brigaden aus Wehrpflichtigen aufzustellen, angesichts der seit dem Massaker vom 7. Oktober erlittenen Verluste. (…) Die israelische Armee beabsichtigt, dass die meisten Wehrpflichtigen relativ jung sind, damit sie in Kampfrollen oder als Kampfunterstützer eingesetzt werden können“, wie die israelische Zeitung Haaretz Anfang Juli schrieb.[4]
Man sieht also, dass die Haredim direkt in den Krieg geschickt werden sollen, da sie direkt in die Kampfhandlungen eingebunden werden sollen.
Kanonenfutter für Expansionskriege Israels dringend gesucht
Offenbar hat die israelisch-amerikanische Elite nicht genügend Kanonenfutter für ihre permanenten Expansionskriege zur Verfügung. Derzeit will Israel den Gaza-Streifen sowie das Westjordanland annektieren, genau so wie es schon die Golan-Höhen und Ostjerusalem annektiert hat.
Dafür und für die sich in Vorbereitung befindlichen Kriege Israels und der USA gegen den Libanon, Syrien und gegen den Iran, brauchen sie unbedingt Kanonenfutter, weshalb sie die Wehrpflicht in Israel nunmehr auch für ultra-orthodoxe Juden umsetzen wollen (was bisher nicht geschah), und ebenso wollen sie die formal bereits bestehende Wehrpflicht in den USA nunmehr auch tatsächlich umsetzen[5] (was bisher ebenfalls nicht geschah).
Dazu muss man wissen, dass ultra-orthodoxe Juden oftmals die Existenz Israels an sich ablehnen und verurteilen, sowie die Kriegsverbrechen der israelischen Armee offen kritisieren und verabscheuen. Ganz im Gegensatz zu unserer feigen Presse und im Gegensatz zu unseren feigen Politikern, die allesamt nur seelenlose Marionetten ohne selbstständige Gedanken sind.
Weil ultra-orthodoxe Juden oftmals Anti-Zionisten sind und weil sie es wagen, sich offen gegen den israelischen Staat zu stellen, sollen sie nunmehr als Kanonenfutter an der Front verheizt werden. Sie sollen praktisch ins offene Messer laufen und sterben. Denn jedem sollte klar sein, wer sein Leben dem Thora-Studium gewidmet hat wie die ultra-orthodoxen Männer, der ist weder in der Lage noch willens, militärisch irgendwie von Nutzem zu sein, auch nicht nach einem etwaigem Militärtraining, das sie ohnehin grundsätzlich ablehnen.
Das Recht auf Kriegsdienstverweigerung gibt es in Israel praktisch nicht
Einige ultra-orthodoxe Männer mögen das Thora-Studium abgebrochen haben oder sie mögen angefangen haben zu arbeiten, das nimmt ihnen aber nicht das Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Das Recht auf Kriegsdienstverweigerung aber akzeptiert der israelische Staat faktisch nicht. „Israel erlaubt zwar Befreiungen vom Militärdienst aus einer Reihe von Gründen, darunter psychische und medizinische Probleme, bei Einwänden religiöser Art, sowie für arabische Israelis, jedoch selten für Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen. Kriegsdienstverweigerung ist eines der umstrittensten Themen in Israel“, wie etwa die israelische Zeitung Times of Israel schreibt.[6]
Faktischer Vernichtungskrieg gegen ultra-orthodoxe Juden, die militärisch völlig nutzlos sind
Ultra-orthodoxe Juden zum Kriegsdienst zu zwingen, ist in etwa damit vergleichbar, als würde man christliche Prediger zum Kriegseinsatz zwingen, die ebenfalls Gewalt grundsätzlich ablehnen dürften.
Der israelische Staat will also nicht nur die palästinensischen Zivilisten in Gaza und im Westjordanland möglichst in Gänze auslöschen, sondern offenbar die ultra-orthodoxen Juden gleich mit. Denn, wie die israelischen und deutschen Medien nicht müde werden zu betonen: Die ultra-orthodoxen Juden kosten den israelischen Staat viel Geld an Unterhalt und staatlicher Förderung. Sie haben große Familien und sie haben die höchsten Geburtenraten in Israel. Stand 2023 gab es ca. 1,3 Millionen Mitglieder der Haredim-Gemeinschaft, im Jahre 2038 sollen es laut Prognosen 2,15 Millionen werden und im Jahre 2048 2,86 Millionen.[7] Das dürfte der entscheidende Punkt sein für diejenigen, die sie endlich zum Militärdienst heranziehen und als Kanonenfutter verheizen wollen.
Haredim sollen für die Expansionspläne Israels sterben, dessen Existenz sie nicht einmal anerkennen
Wenn Zivilisten gegen ihren Willen zum Einsatz in einem Krieg gezwungen werden, dessen politische Kriegsziele sie nicht teilen, dann sind sie bloßes Kanonenfutter für fremde Interessen.
