Wenn ich Ihnen wie im konkreten Fall die Schritte einer perfekten Manipulation am Beispiel meiner Tageszeitung zeige, dann hat das nur den Zweck, an einem konkreten Beispiel zu demonstrieren, wie wir vermeiden können, auch bei der wichtigen Frage von Krieg oder Frieden manipuliert zu werden. Dies vorweg. Zum Vorgang selbst: Am Samstag, den 13. Juli, erschien Die Rheinpfalz auf der Frontseite mit der Schlagzeile: „Plante Kreml Mord an Rheinmetall-Chef?“. Albrecht Müller.
Im dreizeiligen Vorspann zum Text wird gemeldet, Moskau plane einen Anschlag auf den Chef von Rheinmetall. Die zum Beleg dieser Behauptung wichtige Zeile lautet:
„Laut dem TV-Sender CNN haben US-Geheimdienste dafür Beweise.“
Im darunter stehenden Text wird aber kein Beleg dafür angeführt. Es wird berichtet, dass Rheinmetall Rüstungsgüter an die Ukraine liefert und es wird ein Foto des Rheinmetall-Chefs mit dem ukrainischen „Minister für strategische Industrien“ abgebildet. Kein einziger Beleg also für die Behauptung, der Kreml plane den Mord am Rheinmetall-Chef.
Am Ende des Berichtes auf der ersten Seite wird auf einen Kommentar auf Seite 2 verwiesen. Siehe hier:
Dieser Kommentar ist überschrieben mit „Putin zielt auf Deutschland“. Die beiden einführenden Zeilen heißen:
„Für Russlands Machthaber zählt Deutschland längst zum Schlachtfeld im Krieg um die Ukraine. Das zeigen die Pläne, den Rheinmetall-Chef zu ermorden.“
Jetzt ist also aus der noch zurückhaltenden Behauptung von Seite 1, der TV-Sender CNN habe gemeldet, US-Geheimdienste hätten Beweise, schon die Feststellung geworden:
„Das zeigen die Pläne, den Rheinmetall-Chef zu ermorden.“
Auch die drumherum gruppierten Sätze verstärken den Feindbildaufbau. Typisch dafür der erste Absatz des Kommentars:
„Eigentlich sollte niemand überrascht sein.“
Und weiter geht es im gleichen Text:
„Es braucht längst keine Beweise mehr dafür, wie skrupellos das Regime von Russlands Machthaber Wladimir Putin vorgeht. Wer ein Kinderkrankenhaus mit Marschflugkörpern beschießen lässt, wer einen Angriffskrieg mit Massakern an der Zivilbevölkerung befiehlt, hat gezeigt, dass menschliche Werte für ihn nicht zählen.“
Mit der beiläufig eingeführten Behauptung, es brauche längst keine Beweise mehr, wird den geneigten Leserinnen und Lesern gleich noch empfohlen, nicht nach Beweisen zu fragen. Typisch ist übrigens auch hier die Personalisierung. Putin, der Schreckliche.
Insgesamt ist das wieder einmal ein Beispiel für perfekte Manipulation. Ich mache auf diesen konkreten Fall aufmerksam, um Sie zu ermuntern, in Ihrem Freundschafts- und Familienumfeld an diesem konkreten Beispiel sichtbar zu machen, wie wir an der Nase herumgeführt werden.
Das ist wichtig, um die Methoden der geläufigen Manipulation kennenzulernen; es ist im konkreten Fall auch wichtig, um den mörderischen Feindbild-Aufbau zu stören.
Übrigens ist der Feindbildaufbau beileibe nicht auf meine Regionalzeitung beschränkt. So sieht er zum Beispiel bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung aus. Siehe hier die Abbildung auf der Frontseite:
Hier noch der Link zum Umgang des ZDF mit dem Thema.
So macht man Meinung. So werden wir manipuliert.
Bitte sehen Sie mir nach, dass ich immer wieder auf konkrete Fälle von Manipulation aufmerksam mache und auch auf den wichtigen Fall: auf den Aufbau eines Feindbildes von den Russen. Wir kennen das aus der Geschichte unseres Volkes. Unsere Vorfahren sind lange Zeit darauf getrimmt worden, in den Franzosen den großen Feind, den Erzfeind zu sehen. Und dann ging es immer wieder um die Russen.
Zur deutschen Geschichte gehört auch die positive Wendung, mit Beginn der Entspannungs- und Friedenspolitik in den Nachbarn im Westen und im Osten Freunde zu sehen. Die dafür geprägte Formel sollte auch heute gelten und unsere Leitlinie sein:
„Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein …“
Siehe hier in einem Bericht über die Regierungserklärung Brandts vom 28. Oktober 1969. Brandts Kernbotschaften lauten: „Wir wollen mehr Demokratie wagen“ und „Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein und werden – im Inneren und nach außen.“
Wir haben in der jüngeren Geschichte bewiesen, dass es auch anders geht, als es heute üblich ist.
In diesem Zusammenhang sollten wir unsere Zeitgenossinnen und -genossen auch darauf aufmerksam machen, wie anders die deutsche Politik mit dem Abgrund des Bösen aus Moskau schon einmal umgegangen ist:
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