Einer der Werbesprüche der Urlaubsregion Südpfalz, des Ursprung der NachDenkSeiten, lautet: Wohnen, wo andere Ferien machen. – Die Urlauber aber müssen hinnehmen, dass sie im anerkannten Erholungsort mittags um 14:00 Uhr von der Motorsense und anschließend vom motorisierten „Laubbläser“ des Gemeindearbeiters geweckt werden. Was der Gemeindearbeiter nicht schafft, das erledigen die Nachbarn mit ihren Rasenmähern. Davon, dass eine Wiese besonders schön ist und Hummeln, Bienen und anderem Getier die nötige Nahrung verschafft, wenn sie wachsen und blühen kann, haben offensichtlich die meisten Zeitgenossen nichts mehr gehört und gelesen. Alles wird glatt- und plattgemacht. Albrecht Müller.
Zusammen mit der Chemisierung des Weinbaus und der Landwirtschaft hat das in unserer Region dazu geführt, dass die Artenvielfalt bei den Vögeln auf ein Minimum geschrumpft ist: Spatzen gibt es gerade noch. Und auch noch ein Rotschwänzchenpaar, aber keine Kohlmeisen, keine Schwanzmeisen, keine Blaumeisen, keine Spechtmeisen, keine Buchfinken, keine Distelfinken, keine Grünfinken, keine Schleiereulen, keine Buntspechte, keine Grünspechte und des Nachts keine Käuzchen mehr und auch keine Wiedehopfe. Die massive Schrumpfung der Artenvielfalt hat in kurzer Zeit stattgefunden, im konkreten Fall innerhalb von 40 Jahren.
Meine Generation hat, soweit sie auf dem Land lebte, gelernt, dass es ausreicht, zweimal im Jahr die Wiese zu mähen. Damit hatten die Wiesenblumen die Chance, zu blühen und Samen zu entwickeln. Das war im Sinne der Natur und es war auch ökonomisch sinnvoll. Heute wird gemäht, noch bevor die ersten Knospen sprießen. Oder es wird gleich ein Automat eingesetzt, der den ganzen Tag über den Rasen rollt. Hochmodern. Aber vernichtend.
Es gibt eine gegenläufige Entwicklung, die ein bisschen hoffen lässt: Die Bundes-Straßenverwaltung lässt zumindest in unserer Region das Gras und auch die Blumen in den Grünstreifen entlang der Straßen wachsen – immerhin ein Einstieg zur ökologischen Vernunft.
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