Ultra-Orthodoxe lehnen oftmals schon die Existenz Israels völlig ab, sie können also auch gar nicht die Kriegsziele Israels teilen. Die Kriegsziele Israels sind es, immer weitere Gebiete zu annektieren, derzeit den Gaza-Streifen und das Westjordanland. Genau diese Art der Expansionpolitik Israels, die über Leichen geht, lehnen sie ab.
Zivilisten sind grundsätzlich für einen modernen Krieg völlig ungeeignet, aber bei Ultra-Orthodoxen kommt noch mal hinzu, dass sie schon von der Lebensführung und der Lebenseinstellung her ein friedliches, religöses Leben in einer großen Familie anstreben, und dass sie nicht wie Schwarzenegger den ganzen Tag Gewichte heben, dass sie nicht wie Kiesewetter den ganzen Tag vom Krieg gegen die halbe Welt träumen, und dass sie nicht wie Asow-Gründer Biletsky[8] von einem „Kreuzzug“ der „weißen Rassen“ gegen die „von Semiten geführten Untermenschen“ träumen.
Ultra-Orthodoxe lesen den ganzen Tag lang die Torah. Diejenigen, die arbeiten, arbeiten vielleicht als Pizza-Lieferant oder wer weiß was, sie sind aber zumindest in einer ultra-orthodoxen (also in einer hochreligiösen) Familie aufgewachsen und sind damit schon von der Erziehung her für einen Krieg komplett ungeeignet. So jemanden kann man doch nicht ernsthaft in einen Krieg schicken.
Also kurzum, sie sind von der Einstellung her und von den körperlichen Fähigkeiten her für den Krieg komplett ungeeignet und werden daher auch in überproportionaler Weiser sterben.
Eine Wehrpflicht zwingt Zivilisten dazu, in den Krieg zu ziehen
Wenn man Zivilisten unter dem Vorwand einer Wehrpflicht in den Krieg schickt, ist das nichts anderes als ein Verheizen, denn es ist von vornherein klar, dass sie im Vergleich zu Berufssoldaten, die das ja auch als ihre Lebensmission sehen, überproportional sterben werden. Das sieht man an der Ukraine, das sieht man sicherlich auch jetzt schon in Israel.
Ultra-Orthodoxe jedoch sind noch hilfloser auf dem Schlachtfeld. Das ist schon kein Verheizen mehr, das ist nur noch ein bloßes Wegwerfen von Menschenleben, wenn ultra-orthodoxe Juden in den Krieg geschickt werden. Das ist kompletter Wahnsinn.
Hinzu kommt noch, dass die staatliche Förderung für die ultra-orthodoxen Juden relativ teuer ist und sie sich durch ihre kinderreichen Familien stark vermehren. Was ist also die Lösung für dieses demografische „Problem“? Haredim der Wehrpflicht unterwerfen und sie dann in einen Krieg schicken (oder per Salamitaktik über viele Jahre in mehrere Kriege) und das mit einer Wehrpflicht begründen. So verringern sich auch die Zahlen der Haredim.
Wie haben sie es geschafft, die Haredim der Wehrpflicht zu unterwerfen? Sie haben eigens dafür Organisationen gegründet und gemeinsam mit Privatpersonen vor dem obersten Gerichtshof Israels genau dafür geklagt und gewonnen.
Es kommt zwar jetzt noch darauf an, wie viele Haredim eingezogen werden, ob es bei der bisherigen vierstelligen Zahl bleibt oder ob es nach der altbekannten Salamitaktik vielleicht immer mehr und mehr werden, die in den Krieg müssen bzw. in mehrere Kriege. Aber es steht jedenfalls zu befürchten, dass die Haredim-Gemeinschaft schwere Verluste in Israels Kriegsfeldzügen erleiden wird. Was für Kriegsfeldzüge werden das sein? Wie man derzeit sieht in Gaza, im Westjordanland, weiterhin der Südlibanon, vielleicht weitere Gebiete Syriens, und auch die Sinai-Insel wird früher oder später von Israel besetzt werden.
Man kann nur hoffen, dass einberufene Haredim den Weg ins Gefängnis wählen, statt sich an der Front verheizen zu lassen, wie etwa der 22-jährige Josef es vorhat:
„Seit der Gründung des Staates (Israel) haben wir uns nicht zur Armee gemeldet … Jetzt wollen sie uns mit Gewalt zum Dienst zwingen. Das wird nie funktionieren. In einem demokratischen Staat können sie nicht viel tun, außer uns ins Gefängnis zu stecken. Wir haben keine Angst vor dem Gefängnis. Wir lachen über das Gefängnis … und je mehr Menschen ins Gefängnis kommen, desto mehr Demonstrationen wird es im Land geben.“, so Josef.[9]
Das Schweigen der Politiker
Es ist klar, dass die westliche Presse und die westlichen Politiker zu der Wehrpflicht für die ultra-orthodoxen Juden erst recht schweigen, denn zu dem Völkermord an den Palästinensern schweigen sie ohnehin und wollen von dem Wort „Völkermord“ erst gar nichts wissen.
Unsere Politiker und Journalisten sind lediglich Marionetten und haben ohnehin keine eigene Meinung, noch haben sie ein moralisches Gewissen, von daher fällt das Schweigen zu Ungerechtigkeiten leicht.
Würde man unsere Politiker und unsere Journalisten mit im Labor erzeugten Körpern ersetzen, die mit künstlicher Intelligenz gesteuert werden, würde es wahrscheinlich niemandem auffallen. Vielleicht ist es ja schon so weit.
Wer einmal schweigt, wenn es andere betrifft, der schweigt auch, wenn es einen selbst betrifft
„Für den Sieg des Bösen ist es ausreichend, wenn die Guten nichts tun!“, so der Schriftsteller und Staatsphilosoph Edward Burke. Die Armeen und die Geheimdienste morden und vergewaltigen, die Zivilisten daheim schweigen, weil sie selbst nichts abbekommen wollen. Damit wäre der Westen ausreichend beschrieben.
Wer zu dem Völkermord an den Palästinensern geschwiegen hat, der spätestens seit dem Oktober 2023 im Gange ist, der wird bei dem Verheizen der orthodoxen Juden als Kanonenfutter erst recht nicht den Mund aufmachen.
Wer bei dem Verheizen der Ukrainer als Kanonenfutter für fremde Interessen schweigt, der wird auch bei den hochreligiösen Haredim nicht den Mund aufmachen, wenn sie für die Expansionpläne Israels verheizt werden.
Ukrainer werden zum Beispiel dafür verheizt, dass westliche Aktionäre einmal vom ukrainischen Lithium profitieren können, dafür, dass die US-Armee aus der Krim einen unsinkbaren Flugzeugträger machen kann, dafür, dass amerikanisches LNG zu Mondpreisen in Deutschland verkauft werden kann, dafür, dass russisches Gas aus Europa verbannt wird, dafür, dass die NATO und die EU „glaubwürdig“ sind und weiter expandieren können, etc. Die Haredim werden nunmehr ebenso für völlig abstruse Expansionspläne missbraucht.
Wer Israel nicht dafür kritisiert, dass es das Recht auf Kriegsdienstverweigerung faktisch nicht anerkennt, wer die Ukraine nicht dafür kritisiert, dass sie das Recht auf Kriegsdienstverweigerung faktisch nicht anerkennt, der wird auch schweigen, wenn es (in absehbarer Zukunft) genau so in Deutschland gehandhabt wird, etwa bei einem Krieg gegen Russland, auf den die westlichen Eliten ja unbeirrt zusteuern. Die Bundesregierung will die Wehrpflicht nicht ohne Grund in Deutschland wieder einführen.
Martin Niemöller
An dieser Stelle darf man vielleicht noch frei nach Pastor Niemöller sagen:
Als die Nazis die Ukrainer holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Ukrainer.
Als sie die ultra-orthodoxen Juden holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein ultra-orthodoxer Jude.
Als sie mich holten,
gab es keinen mehr,
der protestieren konnte.
Ernesto Loll
17.07.2024
[«1] Siehe etwa: Israeli Army to Issue Thousands of Draft Notices to ultra-Orthodox Men, Sparking Protests, Haaretz, Jul 17, 2024 9:12 am IDT, Yaniv Kubovich, Ran Shimoni, Noa Shpigel and Josh Breiner
[«2] Siehe etwa: Ultra-Orthodoxe gegen den Staat Israel: „Die Idee des Zionismus ist ein Angriff auf unsere Religion“, Deutschlandfunk, Von Stefanie Oswalt · 06.05.2018
[«3] In historic ruling, High Court says government must draft Haredi men into IDF, By Jeremy Sharon, Times of Israel, 25 June 2024, 2:05 pm
[«4] Analysis | Israel’s Planned Draft of ultra-Orthodox Falls Far Short of the Army’s Current Needs, Amos Harel and Yaniv Kubovich, Jul 11, 2024 6:00 am IDT, Haaretz
[«5] Siehe etwa: Reuters, Fact Check: House bill would automate Selective Service registration already required
[«6] IDF chief urges youth to enlist, as students call to refuse service due to overhaul, By Emanuel Fabian, Times of Israel, 6 September 2023, 9:22 pm
[«7] Israel: Ultra-Orthodox Jewish population grew by 509% since 1979, i24NEWS2, April 26, 2023 at 12:44 PM, latest revision March 04, 2024 at 01:11 PM
[«8] Ukraine’s National Militia: ‘We’re not neo-Nazis, we just want to make our country better’, The Guardian, Marc Bennetts in Kiev, Tue 13 Mar 2018 06.00 CET
[«9] ‘We will not enlist:’ Ultra-Orthodox in Israel vow to defy orders to serve in the military, By Jo Shelley and Mike Schwartz, CNN, Updated 11:42 AM EDT, Mon July 1, 2024